Die Osterzeit hat bereits begonnen und damit rückt auch das Datum für den Plärrer näher. Spektakuläre Fahrgeschäfte, köstliches Essen und zahlreiche Losbuden – das Volksfest verspricht jedes Jahr aufs Neue fantastische Erinnerungen. Für viele gehört dabei auch ein Besuch im Festzelt dazu. Dafür wird dann das Dirndl oder die Lederhose ausgepackt und sich mal wieder so richtig in Schale geworfen. Zu lauter Schlagermusik und mit einer großen Maß Bier kann man schließlich mit seinen Freund:innen tanzen und singen.
Auf dem Plärrer gibt es traditionell zwei Festzelte: das Binswanger und das Schaller. Letzteres ist nun schon seit fast 20 Jahren in Händen der Familie Held. Während die Besuchenden bisher stets ein gewohnter Anblick erwartete, wird es in diesem Jahr zahlreiche Änderungen geben. Denn die Familie hat das rund 60 Jahre alte Zelt durch ein neues Festzelt im Stadl-Look ersetzt. Doch das ist nicht alles: Festwirt Dieter Held gibt den Staffelstab an seine Tochter Tina ab. Im Interview spricht die 33-jährige Augsburgerin über ihren Werdegang und den anstehenden Plärrer.
Hallo Augsburg: Warum hat sich deine Familie genau in Augsburg dazu entschlossen, Festwirte zu sein?
Tina: Meine ganze Familie ist aus Augsburg und schon mein Opa war auf dem Plärrer vertreten. Auch mein Vater arbeitete dann auf dem Volksfest. Ihm gehörte damals unter anderem ein Pizzastand und ein Biergarten. Als die Besitzer des Schaller Festzelts im Jahr 2005 aufhörten und die Stelle frei ausgeschrieben wurde, hat sich mein Vater beworben und den Zuschlag bekommen. Seitdem führen wir den Betrieb als Familie.
Hallo Augsburg: Wie bist du zu deinem Beruf gekommen und was wird dein Vater nach deiner Übernahme des Festzelts machen?
„Der Beruf wurde mir in die Wiege gelegt.“
Tina: Wenn man in der Gastro aufwächst, dann gibt es wohl nur zwei Seiten: Du liebst oder hasst es. Bei mir war zum Glück ersteres der Fall, sodass ich schon immer einsteigen wollte. Nach meinem Abitur studierte ich BWL mit Schwerpunkt Gastronomiemanagement. Ab da war eigentlich klar, dass ich das Unternehmen später übernehmen werde. Mein Vater wird aber auch weiterhin an meiner Seite bleiben und mich bei der Arbeit unterstützen. Er nennt sich selbst liebevoll „Teilzeitrentner“.
Hallo Augsburg: Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Tina: Bei der Plärrervorbereitung verbringe ich die meiste Zeit des Tages nur vor dem Laptop und Handy, denn es ist wirklich unglaublich viel Organisatorisches zu regeln. Das geht von der Personalplanung über Reservierungen bis hin zum Ware planen und bestellen. Während des Festzeltbetriebs bin ich dann von früh bis spät auf dem Plärrer. Dabei verbringe ich zwar auch noch rund den halben Tag vor dem Bildschirm, doch zugleich schaue ich ebenso bei den Gästen und dem Personal vorbei.
Hallo Augsburg: Was machst du außerhalb der Volksfestzeiten?
Tina: Wir waren bis 2022 noch Allein-Caterer der Messe Augsburg. Seit der Corona-Pandemie machen wir das allerdings nicht mehr. Nebenbei haben wir noch eine Vermietungsfirma.
Hallo Augsburg: Ihr habt seit diesem Jahr ein neues Zelt. Wie wird das aussehen und ändert sich damit auch das Konzept?
Tina: Das neue Zelt ist im Stadl-Look und sieht aus, als wäre es komplett aus Holz gebaut. Dabei sind unsere neuen Zeltfarben Apfelgrün, Orange und Magenta. Doch trotz des neuen Aussehens bleibt unser Konzept relativ ähnlich. Ich bin der Meinung, dass man Altbewährtes nicht ändern sollte. Bis jetzt sind wir immer gut damit gefahren und nahezu alle waren zufrieden. (lacht)
Hallo Augsburg: Wo habt ihr das Zelt gekauft und wie wird es außerhalb der Plärrer-Zeit gelagert?
Tina: Wir sind tatsächlich im Internet bei einem Händler darauf gestoßen. Dann konnten wir ein ähnliches Modell, ein kleines Partyzelt, bei einem anderen Kunden besichtigen. Es hat uns so gut gefallen, dass wir mit den Herstellern gesprochen haben, ob sie für uns so etwas als Bierzelt bauen und sie haben zum Glück ja gesagt. In so einer Größe gibt es so ein Zelt nämlich noch gar nicht. Gelagert wird es dann in verschiedenen Lagerhallen und Containern.
Hallo Augsburg: Wirken sich die hohen Investitionen in das neue Festzelt auch auf die Preise von Speisen und Getränken aus?
Tina: Das ist meine absolute Lieblingsfrage, denn in dieser Hinsicht sollte viel mehr Aufklärung betrieben werden. Ein neues Zelt trägt Kosten im sechsstelligen Bereich. Diesen Betrag durch die Erhöhung von Speisen oder Getränken zu decken, ist unmöglich. Da würden meine Enkel und Urenkel wohl noch lange Zeit abzahlen müssen. Stattdessen haben wir viele Jahre keine Gewinne aus der Firma genommen, sondern haben so viel wie möglich gespart. Dadurch konnten wir uns das neue Zelt nun leisten.
Hallo Augsburg: Was passiert mit dem alten Schaller Festzelt?
Tina: Lange Zeit hatten wir das Zelt im Internet zum Verkauf stehen. Doch leider hat es bis zuletzt keine Interessenten gegeben. Darum mussten wir es leider verschrotten lassen.
Hallo Augsburg: Was ist dein Highlight auf dem Osterplärrer 2024?
„Der ganze Schweiß und die Mühe lohnen sich, wenn die Leute bei uns Spaß haben.“
Tina: Ganz eindeutig unsere spektakuläre Lasershow bei der Opening-Feier vom neuen Zelt am Dienstag, den 2. April. An dem Tag findet dann auch die offizielle Übergabe des „Staffelstabs“ von meinem Vater an mich statt. Dazu wird auch Oberbürgermeisterin Eva Weber kommen.
Hallo Augsburg: Gibt es Vorurteile gegenüber deinem Beruf?
„Wir haben keinen Bunker wie Dagobert Duck daheim, wo wir in unserem Geld schwimmen.“
Tina: Klar. Viele Leute denken nach einem ausverkauften Samstagabend, dass wir anschließend das Geld in Schubkarren nach Hause fahren. Das ist aber definitiv nicht der Fall.
Hallo Augsburg: Und hörst du auch manchmal Sätze wie „Festwirte sind doch alle Alkoholiker“?
Tina: Das hat mich persönlich noch nie so getroffen. Ich trinke selbst aber auch keinen Alkohol, höchstens ein Glas Sekt zum Anstoßen. Stattdessen bin ich absoluter Cola-Zero-Fan. Man darf es eigentlich gar nicht laut sagen, aber ich habe nicht mal Bier zu Hause. (lacht)
Hallo Augsburg: Was ist die größte Herausforderung beim Betreiben eines Festzelts?
Tina: Anders als ein Restaurant haben wir zum Beispiel nur zwei Wochen, in denen alles passen muss. In dieser Zeit brauchen wir ein gutes Team, tolle Bands und natürlich auch immer ein paar neue Überraschungen. Das alles zu organisieren und die Gäste damit zu überzeugen, ist oftmals gar nicht so einfach.
Hallo Augsburg: Wie viele Maß kannst du tragen und wo liegt der Rekord im Schallerzelt?
„Ich habe größten Respekt vor unseren Bedienungen, denn sie leisten wirklich Schwerstarbeit.“
Tina: Ich bediene eigentlich nicht, deshalb kann ich es gar nicht so genau sagen. Es ist also schon eine Weile her, aber damals waren es glaube ich neun Stück. Also nicht so gut. (lacht) Bei uns im Festzelt können viele Frauen bis zu 14 Maß tragen. Doch den Rekord stellte ein Kellner mit 19 Krügen auf.
Hallo Augsburg: Was wünschst du dir für die Zukunft?
„Ich wünsche mir, dass ich irgendwann in Papas Fußstapfen hineinpasse.“
Tina: Für den kommenden Plärrer hoffe ich, dass alles weiterhin so gut läuft, dass wir die ganze Pandemiezeit final hinter uns lassen können. Außerdem wünsche ich mir, dass weiterhin alles friedlich bleibt und kein Krieg zu uns nach Deutschland kommt.