Offener Brief an Stadtjugendring: Droht dem Modular das Ende? | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Die Club- und Kulturkommission Augsburg sieht bei den derzeitigen Plänen das Ende für das Modular Festival und übt starke Kritik an dem Alleingang des Stadtjugendrings. Durch einen Drei-Punkte-Lösungsansatz wollen sie das Festival retten.

Offener Brief an Stadtjugendring: Droht dem Modular das Ende?

Das Modular Festival hat sich im Laufe der Jahre zu einem der beliebtesten Jugend- und Popkulturfestival der Region entwickelt. Zuletzt konnte 2023 mit rund 33.000 Besucher:innen ein Rekordjahr aufgestellt werden. Die Vorfreude vieler auf das kommende Festival war bereits groß – doch eine Nachricht des Stadtjugendrings (SJR) sorgte für Unmut. Anfang November kündigte dieser eine Verkleinerung des Modulars im kommenden Jahr an. Grund sei eine interne Neuerfindung des Stadtjugendrings, die sich unter anderem durch einen Wechsel der Geschäftsführung auszeichne. Nun äußerte sich die Club und Kulturkommision Augsburg e.V. (CUKK) zu diesem Vorhaben.

CUKK spricht von gefährlichen Änderungen

Es ist ein offener Brief, in dem die CUKK-Stellung zu dem Alleingang des Stadtjugendrings nimmt. „Modular Festival: Retten, was noch zu retten ist“, lautet der Titel. Denn unter den aktuellen Umständen blickt der Verein nicht gerade zuversichtlich auf den Fortbestand des beliebten Jugendkulturfestivals. Stattdessen bedeute der derzeitige planwirtschaftliche Ansatz für 2024 mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ende für das Modular. Doch laut CUKK dürften nicht „ausschließlich SJR interne Themen, die so wichtig diese auch sein mögen, den Fortbestand des einzig relevanten Pop- und Jugendkulturfestivals in Schwaben gefährden.“ Stattdessen „gehöre“ das Festival allen Augsburger:innen, sodass es nicht allein in den Händen des Stadtjugendrings liege, über „revolutionäre und für den Fortbestand gefährliche Änderungen“ zu entscheiden. Als Fachverband sei es für den CUKK unverständlich, warum der Rotstift an einem funktionierenden und erfolgreichen Projekt angesetzt wurde.

Alleingang und Vertragsbruch: Keiner wusste von den Plänen

Des Weiteren wird bei der Kritik am SJRkein Blatt vor den Mund genommen. „Aus unserer Sicht gab es einen Pakt zwischen den Veranstaltenden (SJR), der Stadt Augsburg, den Bürger:innen und den Kulturschaffenden der Pop-Stadt Augsburg“, heißt es in dem Schreiben. Ziel sei für alle Beteiligten stets gewesen, ein bestmögliches Festival zu organisieren. Dazu habe die Stadt Augsburg in der Form von Zuschüssen und Defizitausgleich in den vergangenen Jahren unter anderem mit einer Summe im siebenstelligen Bereich beigetragen. „Diesen Pakt scheint der Stadtjugendring nun einseitig aufkündigen zu wollen“, kritisiert die CUKK. Dabei sei die Entscheidung ausschließlich intern getroffen worden, denn weder die Stadt noch die freie Szene hätten von der geplanten Verkleinerung gewusst. Außerdem heißt es: „Wir wären als CUKK jederzeit zu Gesprächen und Mithilfe bereit gewesen. Transparent ist das diesjährige Vorgehen, beginnend mit dem immer wieder verschobenen Vorverkaufsstart für 2024 seit dem Sommer, auf keinen Fall.“

Scheitern des Festivals faktisch geprüft

Der CUKK zieht rechnerisch durch die geplante Verkleinerung mitsamt den Mindereinnahmen folgenden Schluss: Im Bereich Programmplanung (Bühnen- und Mitmachprogramm) werde es eine 60 bis 40 prozentige Budgetkürzung geben. Dadurch müsse man auf große Bookings verzichten, welche jedoch als Frequenzbringer dienten. Dabei stelle sich laut CUKK die Frage, wie so eine annähernd sinnvolle Auslastung (bei ähnlichem Ticketpreis wie 2023) erreicht werden solle. „Aus unserer Sicht ist dieser praxisferne Ansatz des SJR-Vorstands zum Scheitern verurteilt“, prophezeit der Verein. Dieser rechnet unter den aktuellen Umständen mit einer Halbierung der Besucherzahlen, wobei das dadurch entstandene Defizit eine Fortsetzung aus wirtschaftlichen Gründen unmöglich mache.

Doch auch im Hinblick auf das reine Einsparpotenzial bei den Erstellungskosten könne der Plan nicht aufgehen. Denn die Bespielung des Gaswerks durch diverse Veranstalter:innen habe gezeigt, dass die Kosten zur Nutzbarmachung der Fläche für eine Großveranstaltung mit höheren Beträgen verbunden sind, die sich durch leichtere Schwankungen der Besucherzahl kaum verändern. Diese Beträge blieben in Relation bestehen. Gerade wenn die zusätzlichen Entwicklungen der gesamten Veranstaltungswirtschaft betrachtet würden – vom Sicherheitsdienstleister bis zum Bühnentechniker und steigenden Gagen – seien wenig bis keine Preisentspannungen zu erwarten.

Künstler:innen werden unerreichbar für das Modular

„Unter diesen Vorzeichen hält die CUKK ein erfolgreiches Modular 2024 für unerreichbar.“

Doch das ist nicht der einzige Schock für die CUKK. Stattdessen sei die Überplanung des SJR entgegen der hauseigenen Expertise durch das Modular-Festivalteam getroffen worden. „Wir als Fachverband wurden nicht einbezogen und verurteilen, dass der SJR nicht auf die eigenen Fachleute hört, sondern eine Entscheidung trifft, die in der freien Szene bestenfalls auf totales Unverständnis trifft“, heißt es in dem Brief. Die Festivalleitung sowie die technische Leitung hätten bereits gekündigt und die Leitung Booking/Marketing reduziere Stunden. Daneben deute die Nichtexistenz eines Ticketvorverkaufs sowie eines Line-ups auf ein „worst case“-Szenario hin. „Alle anderen Festivals in Süddeutschland – also die Konkurrenz im Buhlen um die Liveacts – sind bereits viel weiter“, schreibt die CUKK. Diese würden bereits die Künstler:innen buchen, die wir gerne in Augsburg auf der Bühne gesehen hätten. Aufgrund von Gebietsschutz in den Verträgen mit den anderen Festivals seien diese Acts für das Modular für 2024 nicht mehr buchbar.

Lösungsansatz der CUKK in drei Punkten

Die CUKK fordert nun den Kulturausschuss auf, die Planung des Stadtjugendrings kritisch zu hinterfragen. Verwaltung bis Stadtspitze stünden in der Verantwortung, alles Mögliche zu tun, um das Ende des Modular Festivals abzuwenden. Dafür hat der Verein bereits folgenden Lösungsansatz entworfen:

  1. Der SJR soll das Festival in 2024 in der bisher organisierten Form (Vorlage 2023) mindestens bis 2024 weiterführen, die bisher tätigen verantwortlichen Personen mit sofortiger Wirkung wiedereinstellen, um einen Totalschaden an dem wichtigen Projekt zu vermeiden. Falls nötig sofortiges „outsourcen“ der für den SJR nicht bewältigbaren Themen um 2024 nach Vorlage 2023 möglich zu machen.

  2. Um zu retten was noch zu retten ist, wird ein erhebliches zusätzliches Engagement der Stadt Augsburg und alle am Modular interessierten Bürger:innen notwendig sein. Die Mitglieder der CUKK sind jedenfalls bereit zu helfen.

  3. Parallel sollte der SJR, die Stadt Augsburg und mögliche beteiligte Personen gemeinsam versuchen, berechtigte Herausforderungen des SJR zu klären und für 2025 zeitnah eine nachhaltige Lösung für das Modular zu finden. Es darf hierfür keine Denkverbote mehr geben. Sollte der SJR Fortbestand, Qualität, Nachhaltigkeit, Besucherzahlen, überregionale Ausstrahlung usw. (Vorlage ist das 2023er Modular) nicht sicherstellen können, muss sich der SJR als allein verantwortlicher Veranstalter zurückziehen. Ergebnis wäre dann eine geänderte neue Trägerstruktur, die zwischen Stadt Augsburg und SJR unter Einbeziehung der freien Szene gestaltet werden muss. Dieser Vorgang muss bis zum Festival 2024 abgeschlossen sein, damit der Ticketvorverkauf sowie die Planung für 2025 unmittelbar nach dem 2024er Festival starten kann.

Außerdem wir das Modular im kommenden Kulturausschuss, am 22. November, Thema sein.