Es war ein Aufschrei, der nicht nur durch die sozialen Netzwerke, sondern ebenso durch bekannte Medien ging. „,Schämt euch!’: Tiere an Versuchslabor abgegeben? Mega-Shitstorm für Augsburger Zoo“, hieß es bei Merkur.de, während der Titel des BR24 „Stadt Augsburg kritisiert Zoo nach umstrittener Pavian-Abgabe“ lautete. Doch in der brodelnden Gerüchteküche entstanden laut Zoo Augsburg auch viele Fehlinformationen, die der Tierpark nun auf Facebook klarstellen möchte.
Bemühungen des Zoos für das Wohlergehen der Paviane
In der Stellungnahme auf Facebook (6. Dezember) wird betont, dass die Entscheidung der Abgabe mit Blick auf das Tierwohl der beiden Mantelpaviane getroffen wurde. Die Gattung habe schon eine jahrzehntelange Vergangenheit im Zoo und sei seither stark angewachsen, da es keine Möglichkeit der Abgabe gäbe. Mit einer Empfängnisverhütung seit 2005 konnte der Zoo die Gruppe bereits zahlenmäßig einschränken. Zudem gewährte der Umzug der Paviane in den Neubau des Hauses im Jahr 2011 eine erhebliche Haltungsverbesserung.
Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppen
Doch trotz der Bemühungen der Tierpfleger:innen sei es in der derzeit 55-köpfigen Gruppe an Mantelpavianen vermehrt zu Auseinandersetzungen gekommen, was laut Zoo Augsburg an der Zunahme der adulten Männer gelegen hätte. Zeitgleich soll es in Göttingen durch den altersbedingten Tod des Alphamännchens in der dortigen Paviangruppe sehr unruhig geworden sein. „Mit der Abgabe war es uns einerseits möglich, die Spannungen in der Augsburger Gruppe zu reduzieren, und andererseits den beiden abgegebenen Tieren eine gute Haltung mit einem entspannten Umfeld zu ermöglichen“, heißt es in der Nachricht auf Facebook. Dadurch sei man der Verantwortung für die den Zoo anvertrauten Tiere in vollem Umfang nachgekommen.
Paviane als Zuchtmännchen – ja oder nein?
Schon zu Beginn der Nachricht heißt es: „Die beiden abgegebenen Männchen werden weder für Tierversuche eingesetzt noch primär als Zuchtmännchen. Die Zucht der dortigen Paviane wird durch Hormon-Implantate, die zur Verhütung beitragen, verhindert.“ Somit liegt der Fokus zwar nicht auf der Fortpflanzung, dennoch schließt diese Aussage den Nutzen der beiden Tiere als Zuchtmännchen nicht aus. Während der Zoo sich aufgrund der „zunehmenden Anzahl nicht konstruktiver und teilweise irreführender“ Aussagen gezwungen sah, die Kommentarfunktion einzuschränken, finden zahlreiche Nutzer:innen dennoch einen Weg ihren Missmut auf Facebook zu äußern. Für viele User:innen spielt es dabei keine Rolle, wofür die Paviane gebraucht würden. Ob als Zuchtmännchen oder für die Gruppendynamik – durch die Abgabe unterstütze man solche Einrichtungen, was in den sozialen Medien für eine moralische Verurteilung ausreicht.
Stellungnahme der Stadt Augsburg
Die Stadt Augsburg zeigte sich ebenfalls schockiert über die Entscheidung des Zoos. In einer schriftlichen Stellungnahme äußerten sich Sabrina Koch, Sprecherin für Tierschutz von BÜNDNIS 90/Die Grünen und Leo Dietz, CSU-Fraktionsvorsitzender: „Es ist erschreckend zu erfahren, dass die Nachkommen der zwei Paviane höchstwahrscheinlich für Tierversuche verwendet werden. Mittlerweile gibt es für die allermeisten Versuche bereits tierfreie Methoden. Deshalb wollen wir gemeinsam mit dem Augsburger Zoo Lösungen entwickeln, wie in Zukunft die Abgabe von Tieren außerhalb von anderen Zoos in Deutschland vermieden werden kann.“ Außerdem verlange man zukünftig eine transparente Kommunikation mit dem Aufsichtsrat und dass bei solchen Entscheidungen das zuständige Veterinäramt einbezogen werden. Dennoch könne die Stadt als Gesellschafterin durch die Einbindung in solche Prozesse Lösungsmöglichkeiten bieten, die dem Ruf des Zoos letztlich nicht schaden.