Wie Greta Thunberg zu Fridays for Future, gehört das Klimacamp beinahe schon zu Augsburg. Immerhin sind es mehr als vier Jahre, in denen der Dauerprotest der Klimaaktivist:innen schon auf dem Rathausplatz ausgeübt wird. Doch nun soll das Camp erstmal abgebaut werden und aus der Fuggerstadt wegziehen. Wie kam es dazu?
Baustelle am Rathaus und Ungewissheit der Zukunft
Schon seit Längerem steht die bevorstehende Baustelle im Rathaus fest, die aufgrund von Asbestbelastung sowie notwendigen Brandschutzmaßnahmen unumgänglich ist. Aus diesem Grund bleibt das Gebäude von August 2024 bis April 2026 geschlossen. Zuletzt stellte sich die Frage, wie es mit dem direkt angrenzenden Klimacamp weitergehen könne. Denn an dessen derzeitigem Standort sollte im Rahmen der Umbauarbeiten ein Kran stationiert werden. Lange blieb die Zukunft ungewiss, doch nun nahmen die Aktivist:innen dazu Stellung: Das Klimacamp wird Augsburg vorerst verlassen.
Langjähriges Bestehen trotz zahlreicher Hürden
Diese Nachricht kam für viele Bürger:innen unerwartet. Das Camp hatte sich nicht nur durch seine zahlreichen Proteste einen Namen gemacht, sondern ebenso durch sein Durchhaltevermögen, das in Deutschland so keinen Vergleich hatte. Dabei gilt das Augsburger Lager als längste bestehende Klimaschutzdemo und war für viele andere Camps ein Vorbild. Schon in der Vergangenheit musste das Lager innerhalb der Stadt für einige Monate umziehen. Grund war damals die Gefahr durch herunterfallende Steine des sanierungsbedürftigen Perlachturms. Auch gegen eine Räumungsklage der Stadt Augsburg im Jahr 2020 konnten sich die Demonstrierenden durchsetzen. Aufgrund dieser Erfolge erwarteten viele Augsburger:innen nun einen erneuten Umzug des Camps, der aber von den Aktivisti:innen verneint wird.
Verbleib in Augsburg aktuell sinnlos
Seit vier Jahren war stets mindestens eine Person vor Ort, denn das Klimacamp musste Tag und Nacht besetzt sein, damit der Bestand gesichert werden konnte. Bis zum 31. Juli soll dies noch der Fall sein, ab dann werden die errichteten Hütten vom Fischerplatz wegziehen. Die Aktivist:innen sehen diese Nachricht nicht als ein Ende des Klimacamps an. Stattdessen betonen sie: „Es macht für uns keinen Sinn hierzubleiben, wenn die Stadtregierung keine Tagungen mehr im direkt angrenzenden Rathaus hat.“ Aus diesem Grund habe man sich entschieden, erstmal auf andere Formen des Protestes zurückzugreifen. Klimacamp-Mitinitiator Ingo Blechschmidt sagte gegenüber der Augsburger Allgemeine, dass es sich dabei um Formate wie ein „Pop-Up-Klimacamp“, das nur für wenige Stunden oder Tage vor Ort sei, handeln könne. Einige Teile des derzeitigen Camps werden nun nach Reichling, eine Gemeinde im Landkreis Landsberg am Lech, umziehen. Dort hat sich zuletzt eine Bürgerinitiative gebildet, die gemeinsam mit Greenpeace gegen neue Erdgasbohrungen demonstriert
Rückkehr in Zukunft möglich
Ab August heißt es also erstmal Abschied nehmen von dem gewohnten Anblick des Klimacamps neben dem Rathaus. Doch muss dieser nicht endgültig sein, denn die Aktivisti:innen betonen: „Der Umzug nach Reichling bedeutet nicht, dass wir nie mehr nach Augsburg zurückkehren.“ Stattdessen hätten sie noch immer Ziele für die Stadt, welche sie auch in Zukunft weiter verwirklichen wollen.