Macht der Klimawandel psychisch krank? Uni Augsburg nimmt an internationalem Projekt teil | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Ein internationales Kooperationsprojekt untersucht den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der psychischen Gesundheit. Zahlreiche Studien zeigen eine enge Bindung der beiden Komponenten. Auch die Uni Augsburg beteiligt sich.

Macht der Klimawandel psychisch krank? Uni Augsburg nimmt an internationalem Projekt teil

Psychische Krankheiten nehmen weltweit weiter zu. Ob Depressionen, Burnout oder Essstörungen – gerade Jugendliche leiden oftmals unter ernstzunehmenden Problemen. Als Begründungen werden neben sozialen Ursachen und Traumata meist auch die Jahre der Coronapandemie sowie der negative Einfluss sozialer Medien angeführt. Doch zahlreiche Studien belegen außerdem das enge Zusammenspiel von Klima und Psyche. Auch an der Universität Augsburg wird sich nun näher mit der Thematik beschäftigt.

Einfluss des Klimas auf die Psyche

Der Herbstblues ist ein bekannter Begriff und auch hier zeigt sich die Einwirkung des Wetters auf die Psyche der Menschen. Graue regnerische Tage, die sich trist aneinanderreihen, sorgen oftmals für eine schlechte oder gar depressive Stimmung. Doch der Einfluss geht noch weiter: Zahlreiche Studien beweisen, dass der Klimawandel und die damit einhergehenden Extremwetterereignisse die mentale Gesundheit beeinflussen. Insbesondere bei vulnerablen Personen, die vielleicht schon an psychischen Störungen leiden oder dafür prädestiniert sind, kann dies schwerwiegende Erkrankungen auslösen oder vorhandene sogar verschlimmern. Das führt beispielsweise zu Depressionen, Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder sogar zum Suizid.

Zusammenführung der Studien

Dr. Lasse Brandt, Leiter der Arbeitsgruppe Evidence-Based Mental Health an der Charité, erklärt: „Es gibt sehr viele internationale Einzelstudien, welche die Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit in den Blick nehmen. Dadurch steigt die Datenlage enorm, aber der Überblick geht verloren. Es fehlt eine Meta-Analyse, die all diese Erkenntnisse zusammenfasst und auswertet.“ Doch nur mit dem Verständnis über die möglichen Effekte des Klimawandels auf die Psyche könnten Präventionsstrategien für die Zukunft entwickelt werden.

Projekt mit internationalen Auswirkungen

Aus diesem Grund wurde das Projekt „Klima und Psyche“ durch Prof. Dr. Alkomiet Hasan (Universität Augsburg), Dr. Jurjen J. Luykx (Universität Amsterdam, Gastprofessor an der Universität Augsburg im Sommersemester 2023), Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz (Charité – Universitätsmedizin Berlin) und Dr. Lasse Brandt (Charité – Universitätsmedizin Berlin) ins Leben gerufen. Auch Studierende des „Else-Kröner-Fresenius Kolleg ARISE” der Universität Augsburg beteiligen sich an den Forschungen.

Partner und Unterstützung

Das Projekt soll als Referenzwerk für Expert:innen, Patient:innen, Entscheidungsträger:innen sowie andere Stakeholder:innen dienen. Dabei wird insbesondere die Bedrohung des Klimawandels für die psychiatrische Versorgung in Zukunft angeführt. Um möglichen Risikoszenarien entgegenzuwirken, wurde sich zudem mit internationalen Kooperationspartner:innen aus über 16 Ländern zusammengeschlossen. Diese beabsichtigen auf Basis der Analysen angepasste Empfehlungen mit Relevanz für die Gesundheitsversorgung zu erstellen. Unterstützt wird das Projekt außerdem von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN), die zuletzt einen Beitrag von 150.000 Euro beisteuerte.

Komplexität der Auswirkungen auf den Menschen

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Psyche sind komplex. So werden diese in der Wissenschaft in der Regel in direkte und indirekte Folgen gegliedert. Bei ersteren handelt es sich beispielsweise um mentale Reaktionen auf Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse, welche oftmals mit schwerwiegenden ökonomischen und sozialen Auswirkungen einhergehen. Nicht selten lösen diese Erfahrungen bei Menschen posttraumatische Belastungsstörungen aus. Ebenso sorgen der allgemeine Temperaturanstieg, Hitzewellen sowie die Luftverschmutzung für eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit. Dabei führt der fortschreitende Klimawandel zu neuen psychologischen-psychiatrischen Symptomen. Mit dem Begriff „Solastalgie“ wird die Hoffnungslosigkeit und Trauer angesichts der Umweltzerstörung beschrieben, während „Klimaangst“ die Furcht vor der Zukunft angesichts der ungewissen Umstände ausdrückt. Damit sind wir auch schon bei den indirekten Folgen, welche unter anderem die Ernährungsunsicherheit sowie die klimabedingte Migration umfassen.

Erste Schritte in die richtige Richtung

Doch auch wenn weltweit die Umweltkatastrophen zunehmen und wohl noch ein langer und steiniger Weg vor uns liegt, lohnt es sich trotzdem, einen Blick auf die Fortschritte zu werfen. So wird nicht nur in der Politik vermehrt der Fokus auf klimafreundliche Wege gesetzt, indem beispielsweise E-Autos gefördert, Atomkraftwerke abgeschaltet und Heizungen ausgetauscht werden. Auch der Green Deal der EU setzt schon Akzente in die richtige Richtung. Daneben steigt die Anzahl an Bewegungen, darunter Friday’s for Future und die Letzte Generation, die sich für die Umwelt einsetzen. Letztendlich liegt jedoch auch ein Stück der Verantwortung in den Händen jedes Einzelnen, indem im Alltag auf einen umweltfreundlichen Lebensstil geachtet wird. Hier haben wir 10 Tipps für euch, wie ihr Nachhaltigkeit in den Alltag einbauen könnt: