Klemens Etschmann aus Großaitingen stammt ursprünglich aus der Landwirtschaft, doch sein Hof ist schon in den 70er Jahren stillgelegt worden. Anschließend arbeitete er lange Zeit als Bildhauer und Steinmetz, hat seine Liebe zur Landwirtschaft allerdings nie verloren. Aus diesem Grund setzt er sich seit zehn Jahren beim Netzwerk solidarischer Landwirtschaft e.V. ein, das den Vertrieb vom Landwirt zum Verbraucher organisiert. Dabei übernehmen die privaten Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs und erhalten im Gegenzug einen Teil dessen Ernteertrags. Dadurch entsteht ein eigener Wirtschaftskreislauf, der auf persönlicher Ebene und unabhängig von Marktzwängen funktioniert.
Hallo Augsburg: Inwieweit ist die Sparmaßnahe nur der Auslöser für einen Ärger, der sich schon lange Zeit aufgestaut hat?
Klemens: Wir sind bereits seit vielen Jahren unzufrieden mit den voreiligen und oftmals unüberlegten Entscheidungen der Regierung. Bei den Maßnahmen stehen in der Regel lediglich kommerzielle Gedanken im Vordergrund. Doch wir wünschen uns eine ökologische Landwirtschaft, welche die Kleinbauern leben lässt anstatt die Großbetriebe zu bevorzugen.
Hallo Augsburg: Was erhoffst du dir von den Protesten?
Klemens: In erster Linie einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung. Endlich wird das Thema auch in den Medien verstärkt aufgegriffen und sorgt für zahlreiche Schlagzeilen. Dadurch merken die Leute, dass das Essen nicht vom Mars kommt, sondern hier produziert wird – und auch produziert werden muss.
Hallo Augsburg: Was wären sinnvolle Maßnahmen der Politik, um die Bauern zufriedener zu stimmen?
„Die Politik ist nicht in der Lage, die Bauern zufrieden zu stimmen.“
Klemens: Die Politik beweist jeden Tag aufs Neue, dass sie nur für die Industrie und das große Geld da ist. Doch für eine zukunftsfähige Landwirtschaft ist ein anderes Denken notwendig: Es braucht kleinbäuerliche Betriebe, kleinteilige Strukturen sowie eine direkte Verbindung zwischen Erzeuger und Verbraucher. Alles müsste ganz ohne Industrie, Umwege oder Investoren erfolgen. Doch von diesem Ziel sind wir derzeit weit entfernt.
Hallo Augsburg: Was geschieht deiner Meinung nach mit der regionalen Landwirtschaft, sollte keine Einigung gefunden und die Subventionen stückweise gestrichen werden?
Klemens: Die regionale Landwirtschaft leidet bereits seit langer Zeit unter den Großbetrieben. Schon seit Jahren spielen viele Kleinbauern mit dem Gedanken, ihren Hof aufzugeben und einer neuen Arbeit nachzugehen. Ich denke für viele ist nun der Punkt gekommen, an dem sie diese Überlegung in die Realität umsetzen.
Hallo Augsburg: Was befürchtest du, kommt von der Regierung als Nächstes?
Klemens: Das kann man bei der Regierung nicht wissen. Sind wir mal ehrlich: Was machen die Politiker im Moment? Ihr zentrales Programm besteht daraus, dass sie die Großindustrie begünstigen und zugleich eine Abhängigkeit von internationalen Konzernen erzeugen. Doch die lokalen Unternehmen werden dadurch geschwächt und hohe Güter, wie Qualität und Wert, verlieren an Bedeutung.
Hallo Augsburg: Vor welche Herausforderungen siehst du die Landwirtschaft im Allgemeinen gestellt?
Klemens: Klima und Insekten waren schon immer Gegner der Landwirtschaft, doch dieser können sich die Bauern in Zukunft mit Sicherheit stellen. Ich sehe eine größere Gefahr in der zunehmenden Konkurrenz zur Energieerzeugung auf landwirtschaftlichen Flächen, beispielsweise durch Photovoltaik oder auch Silomais. Anstatt regionaler Produkte müssten die Lebensmittel stattdessen aus dem Ausland importiert werden. Und ist das nicht genau das, was wir eigentlich nicht wollen?