Im nächsten Jahr jähren sich drei bemerkenswerte Ereignisse: Zum einen begeht Augsburg das 375. Jubiläum des Hohen Friedensfestes, zum anderen jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal und außerdem endete vor 30 Jahren der Bosnienkonflikt. Die Friedensstadt Augsburg nimmt diese drei Ereignisse zum Anlass, unter dem Motto „Frieden riskieren!“, ein dreimonatiges Programm mit Kultur, Debatten und Austausch zu entwickeln, das die europäische Dimension und die Bedeutung des Friedens für die heutige Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt.
Die künstlerische Leitung
Der künstlerische Leiter des Projekts wird der Berliner Kulturmanager und Kurator Eric Nikodym sein. Nikodym entwickelt seit über zehn Jahren künstlerische Projekte und Festivals im Kontext zeitgenössischer Kunst. Er etablierte 2018 die Künstleragentur „YMUSIC“ in Berlin, kuratiert seit 2022 das PANTOPIA Festival Berlin, ist Mitbegründer und Geschäftsführer der KULA Compagnie und ist darüber hinaus seit 2015 Geschäftsführer der Internationalen Händel-Akademie Karlsruhe. Am 27. November 2024 gab er im Kulturausschuss des Friedensfestes einen Ausblick auf das umfangreiche Programm. Es soll aber erst im März 2025 näher vorgestellt werden. Interessierte können sich aber jetzt schon auf der Website des Friedensfests Augsburg über einzelne Projekte und Beteiligungsmöglichkeiten informieren.
„Frieden darf nicht nur ein großes Wort bleiben.“
So Oberbürgermeisterin Eva Weber, und weiter: „Das Jahr 2025 ist bedeutsam für die Friedensstadt Augsburg, drei wichtige Ereignisse der Geschichte jähren sich. Das Thema Frieden ist aktueller denn je: Die Zahl der Kriege hat leider weltweit einen Höchststand erreicht. Frieden darf nicht nur ein großes Wort bleiben, wir müssen nach innen und außen dafür einstehen, ihn schützen und verteidigen. Ich freue mich, dass Eric Nikodym als künstlerischer Leiter heute im Kulturausschuss erstmals unser umfangreiches dreimonatiges Friedensfest-Kulturprogramm 2025 vorgestellt hat, das verschiedenste Formate und Herangehensweisen nutzt, um sich dem Thema Frieden anzunähern.“
Ausblick auf das Programm: Frieden erinnern – Frieden gestalten – Frieden bewahren – Frieden feiern
Das Jubiläums-Programm des Friedensfests findet zwischen dem 8. Mai und dem 8. August statt. Das erste Datum markiert das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa 1945, das zweite Datum blickt auf 375 Jahre Augsburger Hohes Friedensfest seit 1650 zurück. Der dreimonatige Zeitraum des Programms ist in vier thematische Abschnitte unterteilt, die jeweils in zwei Wochen unterschiedliche zeitgeschichtliche und aktuelle Schwerpunkte setzen:
Mai 2025 – Frieden erinnern: das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Beginn des Europäischen Friedensprozesses
Juni 2025 – Frieden gestalten: lokale und globale Perspektiven, Frieden zu denken und zu praktizieren
Juli 2025 – Frieden bewahren: das Ende des Bosnienkriegs und die Folgen im ehemaligen Jugoslawien und in Deutschland
August 2025 – Frieden feiern: die Abschlusswoche des Hohen Friedensfest 2025
Insgesamt befassen sich rund 100 Veranstaltungen diskursiv, künstlerisch und partizipativ mit dem Thema Frieden. Sie beschäftigen sich mit Fragen beispielsweise, wie die Gesellschaft gerechter und dadurch friedlicher gestaltet werden, wie individuelles Handeln einen Beitrag zum Frieden leisten oder wie man aus der Geschichte lernen und eine friedliche Gegenwart und Zukunft gestalten kann. Diesen Fragen soll nicht nur mit nationalen und internationalen Akteur:innen nachgegangen, sondern vor allem durch die Beteiligung der Augsburger Stadtgesellschaft in partizipativen Projekten erlebbar gemacht werden.
Zum Auftakt ein „Haus des Friedens“ und eine Uraufführung
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa – es ist der Tag der Befreiung. Auf den Tag genau 80 Jahre später beginnt am 8. Mai 2025 das Programm des Augsburger Friedensfests mit dem ersten der vier thematischen Abschnitten unter dem Titel „Frieden erinnern“. Auf dem Rathausplatz will der Aktionskünstler Frank Bölter gemeinsam mit Augsburger:innen ein „Haus des Friedens“ entwickeln. In der Großinstallation tragen die Menschen der Stadt ihre unterschiedlichen Vorstellungen von Frieden zusammen und gestalten daraus eine architektonische Skulptur. Als temporäres Dach soll sie die vielfältigen Bemühungen um den Frieden beheimaten und zugleich die Fragilität des Friedens symbolisieren.
Am Abend wird das Europäische Friedenskonzert „Befreiung“ mit fünf internationalen Ensembles und den Augsburger Philharmonikern in der Heilig-Kreuz-Kirche uraufgeführt. Die Auftragskomposition des deutsch-türkisch-armenischen Komponisten und Autors Marc Sinan, dessen Werke stets schwierige kulturelle Debatten aufgreifen, integriert persönliche Schicksale und Erzählungen über das Ende des Krieges in das musikalische Werk. Auch die Augsburger Chor- und Laiensänger-Landschaft wird an der Eröffnungsproduktion mitwirken.
Ausstellungen, Diskurs, Filmreihen, Lesungen
Im gesamten Zeitraum von Mai bis August wird es ein breitgefächertes Programm aus Konzerten, Theaterproduktionen, Ausstellungen, Installationen, Lesungen, Filmreihen und Diskurs sowie zahlreichen Aktionen rund um den Feiertag geben. Auch bekannte Friedensfest-Formate wird es wieder geben: die Chornacht, die nach dem großen Erfolg 2023 zum zweiten Mal stattfinden soll, die Augsburger Friedensgespräche, die Peace Summer School oder die Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement.
Friedens-Mural 2025 als bleibendes Zeichen der Friedensstadt
Für das jährliche Friedens-Mural 2025 ist etwas ganz Besonderes geplant: An der Fassade des Studierenden-Wohnheims an der Ulrichsbrücke am Lech sollen sechs großflächige Wandgemälde entstehen. Dieses Projekt ist gemeinsam von Friedensbüro, WBG und dem Graffiti-Verein „Die Bunten“ geplant. Auf diese Weise soll das Hochhaus auch über das Jubiläumsjahr hinaus ein weithin sichtbares Zeichen der Friedensstadt Augsburg bleiben.
