Die Organisation des Modular als Beruf? Für viele ein Traum, für Clemens und Julia die Realität. Seit diesem Jahr sind sie die neuen Leiter, doch ist das beliebte Festival für beide kein Neuland.
Clemens Wieser hat in der Kantine Augsburg seine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann gemacht und war dann dort auch fünf Jahre lang in dem Job tätig. Anschließend arbeitete er in einem Kulturzentrum in Erlangen, bevor er im Jahr 2019 wieder nach Augsburg zurückkehrte und beim Modular Team einstieg. Dort übernahm er die Verantwortung für das Bühnenprogramm und Marketing.
Julia Appel bezeichnet sich selbst eher als eine Quereinsteigerin. Während ihres Studiums sammelte sie erste Erfahrungen im Bereich der interkulturellen Jugendarbeit und entdeckte dadurch ihre Liebe zu Kulturprojekten. Für ihren Master in Europastudien kam sie schließlich nach Augsburg und arbeitete eine Zeit lang beim Kulturamt der Stadt Augsburg. Seit 2022 ist sie beim Modular für das Beteiligungsmanagement von Programm und Ehrenamt zuständig.
Hallo Augsburg: Ihr seid bereits seit mehreren Jahren Teil des Modular-Teams. Warum habt ihr euch jetzt dazu entschlossen, die Festivalleitung zu übernehmen?
Clemens: Für uns beide ist das Modular eine Herzenssache. Nicht nur das Festival an sich ist etwas ganz Besonderes, sondern auch die unglaublich große Partizipation von Ehrenamtlichen. Wir freuen uns, das Modular weiterentwickeln zu können und jungen Leuten eine Möglichkeit zu geben, sich selbst und ihre Ideen zu verwirklichen. Ich denke genau das ist am Ende auch auf dem Modular zu spüren.
„Wir sehen das Modular als Teamleistung.“ – Julia
Julia: Gerade der Zusammenhalt spielt auf dem Modular eine große Rolle. Deshalb haben wir auch beschlossen, uns als Team auf die Stelle zu bewerben. Dabei kommen selbst wir aus ganz unterschiedlichen Bereichen, Clemens als Kaufmann und ich als Quereinsteigerin. Doch genau diese Vielfalt ist ein Grundstein des Festivals.
Hallo Augsburg: Ihr seid ja schon mitten in der Planung für das Modular 2024. Wie geht man bei so einem Festival vor?
Julia: Das Kernteam besteht aus vier Personen, die jeweils für verschiedene Bereiche zuständig sind. Los geht es mit der Konzeptionsphase, gefolgt von Ausschreibungen, Beteiligungs- und Vergabeprozessen. Spätestens im März gilt es dann den Absprung zu schaffen: Wir müssen weg von der Ideenfindung und hin zur Umsetzung. Da ist es wichtig, dass wir immer offen für spontane Änderungen bleiben.
Hallo Augsburg: Wo liegen dabei die größten Herausforderungen?
„Wir beschäftigen uns stark mit dem Geld. Leider oftmals zu viel für unseren Geschmack.“ - Clemens
Clemens: Es sind Jahr für Jahr unterschiedliche Herausforderungen. Durch die Pandemie, die Kriege und die Inflation ist momentan die Finanzierung ein großes Thema. Es ist unglaublich schwer den Spagat zu schaffen, sodass das Preis-Leistungs-Verhältnis zum Programm stimmt. Dabei versuchen wir die Ticket- und Getränkepreise möglichst gering zu halten, um das Festival für junge Menschen attraktiv zu gestalten. Das alles in Einklang zu bringen, ist dann doch immer sehr herausfordernd.
Julia: Unsere Zielgruppe hat nicht den größten Geldbeutel. Gleichzeitig wollen wir ein inhaltlich attraktives und vielfältiges Programmangebot auf die Beine stellen. Das hat allerdings einfach gewisse Konsequenzen auf die Preisstruktur. Damit wir wirklich ein „Modular für Alle“ veranstalten können, haben wir das Community-Ticket eingeführt.
Hallo Augsburg: Wie finanziert sich das Modular?
Clemens: Das Budget setzt sich aus Fördergeldern, Sponsoren, Partner:innen sowie den Ticket-Einnahmen zusammen. Eine große Rolle spielen außerdem die Getränkeeinnahmen, sodass der Umsatz bis zum Ende offenbleibt. Das müssen wir alles überschlagen, bevor wir das Geld aufteilen. Ein großer Teil geht beispielsweise für die Infrastruktur und das Thema Sicherheit weg. Schließlich bleibt am Ende eine Summe, die wir noch für das Programm aufwenden können.
Hallo Augsburg: Stichwort Programm. Wie werden die Acts ausgewählt?
Clemens: Ich bin ein sehr musikbegeisterter Mensch, sodass da auch viel der private Clemens mit einfließt. Sowohl im Büro als auch zu Hause beschäftige ich mich viel mit Musik. Außerdem besuche ich beispielsweise Showcase-Festivals, um dort neue Künstler:innen zu entdecken. Bei meiner Auswahl achte ich dann zudem sehr auf Diversität. Am Schluss braucht es aber glaube ich einfach das richtige Näschen und ein bisschen Glück, um eine:n Künstler:in kurz vor seinem Durchbruch auf das Modular zu holen.
Hallo Augsburg: Wann werden die nächsten Acts bekanntgegeben?
Clemens: Das können wir aktuell noch nicht genau sagen, denn das hängt von den Zusagen der Künstler:innen ab. Das Ganze ist ein Prozess, der meist im Sommer beginnt und sich bis März erstreckt. In diesem Jahr gestalten wir das Programm zudem gemeinsam mit Kooperationspartnern, unter anderem mit der Club- und Kulturkommission und dem DJ David Kochs.
Hallo Augsburg: Kommen auch manchmal Künstler:innen auf euch zu?
Clemens: Ohne Ende. Wir haben immer volle Postfächer durch die ganzen Bandanfragen. Würden wir alle spielen lassen, könnten wir jeden Tag ein Festival machen. Allerdings passen nur die wenigsten davon vom Genre her zum Modular, weshalb es eigentlich unmöglich ist, diese zu sichten und zu bearbeiten.
Hallo Augsburg: Warum habt ihr euch bei der zweiten Bühne für eine Elektro-Stage entschieden?
Clemens: Elektronische Musik erfährt derzeit großen Anklang, weshalb wir diese auch auf dem Modular widerspiegeln wollen. Dass wir jetzt einen so starken Fokus darauf haben, ist sicherlich auch den Veränderungen vom gesamten Modular geschuldet. Doch wir wollen keine klassische DJ-Bühne, sondern ganz gezielt Live-Acts aus dem Techno-Bereich, die mit Instrumenten auftreten. Denn auch wenn die Musik am Schluss auf einer Schallplatte oder einem USB-Stick abgespielt wird, ist ihr Ursprung dennoch immer ein Instrument.
Hallo Augsburg: Worauf freut ihr euch besonders beim Modular 2024?
Julia: Meine Highlights sind eigentlich immer die kleinen Überraschungsmomente. Für mich ist die Stärke eines vielfältigen Programmes, dass es immer etwas Neues zu entdecken gibt. Und ich bin mir sicher, dass in diesem Jahr wieder viel geboten ist. Ein kleiner Ausblick schon vorab: Der ein oder andere Kindheitstraum wird vielleicht in Erfüllung gehen.
Clemens: Zum einen freue ich mich schon darauf, wenn vor dem Festival beim Crew-Welcome alle Volunteers zusammenkommen. Dann sehen wir unser ganzes Team mit über 400 Leuten. Zum anderen bedeutet es mir sehr viel, wenn ich glückliche Gäste sehe. Das kann der kleine Augenblick bei der Essensausgabe oder der große Moment beim Live-Act vor der Bühne sein.
Hallo Augsburg: Die Entscheidung das Modular dieses Jahr zu verkleinern, wurde seitens der Stadt und der Club- und Kulturkommission Augsburg heftig kritisiert. Haben sich die Wogen mittlerweile geglättet?
Julia: Wir befinden uns in einem engen Austausch und arbeiten daran, wie das Festival in Zukunft aussehen kann. Durch das Aufeinandertreffen sind einfach mal alle Karten auf den Tisch gekommen und wir haben über Bedürfnisse, Grenzen und Möglichkeiten gesprochen. Am Ende hat es vielleicht sogar neue Wege eröffnet.
Hallo Augsburg: Denkt ihr, dass das verkleinerte Modular den Ansprüchen der Gäste gerecht werden kann?
Julia: Meine größte Angst ist der Regen und nicht das veränderte Konzept. Ja klar, es ist anders als das letzte Mal. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir wieder ein vielfältiges Programm haben, sodass am Ende das gemeinsame Feiern im Vordergrund stehen wird.
„Veränderung ist schon immer die DNA dieses Festivals.“ – Clemens
Clemens: Wir arbeiten jeden Tag daran, dass die Menschen auf dem Modular eine gute Zeit haben werden. Wenn uns das gelingt, dann brauchen wir keine Angst zu haben.