Smartphones sind allgegenwärtig und kaum aus unserem Alltag wegzudenken. Egal ob beruflich oder privat, das Handy ist ein ständiger Begleiter mit vielen Vorzügen. Dabei hat das Gerät nicht nur Vorteile. Immer wieder steht das Smartphone in der Debatte – besonders wenn es um Kinder und Jugendliche und ihren Umgang damit geht.
Der Konflikt
Im Schnitt bekommen Kinder 2024 ihr erstes eigenes Smartphone im Alter von 6 bis 11 Jahren. Damit bleibt das Handy auf dem Pausenhof nicht nur bei den Jugendlichen zu sehen, sondern wird oftmals auch von jüngeren Kindern verwendet. Besonders in pädagogischen Kreisen wird das kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite wird befürchtet, dass das Lernumfeld in der Schule durch die Smartphones gestört wird und sich die Konzentration der Kinder und Jugendlichen verringert. Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass Kinder und Jugendliche mediale Kompetenzen erlernen müssen und es daher notwendig ist, digitale Fähigkeiten in den Schulalltag zu integrieren und zu fördern. Ein Smartphone-Verbot an Schulen wird vielerorts diskutiert und wurde an einige Schulen bereits umgesetzt.
Prof. Dr. Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Universität Augsburg, betont, dass eine Diskussion über solche Maßnahmen erst sinnvoll sei, „wenn die Ergebnisse der empirischen Bildungsforschung mitberücksichtigt werden“. Zusammen mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Tobias Böttger hat er die Auswirkungen von Smartphone-Verboten an Schulen auf das soziale Wohlbefinden und die akademische Leistung untersucht.
Ohne Smartphone lernt sichs besser
Um die gesellschaftlichen Debatten durch wissenschaftliche Erkenntnisse zu erweitern, führten Zierer und Böttger ein rapid review durch. Dabei handelt es sich um ein meta-analytisches Verfahren, bei dem die Ergebnisse schneller vorliegen als bei einem gewöhnlichen Verfahren.
Nach der Auswertung der fünf Studien aus den Ländern Norwegen, Spanien, Tschechien, England und Schweden ist ein eindeutiges Ergebnis sichtbar:
Ein Smartphone-Verbot an Schulen hat messbare positive Effekte, vor allem auf das soziale Wohlbefinden der Schüler:innen und in geringerem Maß auch auf deren Lernleistungen Dazu bemerkt Tobias Böttger: „Dieses Ergebnis bestätigt die Erfahrungen vieler Lehrkräfte vor Ort: Das Smartphone in der Tasche oder auf dem Tisch kann Lern- und Bildungsprozesse verhindern. Zudem verschlechtern Smartphones das soziale Klima in Schulen, indem sie zwischenmenschliche Konflikte befeuern.“
Pädagogische Begleitung notwendig
Obwohl ein Smartphone-Verbot laut Studie positive Effekte mit sich bringt, betonen Zierer und Böttger, dass eine pädagogische Begleitung unerlässlich ist. Nur das Verbot reicht allerdings nicht. Die Autoren empfehlen daher, das Verbot um Bildungsmaßnahmen zu erweitern, die die Medienkompetenz und den verantwortungsbewussten Umgang mit den Geräten sowie dem Internet fördern. „Es ist wichtig, mit ihnen über das Verbot zu sprechen, Regeln zu erklären und zu reflektieren und schrittweise Handlungsspielräume zu eröffnen, um sie so Schritt für Schritt in eine Medienmündigkeit zu führen“, erklärt Klaus Zierer. Diese Kombination verstärkt die positive Wirkung eines Smartphone-Verbots an Schulen und ermöglicht gleichzeitig, dass Schüler:innen mit zunehmendem Alter mehr Eigenverantwortung übernehmen können. „Das Ziel muss es sein, einen verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones zu fördern und gleichzeitig ihre negativen Auswirkungen zu minimieren“, resümiert Tobias Böttger.