Weihnachtstraditionen hin oder her – die meisten Familien wissen genau, wie sie sich ihr Fest vorstellen: von den Schmuckvarianten des Christbaumes über die weihnachtlichen Menüs bis hin zum allgemeinen Tagesablauf des 24. Dezembers. Geht es in die Kirche? Oder zu Freunden? Gibt es Gans oder Raclette?
Lässt sich überhaupt festlegen, welche Tradition ein bestimmtes Land zu Weihnachten hat? Natürlich! Die Geschichte um die Geburt des Jesuskindes und die Übergabe von Geschenken ist überall irgendwie mit dabei. Auf unserer weihnachtlichen Weltreise durch fünf Kontinente haben wir allerdings auch Bräuche gefunden, die uns ganz neu waren – obwohl das Fest als solches schon so alt ist.
So wird Weihnachten in Brasilien gefeiert
Beginnen wir unsere weihnachtliche Rundreise in der Wärme: Und gerade weil es so heiß ist, feiern die Menschen in Rio de Janeiro Weihnachten gerne draußen am Strand. Der Weihnachtsmann heißt hier „Papai Noel“. Traditionell essen die Einwohner:innen an Heiligen Abend Truthahn und als Dessert gibt es die köstliche Nachspeise Pavé.
Etwa 130 Kilometer vom Zuckerhut entfernt, existiert außerdem ein ganz besonders weihnachtlicher Ort: Penedo, auch bekannt als pequena Finlândia, also „kleines Finnland“. Von Oktober bis Januar feiern die Menschen hier ein farbenfrohes Weihnachtsfestival voller leuchtender Lichterketten, einem Weihnachtsmann-Haus und leckeren Schokoladen- sowie Eisspezialitäten. Um die Geburt Christi zu zelebrieren, zünden die Brasilianer:innen bereits zu Weihnachten ein prächtiges Feuerwerk. Wer Silvester ebenfalls in der Sonne verbringen möchte, kann einen spektakulären Anblick bunter Feuerwerkskörper und mitreißender Festlichkeiten erwarten.
Ab nach Nordamerika
Unsere Reise mit dem Weihnachtsschlitten führt uns nun in nordwestliche Richtung, bis wir in Mexico ankommen. Das mexikanische Weihnachtsfest unterscheidet sich in seiner Stimmung und Lebendigkeit deutlich vom altbekannten deutschen Fest. Anstatt ruhiger Gespräche und Besinnlichkeit wird dort wild gefeiert. Besonders beliebt ist der Brauch der Posadas. Hierbei wird das Suchen Marias und Josefs nach einer Herberge in Bethlehem nachempfunden. Zwei als Maria und Josef verkleidete klopfen auf der symbolischen Suche nach einer Unterkunft dreimal bei den Gastgeber:innen an, um Einlass gewährt zu bekommen. Wenn alle Gäst:innen im Haus sind, werden dann Krapfen und andere Süßspeisen gegessen und die Fiesta mexicana kann beginnen! Für die Kinder sind vermutlich die Piñatas, die mit Süßigkeiten und Nüsse gefüllten Pappmachéfiguren das Highlight der Weihnachtszeit – denn auf die Geschenke wartet man in Mexico etwas länger als bei uns. In manchen Familien ist die Bescherung erst nach Mitternacht.
Wie wird der Festakt in Äthiopien zelebriert?
Anders als in den meisten Ländern Afrikas, in denen das Christentum die stärkste religiöse Gruppe ist, ist in Äthiopien das Christentum in orthodoxer Form schon lange vor der Ankunft der Europäer:innen angekommen. Die orthodoxen Kirchen feiern grundsätzlich dieselben Feste wie andere christliche Kirchen auch – nur hin und wieder an einem anderen Datum. So feiern die Menschen Weihnachten in Äthiopien erst am 6. Januar. Zur Vorbereitung fasten die Gläubigen 43 Tage lang und verzichten auf tierische Lebensmittel und Genusswaren, wie zum Beispiel Tabak.
Nach der Fastenzeit bereiten die Familien traditionell ein feierliches Festessen zu, das dann im größeren Kreis zu sich genommen wird. Gerne wird dazu auch ein Priester eingeladen, der wie die anderen Gläubigen im Übrigen weiße Kleidung trägt. Er hat die Aufgabe, das Haus, die Bewohner:innen und die Speisen zu weihen. Da es als unsittlich gilt, alleine zu speisen, trifft man sich in den darauffolgenden Tagen auch mit Freund:innen und Nachbar:innen, um gemeinsam zu essen.
Australien und Ozeanien – Fidschi
Es bleibt weiterhin angenehm warm auf unserer nächsten Station. Next Stop: Fidschi. In der Südsee gibt es unzählige Inseln und Archipele, auf denen die Bewohner:innen ihre ganz eigenen Traditionen haben – auch zu Weihnachten. Aber wir versuchen das aus der Perspektive des winterlich, durchgefrorenen Mitteleuropäers etwas zu verallgemeinern. Die Feierlichkeiten zeigen unterschiedliche Gesichter: Dass man an Weihnachten nicht nur besinnlich und andächtig ist, haben wir schon in Mexico kennengelernt. Doch auf den Südseeinseln sind nicht (nur) Süßigkeiten und Fiesta im Spiel: Hier steht das Tanzen im Vordergrund. Mit ordentlichem Hüftschwung vermischt sich dabei die katholische und polynesische Tradition und die Feiernden tanzen nach der Messe durch die Straßen. Typisches Weihnachtsessen ist übrigens nicht etwa eine Gans, sondern eher ein saftiges Spanferkel.
Nächster Halt? Südkorea!
Unsere Rundreise neigt sich dem Ende zu: Letzter Halt? Südkorea. Auf der koreanischen Halbinsel hat das Weihnachtsfest nicht den religiösen Charakter, wie es in Europa oder anderen christlichen Regionen der Fall ist. Das liegt daran, dass Korea vergleichsweise noch nicht lange christliche geprägt ist. Dennoch feiern viele Koreaner:innen gerne Weihnachten – allerdings eher als kommerzielles Fest. Man schenkt sich also auch in Seoul Geschenke, der Weihnachtsbaum fehlt jedoch in den meisten Familien. Obwohl auch das Stichwort „Familie“ in Korea nur so halb zutrifft: Für viele Paare ist Weihnachten ein romantisches Fest der Zweisamkeit. Besonders schick angesehen ist es übrigens, ein typisch westliches Weihnachtsdinner zu essen.
