Eigentlich sind es Städte wie London und Hamburg, denen der Ruf von verregneten Tagen vorauseilt. Wird dorthin ein Trip geplant, sind Schirm und Jacke stets feste Bestandteile des Gepäcks. Augsburg wird zwar auch mit Wasser verbunden, das allerdings in der Regel aufgrund der Auszeichnung des UNESCO-Weltkulturerbes. Doch eine Auswertung des Ferienhaus-Portals „Holidu“ hat ergeben, dass die Fuggerstadt die regenreichste Stadt in ganz Deutschland darstellt.
Ranglisten der Regenreichste Städte
Deutschland: Überraschendes Ergebnis
Für viele mag diese Nachricht wohl ein Schock sein. Klar, in Augsburg gibt es regnerische Tage und Wochen. Doch dass die Stadt in der Rangliste wirklich den ersten Platz belegt? Kaum zu glauben! Dieses Ergebnis zeigte allerdings die Holidu-Auswertung, bei der die einzelnen Städtedaten von World Weather Online aus den Jahren 2009 bis 2022 herangezogen und ausgewertet wurden. Demnach zählt Augsburg pro Monat rund 8 Regentage mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 4,2 Millimetern. Gleich dahinter folgen München mit 7,7 Tagen, Dortmund mit 7,4 Tagen, Stuttgart mit 6,9 Regentagen sowie Chemnitz mit 6,8 Tagen. Hamburg hat es folglich nicht einmal unter die „Top 5“ geschafft und findet sich stattdessen auf Platz 11 wieder. Hier werden 6,7 Regentage im Monat mit durchschnittlichen Niederschlagsmengen von 2,5 Millimetern gezählt.
Europa: Meeresrauschen auch vom Himmel
Richtet man den Blick auf ganz Europa, so wird die Vermutung von London auf dem ersten Platz auch hier widerlegt. Stattdessen ist der Auswertung zufolge das norwegische Bergen die regenreichste Stadt auf dem Kontinent. Diese zählt pro Monat durchschnittlich 12,7 Regentage und eine Niederschlagsmenge von 8,8 Millimetern. In beiden Ergebnissen ist damit ein europäischer Höchstwert erreicht. Obwohl London wie bereits vorweggenommen in einer unteren Liga spielt, schafft es Großbritannien dennoch, seinem Ruf als „verregnete Insel“ gerecht zu werden. So stehen auf den folgenden Plätzen die schottischen Städte Sunderland und Glasgow.
Welt: Rekordwerte und Regen als Alltag
Nach diesen Aufzählungen fragt ihr euch nun, wo sich die regenreichste Stadt der Welt befindet? Als diese gilt Maxsynram in Indien mit jährlich rund 12.000 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter. Als kleiner Vergleich: In Deutschland liegt der mittlere Wert bei circa 700 bis 800 Millimeter. Grund für diesen hohen Wert ist die Lage der Stadt. So ist diese in der Nähe des Golfs von Bengalen und zugleich in den Garo Hils im Süden des Himalayas zu finden. Täglich verdunstet so viel Feuchtigkeit, dass die Täler zu dampfen scheinen. Dadurch regnet es eigentlich das ganze Jahr über. Die Rekordwerte werden allerdings durch den Nordwest Monsun im Sommer aufgestellt, bei dem besonders viel feuchte Luft von dem Golf in die Berge strömt. Diese steigt erst in den Himmel auf und regnet sich anschließend als schwere Tropfen wieder ab. Ein Alltag, den die Bewohnenden der Stadt bereits kennen.
Hand in Hand: das Wetter und die Laune der Menschen
Die Winterdepression ist vielen wohl ein Begriff, ob aus den Medien oder eigener Erfahrung. Diese wird auf die verkürzten und oftmals grauen Tage in den kalten Monaten zurückgeführt, die sich offenbar negativ auf die Psyche der Menschen auswirken. Doch ist da wirklich etwas dran oder handelt es sich nur um einen Irrglauben der Gesellschaft?
Tatsächlich belegen zahlreiche Studien den Einfluss des Wetters auf die Stimmung. Dieser zeigt sich in verschiedenen Facetten. Eine Untersuchung aus Dänemark (Jahr 2020) belegte beispielsweise vermehrte depressive Verstimmungen an bedeckten Tagen. Eine weitere Studie des niederländischen Wissenschaftsverlags Elsevier (Jahr 2019) legte unterdessen den Zusammenhang zwischen Regentagen und der gesellschaftlichen Einstellung dar, wobei die Probanden an solchen weniger Optimismus gegenüber der Politik aufwiesen. Diese Stimmungsvariationen lassen sich unter anderem auf Änderungen im Hormonhaushalt zurückführen. Stichwort an dieser Stelle ist das Hormon Melatonin, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Mangelt es an diesem, finden wir abends oftmals nur schwer zur Ruhe. Produziert unser Körper dagegen zu viel davon, fühlen wir uns ständig müde. Da das Hormon hauptsächlich im Dunkeln hergestellt wird, ist hier der direkte Bezug zum Wetter offensichtlich. Doch es gibt noch weitere Faktoren, welche den Gemütszustand beeinflussen können. Nina Dalkner, habilitierte Psychologin an der Medizinischen Universität Graz, erklärt gegenüber National Geographic: „Die Vorfreude auf den Sommer und auf schönes Wetter ist bei vielen Menschen spürbar. Das psychologische Phänomen dahinter heißt Antizipation.“ Werde diese Erwartungshaltung allerdings nicht erfüllt, gehe dies mit einem negativen Einfluss auf die Stimmung einher. Ob der Ruf der „Augsburger Grantler“ also wirklich auf die Wetterlage innerhalb der Fuggerstadt zurückzuführen ist? Auszuschließen bleibt dies nicht.
Sonnenschein ist keine Garantie für gute Laune
Der Einfluss des Wetters zeigt sich nämlich auch in anderen Extremen. So ist es nicht nur der Regen, der die Stimmung dirigiert, sondern ebenso eine übermäßige Hitze. Eine Studie der Oxford Akademie in Australien (Jahr 2017) untersuchte diesen Zusammenhang und stellte fest, dass sehr hohe Temperaturen zu Aggressionen und gesteigerter Gewaltbereitschaft führen. Zwar ist in Augsburg die direkte Einwirkung bezogen auf die Strafdelikte nicht erforscht, dennoch stellte die Augsburger Allgemeine im März 2024 fest, dass die Fuggerstadt nach München bundesweit die wenigsten Fälle zu verzeichnen hätte. Damit sei Augsburg die zweitsicherste Großstadt mit über 200.000 Einwohner:innen in ganz Deutschland.
Projekt in Augsburg: Menschliche Psyche und Folgen des Klimawandels
Die extreme Hitze ist mitunter auch auf die Folgen des Klimawandels zurückzuführen. Mit dessen Auswirkungen auf die menschliche Psyche beschäftigt sich derzeit auch eine Projektgruppe der Universität Augsburg. Mehr dazu erfahrt ihr hier: