Duftende Blumen, kleine Büsche und charmante Hütten – eine Schrebergartenanlage gilt oftmals als eine Erholungsoase inmitten der vollen und stressigen Großstadt. Doch ist es nur ein Schein, der diese vermeintlich heile Welt trügt? Und stecken dahinter eigentlich die gleichen Probleme, mit denen es auch sonst zu kämpfen gilt? Das Schreiben des Vorsitzenden einer Kleingartenanlage wirft einen Schatten auf die grüne Idylle.
Fehlende Gärten und lange Wartezeit
Gerade an den schönen Sommertagen zieht es viele Menschen in die Natur. Viele sehnen sich nach einem eigenen Garten, in dem sie Pflanzen anbauen und Beete hegen können. Doch in der Innenstadt sind Wohnungen mit dazugehörigen Grünflächen rar, sodass viele auf die Möglichkeit eines Schrebergartens zurückgreifen. Dazu bedarf es allerdings viel Geduld, denn die Wartelisten sind lang, sodass es mehrere Jahre bis zum Besitz eines Grundstückes dauern kann. Und selbst dann ist dessen Gestaltung meist an strenge Regeln gebunden.
Rassistisches Schreiben eines Anlagen-Vorsitzenden
Der Vorsitzende einer Gartenanlage in Augsburg verfasste am 16. Mai ein Schreiben, das die Anmeldung auf Mitgliedschaft eingrenzen sollte. Grund waren dabei allerdings nicht die langen Wartezeiten, sondern die verschiedenen Nationalitäten und anderen Kulturen, mit denen er nach eigenen Angaben nicht zurechtkäme. Obwohl die Anfertigung des Briefs bereits über zwei Monate zurückliegt und der 70-Jährige sich nach Angaben der Augsburger Allgemeine bereits selbst von seinen Worten distanziert hat, schlagen die darin enthaltenen Formulierungen noch immer hohe Wogen. So liegt das Schreiben nun der Zentralen Antidiskriminierungsstelle der Stadt Augsburg vor, die sich mit den schwarz auf weiß abgedruckten Zeilen befassen wird.
Wörtliche Zitate aus dem Brief
Der Augsburger Grünenpolitiker Serdar Akin veröffentlichte auf seinen Social-Media-Accounts den Beginn des Briefs. Darin steht wörtlich geschrieben: „Ich erwäge, keinem Bewerber, mit einer anderen Nationalität, eine Anmeldung mehr auszuhändigen. Auch nicht, wenn er im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft ist.“ Begründet wird dies unter anderem mit folgenden Worten: „Ich habe meine Erfahrungen gemacht, wenn Mängel im Garten gefunden und sofort abgestellt werden sollten (Toiletten)! Ich benötige dann immer einen Dolmetscher!“ Des Weiteren wird betont: „Gute Freunde, waren dann gute Freunde!!!!“
Stellungnahme von Politiker der Grünen
Der Grünenpolitiker selbst zeigt sich schockiert von der Diskriminierung und Pauschalisierung, die der Vorsitzende der Gartenanlage in dem Schreiben an den Tag legt. Akin betont: „Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass sich Aufsichtspersonen für die Einhaltung von Regeln einsetzen oder auch diejenigen abmahnen, die über die Stränge schlagen.“ Doch werde hier eine bestimmte Bevölkerungsgruppe angefeindet. Dazu sagt der Politiker: „Das ist und bleibt falsch!“
Zentrale Antidiskriminierungsstelle der Stadt Augsburg
Nachdem der Vorfall ihm zugetragen wurde, hatte Akin diesen umgehend an die Zentrale Antidiskriminierungsstelle der Stadt Augsburg weitergeleitet. Diese hat eine beratende Funktion vor dem rechtlichen Hintergrund des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes und unterstützt Menschen in Augsburg, die Benachteiligung erfahren oder beobachtet haben. Des Weiteren baut die städtische Stelle ein Netzwerk mit freien Trägern und Vereinen auf, um den Austausch und ein gemeinsames Miteinander zu fördern. Dabei gilt Prävention als Leitgedanke, denn man wolle die bestehende Diskriminierung abbauen und andere Benachteiligungen erst gar nicht entstehen lassen.