Noch strahlt der 18 Meter hohe „Christbaum für Alle“ auf dem Rathausplatz in voller Pracht. Geschmückt wird die Tanne aus Neusäß von strahlenden Lichtern und Sternen, die noch an die Weihnachtszeit erinnern, während die umliegenden Stände des Christkindlesmarkts bereits abgebaut werden. Doch wie sieht nun die Zukunft des vier Tonnen schweren Baums aus?
Ein Baum mit verschiedenen Facetten
Nach dem großen Zuspruch des vergangenen Jahres soll die Tanne auch in diesem Jahr wieder in der Faschingszeit zum Narrenbaum werden. Woher diese Tradition kommt, ist nicht ganz klar. Stattessen gibt es verschiedene Theorien über deren Ursprung. Manche sagen, dass der Narrenbaum sich aus einer Tradition der Metzger entwickelt habe, die früher beim Fastnachtstanz stets kleine Bäumchen bei sich trugen. Andere behaupten, es sei ein Nachfolger des im 15. Jahrhundert verorteten „Blockziehens“. Dabei handelt es sich um einen Spottumzug, bei dem einst unverheiratete Frauen jeden Alters einen Baumstamm durch die Straßen ziehen mussten, aus dem sich vielleicht ein Mann für sie schnitzen ließe. Wieder andere richten ihr Augenmerk auf das späte Mittelalter, wo der Narrenbaum möglicherweise als eine Abwandlung des biblischen Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse im Paradies aufgestellt wurde. Doch damit noch immer nicht genug der Spekulationen, denn ebenso könnte sich der Ursprung auch aus dem Brauch des Maibaumes entwickelt haben und die Stärke und Macht des närrischen Volkes symbolisieren.
Nun haben wir aber genug über den Ursprung philosophiert, denn die eigentliche Frage ist doch: Was kommt nun auf die Tanne auf dem Rathausplatz zu? Zuallerst muss sich diese einem grundlegenden Umstyling unterziehen, bevor sie sich einen Narrenbaum nennen darf. Dabei werden alle Äste abgesägt, wobei man nur eine kleine Krone, den sogenannten Dulden, am Stamm belässt. Anschließend wird auch noch die Rinde vollständig abgeschält, bevor es am 10. Januar ans Schmücken gehen kann. Dabei wird der Narrenbaum mit bunten Bändern sowie kleinen Kränzen verziert. Außerdem befestigen die Faschingsgesellschaften ihr Wappen an dem Baum.
Der Weg des Stamms in die Wohnzimmer
Selbst nach dieser radikalen Umgestaltung heißt es Ende Februar noch immer nicht ganz Abschied nehmen von der Tanne. Denn obwohl er dann erstmal vom Rathausplatz verschwindet, taucht er kurz darauf in etwas anderer Form nur wenige hundert Meter weiter wieder auf. „Wie das?“, fragt ihr euch nun? Ganz einfach: Der Stamm wird im Anschluss von einem Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr zu Weihnachtssternen zersägt, die dann in der Bürgerinfo am Rathausplatz verkauft werden. Im vergangenen Jahr entstanden so rund 140 Sterne, die ihren Weg in die Hände der Bürger:innen gefunden haben. Wie viele der diesjährige „Christbaum für Alle“ wohl bringen wird? Wir sind gespannt.