Demonstration gegen Rechtsextremismus: Das war am Samstag in Augsburg geboten | Aktuelle Nachrichten und Informationen

25.000 Menschen, bewegende Reden und keine Ausschreitungen: Die Demonstration gegen Rechtsextremismus am Samstag, den 3. Januar, war ein beeindruckendes Ereignis. Wir blicken auf den Tag zurück.

Demonstration gegen Rechtsextremismus: Das war am Samstag in Augsburg geboten

Die Sonne steht hoch am Himmel und die Augsburger Innenstadt ist so voll, wie schon lange nicht mehr. Von überall her strömen die Menschen in Richtung Rathausplatz, dabei sind es noch Stunden, bis die Demonstration beginnen soll. Doch das stört die mit Plakaten und Schildern ausgestatteten Bürger:innen nicht, denn ihr Ziel ist klar: Sie wollen ein nachhaltiges Zeichen gegen rechts setzen.

Hohe Teilnehmendenzahl bei der Kundgebung

Das „Bündnis für Menschenwürde Augsburg und Schwaben e. V.“ hatte Mitte Januar zu der Demonstration in Augsburg angerufen. Angemeldet war zu Beginn eine Teilnehmerzahl von rund 2.000 Personen, die jedoch nach dem beeindruckenden Zulauf bei Aktionen in anderen Städten schnell angehoben wurde. Mit 25.000 Personen in der Augsburger Innenstadt hat wohl bis zuletzt niemand gerechnet, doch aufgrund der vorausschauenden Organisation musste die Demonstration nicht abgebrochen werden. Stattdessen wurde auf den Plan B zurückgegriffen und die Leute in Richtung Maximilianstraße sowie Philippine-Welser-Straße verwiesen. Durch Lautsprecher konnten die Teilnehmenden von dort ebenso die Kundgebung mitverfolgen.

Kreativität und Vielfalt der Bürger:innen

Die Menschenmenge verhielt sich zugleich friedlich und bestimmt. So weit das Auge reichte wurden Schilder hochgehalten, die mit verschiedenen Slogans eine klare Kante gegen rechts setzten. „Menschenrechte statt rechte Menschen“, „Auf Höcke keine Böcke“, „Sei ein Mensch“, „Augsburg ist bunt“ und vieles mehr stand dort geschrieben. Doch war es nicht nur die Kreativität der Leute, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Ebenso war es die bunte Vielfalt, die sich in der Menge abbildete. Großeltern waren an diesem Tag in die Stadt gefahren, die ihre Plakate zum Teil an den Rollatoren befestigt hatten. Direkt daneben standen Mütter mit Kinderwägen, deren Kinder schon von klein auf mit einer weltoffenen Einstellung erzogen werden sollten. Für die Heranwachsenden war vor dem Hazel Coffee ein Bereich abgegrenzt, in dem sie in Ruhe demonstrieren und zugleich an verschiedenen Aktionen teilnehmen konnten. So malten sie unter anderem mit bunten Kreiden auf den Boden.

Starke Worte der Oberbürgermeisterin Eva Weber

Der Auftakt der Demonstration lag in den Händen der Oberbürgermeisterin Eva Weber. Sie hielt eine mitreißende Ansprache, in der sie der Stadtgesellschaft ihren Stolz für das zahlreiche Kommen kundtat. Zudem richtete sie einen klaren Appell an die Bürger:innen: Das hohe Gut einer Demokratie sei nichts, worauf man sich einfach verlassen könne. Stattdessen müsse jede:r Einzelne aktiv werden, um diese freie Regierungsform zu wahren. Dies wäre in einer Partei, Vereinen, Organisationen oder auch durch die sozialen Medien möglich. Des weiteren berichtete sie von heftigen rechtsradikalen Hater:innen und Hassmails, die sie in den vergangenen Wochen erhalten habe. „Doch ich werde nicht ruhig sein“, betonte Weber und erntete tosenden Applaus dafür.

Weitere Perspektiven verschiedener Standpunkte

Es folgten Reden von Akteur:innen der verschiedensten Branchen. Darunter befanden sich Vertreter:innen weiterer Parteien wie Claudia Roth (Bündnis 90/ die Grünen), Ulrike Bahr (SPD), Bernhard Pohl (Freie Wähler) und Volker Ullrich (CSU). Außerdem kamen Redner:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen zu Wort. Diese bildeten unter anderem die Meinung des Augsburger Flüchtlingsrats, des Runden Tisch der Religionen sowie des Integrationsbeirates ab. Viel Applaus erhielt außerdem eine Sprecherin für die Wirtschaft: Ingrid Rieken, die Personalvorständin der MAN, zeigte sich begeistert von dem Zeichen, dass die Augsburger:innen in der Stadt setzten. „Wir sind in über 50 Ländern aktiv, genauso bunt ist unser Unternehmen. Hass und Fremdenfeindlichkeit haben bei uns“, betonte Rieken. Für die Kirche sprachen verschiedene Bischöfe, die zur allgemeinen Teilnahme aufriefen. So betonte der Augsburger Bischof Bertram Meier: „Wir müssen die politischen Kräfte stärken und zugleich Menschlichkeit, Versöhnung, Frieden und soziale Gerechtigkeit vertreten.“ Darauf folgten Reden von Fridays for Future, dem FCA und auch eine Schauspielerin des Staatstheater Augsburg kam zu Wort.

Weitere Demos und nächster Termin

Die Kundgebung in Augsburg war nicht der einzige Gegenwind, den der rechte Flügel der Gesellschaft an diesem Wochenende einstecken musste. Auch in zahlreichen weiteren Städten fanden Proteste statt, darunter in Berlin, Dresden, Bremen, Freiburg, Lübeck und Magdeburg. Doch ist mit den Demonstrationen noch lange nicht abgeschlossen: In den kommenden Wochen stehen wieder in ganz Deutschland zahlreiche Aktionen auf dem Programm. In der Fuggerstadt ruft das „Offene Antifaschistische Treffen Augsburg“ am 14. Februar zu einem Protest auf dem Rathausplatz auf. Anlass ist der an diesem Tag stattfindende Neujahrsempfang der AfD.