#friedengestalten – die Lange Kunstnacht am 28. Juni 2025 in Augsburg | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Mit über 200 Programmpunkten an 50 Spielorten verwandelt sich die Augsburger Innenstadt bei der Langen Kunstnacht in eine große Bühne für Kunst, Musik und Begegnung.

#friedengestalten – die Lange Kunstnacht am 28. Juni 2025 in Augsburg

Am 28. Juni lädt die diesjährige Kunstnacht unter dem Motto #friedengestalten dazu ein, Frieden in vielen verschiedenen musikalischen, geschichtlichen und künstlerischen Facetten zu erleben. Anlass und Inspiration für das Motto in diesem Jahr ist das 375. Jubiläum des Augsburger Friedensfests. Bei der Langen Kunstnacht sollen über 200 Veranstaltungen an 50 Spielorten eine Vielfalt an künstlerischen Perspektiven auf das Thema Frieden zeigen. In den zahlreichen Programmen präsentieren Künstler:innen, vorwiegend aus Augsburg, ihre Beiträge in Form von Klassik, Jazz, Pop, Literatur, Theater, Vorträge, Stadt- und Museumsführungen. Im Fokus stehen Friedenshymnen, Freiheitskämpfer:innen, emotionale Konflikte, Friedensgrüße und Kriegserfahrungen. Die Kunstnacht soll ein klares Zeichen für das Miteinander setzen und verbinden, was auch Jürgen K. Enninger, Referent für Kultur, Welterbe und Sport zum Ausdruck bringt:

„Kunst und Musik waren schon immer Katalysatoren für gesellschaftlichen Wandel. Sie spiegeln Konflikte, dokumentieren Brüche und eröffnen neue Perspektiven. Besonders Musik begleitet sowohl Krieg als auch Frieden – sie gibt Bewegungen eine Stimme, verbindet Menschen über Grenzen hinweg und schafft emotionale Resonanzräume.“

Musikalischer Auftakt für den Frieden

Den feierlichen Beginn macht das Eröffnungskonzert um 18 Uhr – aufgrund der Bauarbeiten im Rathaus, heuer in St. Anna. Unter der Leitung von Franz Wallisch erklingt Friedrich Hartmann Grafs Kantate „Auf das Hohe Friedensfest 1792“, begleitet von Werken von Leopold Mozart und weiteren Komponisten des 18. Jahrhunderts. Dieser klangvolle Auftakt mit den lebendigen Klängen der Tradition des Friedensfests macht die Tiefe des Themas spürbar.

Musik als universelle Sprache des Friedens

Ein roter Faden, der sich durch die Kunstnacht zieht, ist die Musik von gestern und heute – als Ausdruck von Hoffnung, Erinnerung und Versöhnung. Das International Music Ensemble der Universität Augsburg bringt mit „Power of Peace“ eine zeitgenössische orchestrale Eigenkomposition auf die Bühne im Kleinen Goldenen Saal, die die ungetrübte Lebensfreude präsentiert, die nur im Frieden möglich ist, weil sie nicht um ein jähes Ende bangen muss. Das Thema „Peace“ wird ebenfalls von Horace Silver in der Hl.-Geist-Kapelle durch seinen Jazz zum Ausgangspunkt für einen minimalistischen und meditativen Klangraum. In der Moritzkirche erklingen unter dem Titel „Verleih uns Frieden“ Renaissance-Polyphonien von Palestrina, meditative Werke von Arvo Pärt und zeitgenössische Chorstücke, gesungen vom Kammerchor der Augsburger Domsingknaben.

Tongewaltige Orchesterstücke

Mit Stücken aus dem Italien des 17. Jahrhunderts präsentiert das Originalklangensemble Saltimbarocca eine Zeit des Um- und Aufbruchs zwischen statischem kirchlichem Weltbild, Wissensdurst und Entwicklungsdrang. Ebenfalls in Italien, jedoch im alten Rom, spielt Beethovens Coriolan-Ouvertüre, die das Akademische Orchester mit Prokofjews 1. Sinfonie, die dem Ersten Weltkrieg entstammt, in Beziehung setzt. Das Friedberger Kammerorchester wagt eine Rückschau auf das 19. Jahrhundert, als Johann Strauss beim „World’s Peace Jubilee“ in Boston ein gigantisches Ensemble aus 2.000 Orchestermusikern und noch mehr Chorsängern und Sängerinnen dirigierte.

Lieder als Ausdruck der Hoffnung

Der Chor der Technischen Hochschule Augsburg lässt den Kleinen Goldenen Saal mit Gebeten und Bitten für den Frieden durch die Jahrhunderte erklingen: von Luthers „Verleih uns Frieden gnädiglich“ bis „What a wonderful world“. Das ungewöhnlich besetze Vokalensemble mit Akkordeonbegleitung AccorVoce interpretiert Liebes- und Friedenslieder aus Film, Musical und Pop – von ABBA bis Enya. Im Rokokosaal könnt ihr mit Opernsängerin Ljiljana Winkler und Saori Anraku und Takuro Okada unter dem Sternenhimmel wandern, wenn sie in einer Uraufführung zweier Kunstlieder die Erfahrungen und den Schmerz des Krieges auf eindrucksvolle Weise reflektieren.

Kirchen als Ort des Friedens

Kirchen sind Orte des Friedens, der Besinnung und der Versöhnung – Räume, in denen Menschen unabhängig von Herkunft oder Überzeugung Zuflucht und spirituelle Orientierung finden können. Bei der Langen Kunstnacht sind die „Doppelkirche“ Evang. St. Ulrich und die Basilika St. Ulrich und Afra Spielorte für Musik im Zeichen von Frieden.

Kunst zum Anfassen und Mitmachen

Die Videoinstallation „Repeat after me“ der ukrainischen Open Group im Schaezlerpalais konfrontiert das Publikum mit der Realität des Krieges. Geflüchtete imitieren Kriegsgeräusche in einem skurrilen Karaoke-Studio – eine beklemmende und eindringliche Darstellung des Krieges in Europa. Mit dem Sandschreiber „Skryf“ hinterlässt der niederländische Künstler Gijs van Bon Friedensbotschaften auf dem Pflaster der Philippine-Welser-Straße. Wer Augsburg mal auf andere Weise kennenlernen möchte, kann sich am Rathausplatz ein Sonic Bike der schottischen Künstlerin Kaffe Matthews ausleihen und hört während der Fahrt GPS-getrackt mit eingebautem Soundsystem Geschichten, Gedichte, Musik und aufgenommene urbane Klänge.

Frieden in Tanz und Theater

Das Maskentheater vom Berliner TheatreFragile „Wir treffen uns im Paradies“ erzählt im Annahof in einer poetischen Collage von Flucht, Ankunft und Hoffnung. Im Moritzsaal thematisiert das Tanzstück „Waisenkind“ verlorene Heimat und die Kraft der Erinnerung. Schauspieler:innen aus dem Ensemble des Staatstheaters lesen aus dem Friedenspamphlet „Nie wieder Gewalt“ von Astrid Lindgren und den Kriegserinnerungen Tijan Silas in „Radio Sarajevo“. Im nächtlichen Hofgarten entführt Sandra Lienhard von der Prinzenbude in die Sagenwelt rund um Ovids Metamorphosen und stellt im Schwarzlicht-Ein-Frau-Stück Auseinandersetzungen in der Götterwelt dar.

Musik als Brücke zwischen Kulturen

Trotz der Konflikte in den verschiedenen Ländern des Balkans eint sie ihr Reichtum an Tänzen und Liedern. Einige davon stellt das Duo Augusta in seinem Programm vor, während sich die kroatische Sängerin Kristina Šop mit „Ruža Hrvatsko“, der kroatischen Rose, Hymnen aus dem kroatischen Unabhängigkeitskrieg widmet. Im Leopold Mozart College of Music bringt das Ensemble Colours Musik aus Christentum, Islam und Judentum auf die Bühne – ein Plädoyer für interreligiösen Dialog. In der Stadtmetzg treffen Kemençe, eine orientalische Schoßgeige, und Zither aufeinander und schlagen so Brücken zwischen Orient und Okzident.

Geschichte(n) des Friedens

Durch Führungen und Lesungen wird die Geschichte des Friedens lebendig. Im Fugger und Welser Erlebnismuseum geht es um die Tiroler Bergknappenaufstände von 1525 und die Frage, was sozialer Frieden bedeutet. Im Schaezlerpalais spüren Führungen den Spuren des Religionsfriedens und den Auswirkungen des 30-jährigen Kriegs in der Kunst nach. Im Maximilianmuseum wird die Rolle von Elias Holl als protestantischer „Märtyrer“ beleuchtet, was einen Blick auf die Herausforderungen religiöser Toleranz gibt. Im „Golden Record Studio“ im Hotelturm kann jede:r die eigene Geschichte für die Nachwelt hinterlassen: Die Bilder, Texte und Sounds werden vom Stadtarchiv für zukünftige Generationen hier auf der Erde gespeichert, während weitere Samples in 500 Kilometern Höhe über der Erde kreisen.

Nach Mitternacht ist noch nicht Schluss

Nach dem offiziellen Ende der Kunstnacht um 24 Uhr ist der Abend noch nicht vorbei! Egal ob im Jazzclub Augsburg, im Hep Cat Club, in der Kresslesmühle, im Grandhotel Cosmopolis oder im Thalia Kaffeehaus – hier könnt ihr die Nacht friedlich, beschwingt und gemeinschaftlich ausklingen lassen.

Tipps und Tickets

Um bei über 200 Veranstaltungen nicht den Überblick zu verlieren, gibt es seit ein paar Jahren ein hilfreiches Feature. Über die Website der Langen Kunstnacht könnt ihr den „Nachtplaner“ benutzen. Dieser ist eine Wunschliste, auf der ihr eure favorisierten Veranstaltungen eintragen könnt und euch eventuelle Überschneidungen anzeigt. Wenn ihr nicht allein unterwegs seid, könnt ihr ihn sogar mit euren Freund:innen teilen und so einen gemeinsamen Plan erstellen.

Weitere Informationen zum gesamten Programm sowie den Tickets findet ihr auf der Website der Langen Kunstnacht. Dort könnt ihr auch direkt Tickets online kaufen. Tickets sind außerdem in der Bürger- und Touristeninformation am Rathausplatz oder per Telefon erhältlich. Das Ticket wird dann in der Langen Kunstnacht an den Abendkassen oder an den meisten Spielorten gegen ein Einlassbändchen getauscht.

Die Lange Kunstnacht ist auch in diesem Jahr wieder Teil des Augsburger Stadtsommers.