Modular in Augsburg: Jugendring beauftragt Anwaltskanzlei nach Sexismus-Vorwürfen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Das Thema ist noch nicht vom Tisch: Nach den Sexismus-Vorwürfen gegen Mitarbeitende des SJRs im Dezember 2023 wurde nun eine unabhängige Untersuchungsstelle in Frankfurt eingerichtet. Diese soll Klarheit über das Vorgefallene schaffen.

Modular in Augsburg: Jugendring beauftragt Anwaltskanzlei nach Sexismus-Vorwürfen

Offenheit, Akzeptanz und Respekt sind Werte, für die das Modular stehen möchte. Nach dem Festival im vergangenen Jahr gab es jedoch Vorwürfe gegen Mitarbeitende, die von „unangemessenem Verhalten und Grenzverletzungen“ handelten. Diese beschäftigen den Bayerischen Jugendring und den Stadtjugendring Augsburg noch immer, sodass nun gemeinsam Maßnahmen ergriffen wurden.

Einrichtung einer unabhängigen Instanz

„Der Schutz junger Menschen vor unangemessenem Verhalten und sexualisierter Gewalt muss in der Jugendarbeit oberste Priorität haben“, betont Philipp Seitz, Präsident des BJR. Aus diesem Grund habe es ihn umso mehr erschüttert, als im Mai 2023 Vorwürfe über Fehlverhalten und Grenzverletzungen durch Personen des Stadtjugendrings Augsburg von sogenannten Vertrauenspersonen des Modular Festivals an den BJR herangetragen wurden. Doch trotz einer Rundmail mit der Bitte um Informationen sowie dem Verweis auf unabhängige Stellen, bei denen sich Betroffene Hilfe holen könnten, sei vorerst kein weiteres Feedback zur Aufklärung des Sachverhaltes gekommen.

Erst Ende Dezember 2023 erhielt der BJR belastbare Informationen über konkrete Vorwürfe. Zu diesem Zeitpunkt kursierten bereits Gerüchte über angebliches Fehlverhalten in der Augsburger Stadtgesellschaft sowie in den Medien. Anlässlich der erhaltenen Anschuldigungen entschieden sich BJR und SJR dazu, die Rechtsanwaltskanzlei Rettenmaier in Frankfurt am Main mit einer unabhängigen Untersuchung zu beauftragen. Diese habe laut Phillipp Seitz umfassende Erfahrung bei der Durchführung entsprechender Untersuchungen. Die Anwälte würden nun Gespräche mit etwaigen Auskunftspersonen führen, Unterlagen und Daten sichten sowie einen abschließenden Bericht erarbeiten. „Sollte die Untersuchung zur Feststellung eines Fehlverhaltens führen, werden BJR und SJR die erforderlichen Konsequenzen ziehen“, betont der Präsident des BJR.

Eine Zukunft voller Gefahren?

Das Modular 2024 steht in den Startlöchern und die ersten Acts wurden bereits bekannt gegeben. Doch wie sieht das mit den Vorwürfen aus? Und sind mögliche Ängste und Sorgen berechtigt?

Phillipp Seitz findet beruhigende Worte: „Der Bayerische Jugendring und der Stadtjugendring Augsburg lehnen jedwede Form von Fehlverhalten entschieden ab.“ So stehe der Schutz junger Menschen vor unangemessenem Verhalten und vor Missbrauch an erster Stelle. Die Untersuchungsstelle schaffe nun eine Grundlage, um den vorgeworfenen Sachverhalt unabhängig aufzuklären und ans Licht zu bringen, was tatsächlich vorgefallen sei. „Dabei müssen die Persönlichkeitsrechte aller Betroffenen gewahrt werden“, sagt der BJR-Präsident und fügt nachdrücklich hinzu: „Es dürfen keine Vorverurteilungen stattfinden.“

Auch Marlene Mechold, Vorsitzende des SJR Augsburg, äußert sich zu der Situation: „Dem SJR ist die Aufarbeitung der Vorwürfe seit mehr als einem halben Jahr ein großes Anliegen.“ Doch trotz einer beauftragten Mediation und zahlreicher Gespräche sowie Vermittlungsversuche von Seiten des Vorstands hätte die Situation bisher leider nicht geklärt werden können. Nun setze sie große Hoffnung auf eine Darlegung durch die beauftragte Untersuchungsstelle. Des Weiteren informiert die SJR-Vorsitzende: „Wir haben außerdem zwei Arbeitsgruppen gebildet, um für die Zukunft Beschwerde- und Präventionsstrukturen zu erarbeiten und bereits vorhandene Konzepte zu verbessern.“

Vorwürfe des vergangenen Jahres

Nun haben wir viel über die Vorwürfe gegen Modular-Mitarbeitende gesprochen – doch welche Anschuldigungen liegen konkret vor? Wir haben die Sachlage für euch zusammengefasst:

Der BR berichtete im Dezember 2023 von einem ihm vorliegenden Schreiben, das eine Vielzahl an Vorwürfen aufzählte. Demnach sei es auf dem Festival zu „unangemessenen Annäherungsversuchen, körperlichen Übergriffigkeiten, sexistischem Fehlverhalten, unangemessenen Angeboten, Machtmissbrauch und zur Kenntnis von Drogenkonsum“ gekommen. Auch „Bodyranking vor Zeugen“ sei genannt worden. Auf Nachfrage der BR-Redaktion erklärte der SJR, dass es sich bei den Vorwürfen „im Wesentlichen“ um Bemerkungen handeln solle, die die Betroffenen als „übergriffig“ empfunden hätten. Als Beispiel wird eine Bemerkung über das Körpergewicht angeführt. Eine andere Person habe eine nicht eine „nicht einvernehmliche Berührung an der Schulter“ als Grenzverletzung empfunden. Doch die Vorwürfe seien nur über Vertrauenspersonen an den SJR getragen worden, weshalb laut Augsburger Allgemeine die Namen der Betroffenen nicht bekannt wären. Auch Anzeigen seien demnach nicht erstattet worden. Dies war der Stand zum Monatsbeginn des vergangenen Dezembers. In einer aktuellen Pressemitteilung des BJR heißt es, dass dieser „Ende Dezember 2023 belastende Informationen über konkrete Vorwürfe erhielt“. Über den detaillierten Inhalt hielt sich der Jugendring bislang allerdings bedeckt.