Alphamänner, Romance und der Traum vom Schreiben: Autorin Kathinka Engel im Interview | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Verträumte Liebesromane und bunte Girlpower zwischen den Seiten. Die Bestsellerautorin Kathinka Engel lebt den Traum so mancher Schreiberlinge: vom Schreiben leben können - aber wie hat sie das geschafft?

Alphamänner, Romance  und der Traum vom Schreiben: Autorin Kathinka Engel im Interview

Es ist nicht in etwa der Plot eines ihrer eigenen Romance-Bücher, auch wenn es sich genauso schön anhören mag. Von der Kindheit in München und Augsburg aus, mit der Nase und dem Herz in Bücherseiten versteckt, schafft Kathinka Engel das, wovon sie lange nicht träumen wollte und wovon viele Literaturbegeisterte nur träumen können. Den Sprung vom Literaturstudium über das Lektorat bis in das Autorinnenleben. Hallo Augsburg sprach mit der Berliner Autorin über das Leben mit und für das Schreiben, über Alphamänner und über die richtige Balance zwischen Glück und Talent.

Hallo Augsburg: Wie bist du zum kreativen Schreiben gekommen? War das schon immer etwas, was du machen wolltest?

Ich will nie wieder was anderes machen

Kathinka Engel: Lesen war schon immer ein riesengroßer Teil in meinem Leben. Deswegen habe ich mich für das Literaturstudium entschieden. Danach bin ich über Umwege, Praktika und Nebenjobs Lektorin geworden. Aber zum Schreiben bin ich erst später gekommen. Ich war immer gut darin, andere Geschichten zu verbessern, aber ich dachte, dass mir zum Schreiben die Kreativität fehlen würde, dass ich nicht wüsste, wie man eine Geschichte aufbaut. Ab dem Moment, in dem ich es dann richtig versucht habe, hatte ich das Gefühl, dass auf einmal alles in meinem Leben Sinn ergibt. Ich dachte: „Ich will nie wieder was anderes machen“.

Hallo Augsburg: Was war der Moment, in dem du angefangen hast über das eigene Schreiben nachzudenken?

Kathinka Engel: Ich wurde 2018 für das Unterhaltungslektorat nach Berlin geschickt, um als Lektorin auf eine Konferenz für Liebesromane zu gehen. Damals war das noch so üblich, dass im Liebesroman-Genre, oder New Adult, irgendein Alphamann einem Mauerblümchen erzählt, wie die Welt, ihr Körper oder ihre Sexualität funktionieren. Das hat mich so wütend gemacht. Abends saß ich dann mit einer Freundin im Biergarten und meinte zu ihr: „Wieso können wir in Büchern nicht mal eine starke Frau haben, die dem Mann erklärt, wie es läuft?“ Sie sah mich an und sagte: „Vielleicht musst du es selbst machen!“ Am Ende des Abends hatte ich den Plot für meinen ersten Roman.

Hallo Augsburg: Dein Debüt-Roman „Finde mich. Jetzt“ ist sofortiger Bestseller geworden: Was war der Prozess? Wie kann man sich das in etwa vorstellen?

Kathinka Engel: Das ist keine Geschichte, die exemplarisch dafürsteht, wie die Verlagswelt funktioniert. Als Lektorin wusste ich, was für Schritte ich in Angriff nehmen muss. Also habe ich eine Leseprobe und ein Exposee geschrieben und mich bei meiner Traumagentur beworben. Mein jetziger Agent hat es gelesen und gesagt: „Finde ich spannend! Kann ich verkaufen.“ Bis zur Frankfurter Buchmesse war dann meine Deadline, das ganze Buch zu schreiben. Also habe ich mir Urlaub genommen und es fertig geschrieben. Auf der Buchmesse im Oktober hat mein Agent es allen Verlagen gepitcht, die Interesse an New Adult hatten. Und, ja, nach 22 Stunden hatte ich dann einen Verlag.

Hallo Augsburg: Wie kann man es schaffen vom Schreiben zu leben, so wie du?

Man muss einen Nerv treffen

Kathinka Engel: Man kann nicht damit rechnen, natürlich. Man kann sich nicht hinsetzen und sagen: „Ich werde jetzt Autorin und ich schreibe jetzt einen Bestseller nach dem anderen.“ Da gehört schon extrem viel Glück dazu. Aber das ist in jeder Kreativ-Branche so. Es ist immer eine Mischung aus Können, und Glück. Man muss einen Nerv treffen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und Glück haben. Und wenn diese Dinge zusammenkommen, dann hat man gute Chancen, dass das was wird.

Hallo Augsburg: Wie viel „Du“ steckt in deinen Texten?

Kathinka Engel: Das Problem ist, wenn man nur aus seinem eigenen Erfahrungsschatz Kunst schafft, wird man immer dieselbe Kunst schaffen. Dann ist jedes Buch ein Abbild von dem Buch davor, mit einem bisschen erweiterten Erfahrungsschatz, wenn man unterwegs noch ein paar Erfahrungen gemacht hat. Das kann schnell limitierend sein. Aber ich glaube, es ist fast undenkbar, sich nicht in seinen Texten zu verewigen. Also ich meine, das sind ja meine Werte, meine Wertvorstellungen und die Gedanken, die in meinem Kopf entstehen.

Hallo Augsburg: Heutzutage gibt es so viele neue Alternativen, sich auch selbst zu vermarkten, beispielsweise über TikTok oder Instagram. Wie groß ist die Rolle, die Social Media in deinem Berufsalltag spielt?

Kathinka Engel: Der Stellenwert von Social Media ist tatsächlich schmerzhaft groß in meinem Leben. Ich war nie sonderlich Social Media affin, aber durch das Schreiben gehört es jetzt fest dazu. Gerade mache ich so ein bisschen eine Pause, weil ich gemerkt habe, dass es mir nicht guttut. Aber es ist superwichtig für Leser:innenbindung und um die eigene Marke zu stärken. Social Media funktioniert auch so ein bisschen wie ein Aushängeschild für Verlage. Es kann schonmal als Verkaufsargument zählen, wenn der/die Autor:in viele Follower:innen hat und aktiv im Netz ist.

Hallo Augsburg: Gibt es gewisse Eigenschaften oder Fähigkeiten, die einem als Autor:in zugutekommen?

Kathinka Engel: Ich würde sagen, dass es drauf ankommt authentisch zu sein, sowohl in der Selbstvermarktung als auch im Schreiben. Es hat keinen Sinn, etwas hinterherzurennen, was man nicht ist. Was mir hilft, ist, mit einem wachen Blick durch die Welt zu gehen und kleine Dinge wahrzunehmen, denn meist sind es die kleinen Dinge, die zu Ideen heranwachsen. Alles, was ich erlebe, kann potenziell zu einer Idee werden. Außerdem ist es immer wichtig, über seinen eigenen Tellerrand schauen zu können und sich zu bilden. Am Ende sind persönliche Erfahrungen aber auch Interessen und Themengebiete eine Hilfe, um ein Buch runder zu machen.