Strömendes Wasser, schnelle Boote, ehrgeizige Sportler und strahlende Medaillen. Der Kanusport begeistert nicht nur die Athleten, sondern ebenso die Zuschauer durch die pure Spannung. Durch die Olympiastrecke am Eiskanal hat Augsburg einen besonderen Bezug zu dem Sport, sodass in der Stadt oftmals große Veranstaltungen und Wettkämpfe zu besuchen sind. Zuletzt war dies unter anderem der Kanuslalom Weltcup im Juni 2023.
Qualifikation bei Olympia als Lebensziel
Sieht man sich die Chroniken des Kanu Schwaben Vereins an, werden schnell die großen Erfolge der Sportler offensichtlich. Diese gingen bereits bei Wettkämpfen wie der Europa- und Weltmeisterschaft als Sieger hervor. Viele von ihnen arbeiten bereits seit Jahren auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen hin, welche oftmals als letzte Etappe auf der Zielliste gilt. Doch eine Qualifikation ist nicht leicht, denn es gibt lediglich vier Startplätze pro Nation. Für den großen Wettkampf in Paris konnten sich vier Sportler aus Augsburg ihren Traum erfüllen und ein Olympiaticket für das Jahr 2024 herausfahren.
Augsburger Kanuten begeben sich auf die Reise
Im Juli heißt es für die vier Sportler aus Augsburg: Koffer packen und auf nach Paris. Nur alle vier Jahre findet das große Sportspektakel statt und wird weltweit von zahlreichen Nationen verfolgt. Zwei der Athleten waren bereits Teil dieses internationalen Wettkampfes, während es für die anderen beiden nun ein Neuland zu erkunden gibt. Wir stellen euch die Teilnehmenden vor:
Elena Lilik – Mit dem Sport großgeworden
Der Kanusport liegt Elena im Blut, denn schon ihr Vater widmete diesem sein Leben. Er selbst ist Kajak-Bundestrainer der Slalomkanuten und gab seine Liebe zu diesem Sport an seine Kinder weiter. So ist es nicht nur Elena, die sich im Kanufahren wiedergefunden hat. Auch ihre jüngere Schwester Emily lebt den Traum und fährt derzeit im Junioren-Team der Slalomkanuten. Ihre Mutter ist als ehemalige Handballspielerin ebenso sportlich unterwegs.
Elena war bis zu ihrem vierten Lebensjahr in Handballhallen aktiv, bevor sie mit acht Jahren zum Kanusport wechselte. Dabei spielte ihr Vater eine ausschlaggebende Rolle, indem er sie oftmals zum Paddeln mit ins Boot holte und sie ihn auch seine Trainingseinheiten begleiten durfte. Im Jahr 2014 qualifizierte sie sich für die Junioren-Nationalmeisterschaft C1 und konnte 2018 erstmals für das A-Team starten. Seither nahm Elena schon mehrfach an Welt- und Europameisterschaften teil, wobei sie sich über zahlreiche Medaillen freuen konnte. Nun geht es für die 26-Jährige erstmals zu den Olympischen Spielen. Ein Traum wird wahr, den sie selbst noch gar nicht ganz glauben kann.
Noah Hegge – Das Warten hat sich gelohnt
Noah Hegge wurde der Kanusport ebenso in die Wiege gelegt. Seine spannende Reise begann im Juli 2003, als er mit seiner Familie die Kanuslalom Weltmeisterschaft in Augsburg besuchte. Die Begeisterung war groß, doch während sein Bruder Samuel schon erste Schnupperstunden nehmen konnte, musste Noah aufgrund seines jungen Alters noch auf der Zuschauerbank danebensitzen. Wenige Jahre später stieg auch er in den Kanusport ein und erzielte durch seinen Eifer an Perfektion schnell große Erfolge. So gewann er schon als Schüler zahlreiche Meisterschaften, erhielt die Qualifikation für die Nationalmannschaft im Juniorenbereich und schaffte schließlich den Sprung in die Profisportliga. Seither war er schon bei Welt- und Europameisterschaften zu sehen, bei denen er oftmals auch die Goldmedaille mit nach Hause nehmen konnte. Die Olympischen Spiele sind für ihn nun eine Prämiere.
Sideris Tasiadis – Ein Leser des Wassers
Die Liste der Erfolge ist lang: Sideris Tasiadis konnte sich im Kanusport über die Jahre hinweg einen bekannten Namen erarbeiten und nahm bereits mehrfach an den Olympischen Spielen teil. Auch bei den Welt- und Europameisterschaften paddelte der Augsburger schon zahlreiche Medaillen heraus.
Zum Kanusport war der griechisch-stämmige Augsburger über seinen damaligen Sportlehrer am Gymnasium bei St. Anna gekommen. Bei ihm erlernte er das Paddeln sowohl spielerisch als auch unter Druck. Durch kleinere Wetten und Challenges forderte der Coach den ehrgeizigen Sideris nämlich immer wieder heraus und brachte ihn dadurch dazu, über sich selbst hinauszuwachsen. Mit Erfolg: Heute wird über den Augsburger gemunkelt, dass er das Wasser wie kaum ein anderer lesen könne. Was es damit auf sich hat und welche Tipps der Sportler hat? Das hat er uns im Interview verraten:
Ricarda Funk – Spitzensportlerin am Werk
Ricarda Funk war nicht nur bei den Olympischen Spielen bereits dabei, sondern ging aus diesen im Jahr 2020 sogar als Siegerin hervor. Sie selbst ist in Bad Breising am Rhein aufgewachsen und wurde nach dem Abitur in das Spitzensportförderprogramm der Bundeswehr aufgenommen. Dies waren ausgezeichnete Voraussetzungen für ihre leistungssportliche Laufbahn, sodass sie stets viel Zeit und Ehrgeiz auf dem Wasser ausleben konnte. Neben den Olympischen Spielen gewann die Sportlerin auch schon verschiedene Welt- und Europameisterschaften sowie die European Games. Welchen Platz die Spitzenkanutin nun im Juli in Paris herausfahren wird? Wir sind gespannt.
Flüchtlingsteam als internationales Zeichen
Bei den Olympischen Spielen 2024 wird es außerdem wieder das IOC-Flüchtlingsteam geben, welches sich aus insgesamt 36 Athleten zusammensetzt. Diese kommen aus elf verschiedenen Herkunftsländern und werden von Nationalen Olympischen Komitees beherbergt. In diesem Jahr werden sie in zwölf Sportarten antreten, darunter auch im Kanuslalom sowie -rennsport. Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, erklärt: „Mit ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen demonstrieren sie das menschliche Potenzial an Widerstandsfähigkeit und Exzellenz. Dies wird eine Botschaft der Hoffnung an die mehr als 100 Millionen Vertriebenen auf der ganzen Welt senden.“ Dabei präsentieren die Athleten kein bestimmtes Land, sondern ausschließlich das Olympische Flüchtlingsteam.
Kandidat von Kanu Schwaben in Paris
Aus dem Augsburger Verein wird für dieses Team Amir Rezanejad antreten. Er wuchs im Iran auf und begann im jungen Alter von sieben Jahren mit dem Kanusport. Während er anfangs mit dem flachen Wasser-Kanu begann, entdeckte er schnell den Kanuslalom für sich. Nachdem er 2021 nach Deutschland kam, setzte er den Sport beim Kanu Club Augsburg fort und fand dort eine Familie für sich. Seine Liebe zum Paddeln gibt er außerdem durch Trainingsstunden an Schüler weiter. Im Juni 2024 wird er nun nach Paris fahren und das Schwabenkanuten-Team bei den Olympischen Spielen komplettieren.