Kantine Augsburg: Vom Indie Schuppen zu einem der beliebtesten Clubs der Region | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Die Kantine hat heute eine Top-Lage in der Innenstadt und lädt jede Woche zahlreiche junge Leute zum Feiern ein. Doch im Laufe der Geschichte musste der beliebte Nachtclub einige Höhen und Tiefen miterleben. Ein Überblick.

Kantine Augsburg: Vom Indie Schuppen zu einem der beliebtesten Clubs der Region

Eine lange Schlange steht vor der Tür der Kantine. „Hat jemand noch eine Karte übrig?“, heißt es immer wieder unter den jungen Leuten – doch die Frage trifft lediglich auf ein Kopfschütteln. Das Feiern in dem Club ist heiß begehrt, doch ein Reinkommen nicht immer garantiert. Wie konnte sich die Kantine einen solchen Namen machen? Und wie kam sie zu ihrer Location am Königsplatz?

Der Anfang einer jeden Sache ist klein

Die Kantine startete im Jahr 2002 als Indie/Alternative Schuppen auf dem Gelände der Reese Kaserne in Kriegshaber. Gegründet wurde sie von vier Freunden: Sebastian Karner (Besitzer der Kantine, Soho Stage und dem Weissen Lamm), Horst Himmerer (ehemaliger Besitzer des Siedlerhofes), Roland Antonovics (Besitzer der Haifischbar) und Jürgen Lupart. Schon damals waren die jungen Männer in der Clubszene aktiv und legten regelmäßig im Siedlerhof mit Kassetten auf. Als sie von dem Leerstand in der Reese Kaserne erfuhren, entstand die Idee der Gründung eines eigenen Pop-up-Clubs. „Wir hatten eine Menge Ideen und auch genug Material sowie Ausrüstung“, erinnert sich Sebastian Karner. „Deshalb wollten wir einen Mietvertrag für eineinhalb Jahre annehmen, gemeinsam eine gute Zeit verbringen, danach wieder schließen und unser eigenes Ding weitermachen.“ Dabei war die Leitung des Clubs für die Freunde nur ein Nebenverdienst und sie führten ihre Jobs unterdessen weiter.

„Doch aus Spaß wurde Ernst und wir fanden Gefallen daran.“ – Sebastian Karner.

Angefangen als kleines Projekt entwickelte sich die Kantine im Lauf der Jahre zu einem der bekanntesten Clubs in der Stadt. Da die Location allerdings nur eine begrenzte Zeit lang zu Verfügung stand, musste die Diskothek 2007 ihre Räumlichkeiten verlassen. Doch die Freunde hatten Glück und fanden wenige hundert Meter weiter ein neues Zuhause für ihre Musikstätte, sodass nach einem knappen Jahr bereits wieder die Bässe auf dem Gelände der Kaserne dröhnten. Während das ehemalige Gebäude abgerissen und in Wohnungen umgewandelt wurde, war die Kantine nun ein Teil des neu gegründeten „Kulturpark West“.

Der erste Umzug innerhalb des Geländes

Da die Club-Gründer bei den neuen Räumlichkeiten ein Abrissgebäude vorfanden, mussten sie die einstige Kaserne von Grund auf renovieren. „Wir haben dabei immer darauf geachtet, möglichst wenig Neues zu kaufen“, erklärt Sebastian Karner. „Stattdessen haben wir ganz viel aus unserem eigenen Laden aus- und wiedereingebaut.“ Dadurch erinnerte bei der Einrichtung in der „zweiten“ Kantine viel an ihren Vorgänger. Doch auch aus dem ehemaligen Pow Wow im Theaterviertel waren Elemente wie die runde Bartheke verbaut.

„Es gibt Einrichtungsstücke aus dem Siedlerhof von 1996, die danach in allen Kantinen zu sehen waren.“ – Sebastian Karner

Die Gäste der Partys schätzten den Club in Kriegshaber, denn nicht nur das alte Militärgebäude stellte eine Besonderheit dar. Ebenso das dazugehörige Areal mit einem eigenen Biergarten sowie einer Feuerstelle war wie für das Feiern gemacht.

Das neue Zuhause des beliebten Clubs

Der neue Mietvertag im Reese Gelände war allerdings bis 2017 befristet, sodass für die Kantine in diesem Jahr bereits ein Umzug feststand. Doch schon zuvor unterlag das Feiern in der Kantine schwereren Bedingungen, denn die Anwohner:innen rückten langsam näher und damit einher folgten Beschwerden aufgrund der Lärmbelästigung. Während der Kulturpark West an das Gaswerk gelegt wurde, fand Karner eine Location inmitten der Innenstadt. Dabei handelte es sich um die Räumlichkeiten des ehemaligen Yum-Club, der einige Monate zuvor Insolvenz angemeldet hatte.

Ursprünglich hatte Karner gehofft, sich bei seinem Kollegen für den Freitag einmieten zu können – doch stattdessen gab dieser den Club auf, sodass die Location für die Kantine frei war. „Anfangs dachten wir noch, dass man Teile des Clubs erhalten kann“, erinnert sich Sebastian Karner. Doch am Ende hätten sie schließlich alles rausreißen müssen.

„Es waren nur noch Außenwände und Boden da. Nichts, keine einzige Oberfläche, ist mehr der alte Yum-Club.“ - Sebastian Karner

Es erfolgte eine komplette Umgestaltung von einer Disco zu einem Live-Club. Dadurch entstand eine Konzertbühne inmitten der Stadt, die auch heute noch die Location der Kantine bildet. Nachdem die Freunde aufgrund interner Streitigkeiten mit der Zeit eigene Wege gingen, führt Sebastian Karner den beliebten Club mittlerweile allein weiter. Daneben ist er ebenso der Inhaber des Weissen Lamms sowie der Soho Stage.

Wie ging es der Kantine in der Pandemie?

Die Coronapandemie war insbesondere für die Clubszene eine schwere Zeit, doch selbst in diesen Monaten blieb die Menschenschlange vor der Tür bestehen. Die Leute kamen zwar nicht zum Feiern, sondern zum Testen – doch der Andrang war enorm. „Es war eine Herausforderung, hat aber auch Spaß gemacht“, betont Sebastian Karner. Gleichzeitig sei es auch sehr skurril gewesen. Dennoch war er froh um diese Möglichkeit, denn dadurch hatte er seine Mitarbeiter:innen auch während der Pandemie halten und zudem die Einnahmen aufbessern können.

Ein Konzept über die Jahre hinweg

Die Kantine war in ihrer Zeit auf dem Resee Gelände noch als Indie-Club bekannt, doch passte sich die gespielte Musikrichtung über die Jahre hinweg der veränderten Nachfrage an. „Es folgten mehr elektronische Veranstaltungen, bevor es sich schließlich in Richtung Mainstream entwickelte“, sagt Sebastian Karner. Trotz des musikalischen Umbruchs sieht er in dem Konzept keinen großen Wandel. Es hätte schon immer Live-Konzerte, Clubabende sowie Bookings von Künstler:innen gegeben.

Mit einem Blick auf die Liste der Live-Konzerte wird zudem schnell klar, dass der Club schon früh als Bühne für große Stars diente. Dabei traten die Künstler:innen häufig vor ihrem Durchbruch auf, so beispielsweise der Rapper Cro, die Band Kraftklub sowie der Sänger Casper. Weitere bekannte Namen sind KIZ, Alligatoah, Neelix, La Brass Banda und viele mehr. Wer noch alles folgen wird? Wir bleiben gespannt.