Neuer Quartiersmanager: Ist Oberhausen attraktiver als sein Ruf? | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Werner Hartmann ist der neue Quartiersmanager in Oberhausen. Seine Pläne für den Stadtteil reichen vom Nachbarschaftsgarten bis hin zu einem eigenen Stadtteilfest. Im Interview spricht er über das mögliche Potenzial.

Neuer Quartiersmanager: Ist Oberhausen attraktiver als sein Ruf?

Oberhausen wird manchmal auch „kleines Berlin“ genannt. Für Außenstehende kann es gefährlich und dreckig wirken, doch Innenstehende sehen darin einen kleinen, bunten Kiez. Werner Hartmann hat den Stadtteil für sich entdeckt und engagiert sich dort schon seit Jahren ehrenamtlich. Nun hat er die Stelle des Quartiersmanagers bei der Stadt Augsburg angenommen.

Hallo Augsburg: Bevor du Quartiersmanager in Oberhausen geworden bist, hast du bei Bob´s im Team gearbeitet. Was genau hast du dort gemacht?

Werner: Ich habe seit 2016 bei Bob´s gearbeitet. Dabei war ich für die Veranstaltungen und die gesamte Technik im Unternehmen verantwortlich. So habe ich unter anderem auch das Sommer am Kiez-Festival und die Veranstaltungen am Gaswerk mitorganisiert. Als ich zur Firma kam, waren wir noch 60 Leute, heute sind es über 600.

Hallo Augsburg: Warum hast du dich dann entschlossen, das Team zu verlassen?

Werner: Ich habe einfach gemerkt, dass ich aufgrund meines Alters den extremen Belastungen bei Bob´s nicht mehr standhalten konnte. Bei Festivals bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten, das schaffe ich einfach nicht mehr.

Hallo Augsburg: Wie bist du zur Stelle als Quartiersmanager gekommen?

„Ich mag den Stadtteil, weil er bunt ist. Es ist mein Kiez. Aber natürlich gibt es viele Schwierigkeiten, weil er bunt ist.“

Werner: Die Stelle war vakant und es wurde jemand gesucht, der sich in dem Stadtteil bereits auskennt. Ich habe mich schon davor ehrenamtlich in vielen Projekten in Oberhausen eingesetzt, weshalb ich genau dort weitermachen kann, wo ich aufgehört habe.

Hallo Augsburg: Was sind derzeit deine Aufgaben und Projekte?

Werner: Einerseits gibt es die schon laufenden Projekte, die ich von meinem Vorgänger Dr. Bernd Rebstein weiterführe. Dazu zählen der Nachbarschaftsgarten und die offene Quartierswerkstatt. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Vernetzung von Vereinen und Sozialeinrichtungen in Oberhausen. Auch die Begleitung von Veranstaltungen, darunter das Kirschblütenfest der ARGE Oberhausen und Familienfest, ist Teil meiner Arbeit.

Hallo Augsburg: Was möchtest du durch deine neue Stelle erreichen?

„Der Ruf von Oberhausen ist schlecht, doch das Viertel ist sehr lebenswert.“

Werner: Ich möchte Oberhausen nach vorne bringen und zugleich auch das Selbstbewusstsein der Bürger stärken. Viele Leute haben ein falsches Bild von Oberhausen und denken, es sei das „gefährliche Drogenviertel“. Es gibt viele positive Seiten, die aber von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden. Über Negatives wird groß berichtet, über Positives wird dagegen geschwiegen.

Hallo Augsburg: Die Vorurteile gegenüber Oberhausen sind sehr festgefahren. Wo siehst du Potenzial in dem Viertel?

Werner: Viele haben ein schlechteres Bild von Oberhausen, als es der Realität entspricht. Schon das ist ein Potenzial. Wenn ich den Blick der Leute auf den Stadtteil etwas ändern kann, ergibt sich eine spürbare Verbesserung, obwohl sich Sache selbst noch wenig getan hat. Doch gibt es noch viele weitere Stellschrauben. Beispielsweise findet sich in Oberhausen noch bezahlbarer Wohnraum.

Hallo Augsburg: Die Ulmer Straße wird bald umfangreich saniert. Was sagst du dazu?

„Ein halbes Jahr kompletten Umsatzausfall überlebt keiner.“

Werner: Das ist zum einen eine große Herausforderung, zum anderen eine große Chance. Welche Folgen eine so lange Sperrung für die anliegenden Geschäfte hat, bereitet allerdings große Sorge.

Hallo Augsburg: Der Helmut-Haller-Platz ist seit Jahren Treffpunkt für Drogensüchtige und Alkoholkranke. Für manche wirkt der Oberhauser Bahnhof deshalb als bedrohlich. Wie schätzt du die Lage ein?

„Die Leute fühlen sich unwohl, obwohl es nicht gefährlich ist. Es ist einfach eine unangenehme Situation.“

Gemeinsam mit Bob´s haben wir auf dem Platz, im Einvernehmen mit der Stadt, immer etwas stattfinden lassen, damit dort eine soziale Kontrolle stattfindet und eine Durchmischung vorhanden ist. Ansonsten übernimmt eine bestimmte Personengruppe den Platz und das sowohl visuell als auch von der Stimmung her. Statistisch gesehen passiert zwar nicht viel und es ist auch noch nie ein Passant angegriffen worden. Doch wenn man dort entlangläuft, fühlt man sich unbehaglich.

Hallo Augsburg: Würdest du sagen, es braucht ein neues Konzept für den Helmut-Haller-Platz?

Werner: Es gibt bereits eine Planung, deren Umsetzung allerdings noch offensteht. Diese sieht eine Gliederung des Platzes in verschiedene Bereiche vor.

Hallo Augsburg: Derzeit wird auch viel über die geplante Neuansiedlung des „Süchtigentreffs” diskutiert. Was sagst du zu der Debatte und kannst du die Bedenken nachvollziehen?

„Je umfassender das Betreuungsangebot, desto weniger belastend ist die Situation für die Anwohnenden.“

Werner: Die Debatte, die geführt wird, ist oft polarisierend. Dazu möchte ich mich nicht äußern. Natürlich kann ich die Ängste der Bürger nachvollziehen. Wir haben aber generell immer das Problem, dass die Leute sagen: „Ich bin ja dafür, dass man etwas macht, aber nicht vor meiner Haustür.“ Letztendlich geht es darum, wo der beTreff am besten aufgehoben ist. Aktuell stehen mehrere Standorte zur Auswahl, darunter auch St. Johannes. Der Stadtrat wird voraussichtlich noch im Juli eine Entscheidung treffen. Ich bin in die Entscheidung nicht einbezogen, aber vielfach der „Kummerkasten“ der Oberhauser Bürger.

Hallo Augsburg: Was ist deine Erfahrung vom beTreff. Ist das Konzept ein Erfolg?

Werner: Mehr als das! Zwar sind, gerade von der Alkoholiker- und Obdachlosenszene, nicht alle mit dem beTreff verbandelt, doch ein Großteil der Süchtigen nimmt das Angebot an. So sind täglich bis zu 120 Leute am Tag dort und dadurch nicht direkt auf dem Helmut-Haller-Platz. Das ist eine starke Entlastung, die auch bei einem anderen Standort auf dem Platz zu spüren sein wird. Der beTreff am Helmut-Haller-Platz ist viel zu klein, um ein umfassendes Betreuungsangebot für die Suchtkranken bieten zu können. Das bleibt alles sehr spannend!