Wie steht es um die Landwirtschaft in Augsburg? – Im Interview: Landwirt Orlamünder | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Der Klimawandel ist allgegenwärtig und macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Herr Orlamünder erzählt uns im Interview mehr über die Folgen des Klimawandels auf seinem Hof und wie eine zukunftsfähigere Landwirtschaft für ihn aussehen könnte.

Wie steht es um die Landwirtschaft in Augsburg? – Im Interview: Landwirt Orlamünder

Die Regelungen der EU für die Landwirtschaft werden immer strenger und mit den geringen Fördergeldern haben vor allem kleinere Höfe in Europa zu kämpfen. Landwirte sollen nachhaltiger und klimafreundlicher wirtschaften, heißt es. Aber welche Auswirkungen spüren die Landwirt:innen in der Region Augsburg überhaupt und wie können sie darauf reagieren? Landwirt Orlamünder beantwortet unsere Fragen im Interview. Unter anderem erfahrt ihr, welche Wünsche er an die Landwirtschaftspolitik stellt und was wir alle für eine ökologischere Landwirtschaft in der Zukunft machen können.

Hallo Augsburg: Wie können wir uns Ihren Hof vorstellen?

Orlamünder: Wir sind der „Frischhof“ aus Königsbrunn in dritter Familiengeneration. Früher war es ein typischer Bauernhof mit Kühen, Schweinen, Hühnern und vielem mehr. Mittlerweile sind wir ein reiner Geflügel-Hof. Auf unseren Feldern werden Getreide und Mais für unser eigenes „Hühnermüsli“ angebaut sowie Speisekartoffeln. Unser Hof ist kein klassischer Marktbetrieb, der seine Ware an Händler:innen weitergibt. Stattdessen verarbeiten und verkaufen wir alles selbst. Unsere frischen Waren bieten wir auf Wochenmärkten in der Umgebung und in unseren Hofladen sowie in der Hofgastronomie an.

Hallo Augsburg: Was macht Ihren Hof nachhaltig?

Orlamünder: Es ist einfach ein natürlicher Kreislauf. Wir bauen das Futter selbst an, das unsere Hühner fressen. Sie legen dafür Eier. Aus dem Hühnermist gewinnen wir dann Strom in einer Biogasanlage. Der übrig gebliebene Mist wird wiederum als Dünger auf den Feldern genutzt. Zusätzlich schlachten wir unsere Hühner komplett selbst und kochen sie beispielsweise als Suppenhennen ein.

Hallo Augsburg: Welche Auswirkungen spüren Sie durch den Klimawandel?

Orlamünder: Es sind vor allem längere trocken Perioden über vier bis sechs Wochen. Ein Teil unserer Ackerflächen sind nahe des Lechs auf Kiesboden gelegen, der mehr Wasser durchsickern lässt. Dadurch vertrocknen viele unserer Pflanzen schneller und wir kämpfen teilweise mit Missernten.

Hallo Augsburg: Welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie dagegen?

Orlamünder: Wir können das Wetter leider nicht steuern und müssen versuchen mit den Folgen zu leben. Klar kann man je nach Bodenbeschaffenheit eben schauen, welche Pflanzen sich besser und welche schlechter anbauen lassen. Aber das Wasser wird langfristig nicht mehr reichen um die Felder ausreichend zu bewirtschaften. Das wird dazu führen, dass zunehmend zugekauft werden muss.

Hallo Augsburg: Gab es ein besonderes Ereignis mit Extremwetter auf Ihrem Hof, von dem Sie berichten können?

Orlamünder: Ich erinnere mich noch gut an die große Dürre 2019. Jedoch wiederholen sich Hitzeperioden mit geringem Niederschlag zunehmend in den vergangenen Jahren. Auch in 2013 war es relativ dramatisch.

Hallo Augsburg: Welchen Einfluss hat die Landwirtschaft auf die Umwelt?

Orlamünder: Ein gewissen Einfluss der Landwirtschaft auf die Umwelt, lässt sich ja schon seit Jahrzenten beobachten. Aufgrund des enormen Mangels an landwirtschaftlichen Flächen in Europa werden Flächen im Regenwald für den Anbau gerodet. Das wirkt sich natürlich in keinster Weise positiv auf die Umwelt aus. Dabei sollte man zudem auch die Kehrseite der Bio-Öko-Landwirtschaft hierzulande betrachten, die viel mehr Fläche benötigt, aber im Gegenzug weniger Erträge liefert.

Hallo Augsburg: Wie hat sich die Landwirtschaft in der Augsburger Region in den letzten Jahren entwickelt?

Orlamünder: Die Entwicklung ist relativ gleichgeblieben – abgesehen von den Flächen, die weggefallen sind. Diesbezüglich spielen die geplanten Neubau- oder Gewerbegebiete im Augsburger Land eine große Rolle. Auf einem unserer Felder wurde zum Beispiel ein Flüchtlingsheim gebaut, das uns jetzt für den Lebensmittelanbau fehlt. Leider liegt das kleine Höfe-Sterben weiterhin im Trend, weil die Richtlinien und Fördermaßnahmen zu kompliziert werden. Da lohnt es sich nicht mehr für die kleineren Betriebe. Das kommt dann wiederum den großen Industriehöfen zugute.

Hallo Augsburg: Wie stellen Sie sich eine zukunftsfähigere Landwirtschaft vor?

Orlamünder: In der Zukunft sollte die Landwirtschaft ihre Flächen möglichst wasserschonend bearbeiten. Der Schlüssel liegt darin, das Bestmögliche herauszuholen. Die Landwirtschaft ist abhängig von der Politik und der Bevölkerung, die einen klimaneutraleren Weg einschlagen müssen. Ansonsten werden wir weiter Missernten einfahren und immer weniger Höfe haben.

Hallo Augsburg: Welche Wünsche haben Sie an die Landwirtschaftspolitik in Bayern?

Orlamünder: Das Problem liegt meiner Meinung nach stärker bei den Regelungen der EU. Die bayrischen Regelungen im Kulturlandwirtschaftsprogramm, wie Blühflächen zu schaffen oder Wiesen möglichst spät zu mähen, erachte ich als sinnvoll und praktikabel. Ich finde die Förderungsregelungen der EU teilweise nicht gelungen, wie die neue einjährige „Brache“ von Feldern zum Beispiel, die in der Praxis für die Höfe unrentabel ist.

Hallo Augsburg: Was kann ihrer Meinung nach jede:r Einzelne machen, um zu einer ökologischeren Landwirtschaft in Zukunft beizutragen?

Orlamünder: Das Wichtigste ist regional und saisonal von kleinen Landwirten einzukaufen, um die Landwirtschaft in der Region zu stärken. Allgemein sollten die Menschen ihren eigenen Konsum von Waren, Dienstleistungen und Freizeitangeboten überdenken. Die ökologischere Landwirtschaft allein, wird den Klimawandel kaum aufhalten können.