Augsburger Kinodreieck beantragt Insolvenz: Was wird aus unseren Kinos? | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Thalia-Kino, Mephisto und Savoy: Kann der Vorhang noch aufgehen oder heißt es Abspann und Post-Credit-Szene ab auf den Leinwänden unserer Lieblings Lichtspielhäuser?

Augsburger Kinodreieck beantragt Insolvenz: Was wird aus unseren Kinos?

Es ist offiziell: Die traditionsreiche Kinolandschaft Augsburgs, mitsamt der Open-Air Eventreihe „Lechflimmern“ und der Gastronomie Reesepark, befindet sich in wirtschaftlicher Notsituation. Die ARB Kino GmbH hat kürzlich beim Augsburger Amtsgericht einen vorläufigen Insolvenzantrag gestellt. Nach Zustimmung seitens des Amtsgerichts wurde bereits die Kanzlei „SGP Schneider Geiwitz Partner“ kontaktiert, um einen Rechtsanwalt in Sachen Insolvenzverwaltung zu stellen. Christian Plail strukturiert nun als leitender Anwalt den Anspruch auf Insolvenzgeld der 70 Mitarbeitenden.

Fortsetzung folgt für Thalia-Kino, Mephisto und Savoy?

Vorerst ist eine erste Entwarnung oder ein Aufatmen angesagt: Denn die Filmvorführungen sollen trotz allem weiterlaufen. Das Thalia-Team arbeitet gemeinsam daran, die bereits geplanten Veranstaltungen und auch die reservierten Events im angeknüpften Gastrobetrieb planmäßig stattfinden zu lassen. Der Geschäftsbetrieb läuft also wie gewohnt weiter, oder? Vorerst ja, aber die Frage bleibt, was die aktuellen Ereignisse langfristig für den Kulturbetrieb der Stadt bedeuten.

Gutscheine, Kinoprogramm und Öffnungszeiten: Das sind die Einschränkungen

Bislang verlaufen sich die Einschränkungen durch das Insolvenzrecht darauf, dass eure Kinogutscheine nicht mehr eingelöst werden können. Der Insolvenzverwalter Christian Plail verschafft sich aktuell aber noch immer einen Überblick über die wirtschaftliche Lage. Das heißt, erstmal abwarten und in der Zwischenzeit, wenn möglich, die kleineren Kinos besuchen, um dem, Kulturangebot etwas finanzielle Unterstützung zu geben. Plail äußert sich zuversichtlich, aber mit rationalem Blick auf die Situation: „Die Stabilisierung des laufenden Betriebs steht in dieser Phase klar im Vordergrund, um eine geordnete Fortführung zu gewährleisten und mögliche Sanierungsansätze zu prüfen.“

Warum das Thalia Kino so wichtig für Augsburg ist

Das Thalia-Kino am Obstmarkt ist als eines der ältesten Kinos Deutschlands längst zu einem kulturellen Wahrzeichen unserer Lieblingsstadt geworden. Mit seinem integrierten Café und dem zugehörigen Mephisto-Kino mitsamt Gastronomie „Reesepark“ bereits seit den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts einen wichtigen Treffpunkt für Gespräche, Kunst und Gemeinschaft dar. Auch das, noch immer im Umbau feststeckende, Savoy-Kino und die beliebte Sommer-Eventreihe „Lechflimmern“ gehören zum Thalia-Kino und gestalten jedes Jahr aufs Neue das Kulturprogramm mit bunten Farben und spannenden Perspektiven. Eins ist sicher: Die Kinos und Gastros der ARB Kino GmbH würden wirklich sehr fehlen!

Als Kinogeschichte in Augsburg geschrieben wurde

1907 war es noch ein bedeutender Schritt für die Filmgeschichte. Die meisten Filmvorführungen spielten sich als Wanderkinos in Bayern für die Zuschauer:innen ab bevor der Saal des heutigen Thalia-Kinos in ein festes Filmtheater umgewandelt wurde. Damals eröffnete der Betrieb unter dem Namen „Thalia-Theater mit Kinematograph“. Damit gehört das Thalia zu den frühesten stationären Lichtspielhäusern Bayerns und begleitete fortan über Jahrzehnte hinweg, die Entwicklung des Films. Auf den Leinwänden des Thalias wurden Stummfilmvorführungen mit Live-Begleitung bespielt, und es waren eben diese Leinwände, die den ersten Tonfilm in Augsburg zeigten und bis hin zur modernen digitalen Projektion den Vorhang aufmachten. Es ist und war schon immer ein Saal, mit langer Tradition und einer tiefen Verankerung in der Stadtgesellschaft sowie ein großer Bestandteil der regionalen Kinokultur.

Das sind die Ursachen der wirtschaftlichen Kino-Krise

Es sind verschiedene Entwicklungen, die zusammen zu der wirtschaftlichen Schieflage der ARB Kino GmbH geführt haben. Die Kosten und finanzielle Belastung waren noch vor Beginn der Corona-Pandemie ein ungebetener Gast im Kinosaal und verlangsamten den umfangreichen Umbau des Savoy-Kinos. Durch die Pandemie stiegen die Kosten deutlich, wodurch der Umbau verzögert wurde und die dringend benötigten Einnahmen ausblieben. Das Unternehmen in Augsburg ist nicht allein im Kampf gegen sinkende und rote Zahlen. Viele andere Betreiber in der Kinobranche sprechen von einem spürbaren Rückgang der Besucherzahlen durch das veränderte Nutzungsverhalten und den Wettbewerbsdruck, den Streamingdienste auslösen.