Es ist wohl keine Frage: Die heutige Generation wächst auf eine andere Art und Weise heran. Während es früher der Streit um den coolsten Fußball, die schönsten Sticker oder auch das schnellste Fahrrad war, so dominieren heute unter Jugendlichen die Follower-, Klick- und Like-Zahlen das Gespräch. Dabei definieren diese Ziffern nicht selten auch das Selbstbewusstsein der Heranwachsenden. Auf verschiedenste Weisen wird deshalb im Netz versucht, die Aufmerksamkeit auf das eigene Profil zu lenken. Die Hashtags unter den Videos lauten: „#fy #fyfy #viral #gönndoch“. Gerade auf Tik Tok entwickeln sich dadurch oftmals Trends, welche sich nicht selten in rechtlichen Graubereichen bewegen oder auch an der Grenze zur Selbstgefährdung liegen. Auch die sogenannte „Hot Chip Challenge“ brachte einige Jugendliche in ernstzunehmende Eigengefahr, weshalb nun vom LGL Konsequenzen gezogen wurden.
Hot Chip Challenge auf Tik Tok
Wettbewerbe im scharf essen sind wohl nichts Neues, denn die Reaktionen der Leute auf das Brennen in Mund und Rachen bringen immer wieder spektakuläre Szenen mit sich. Die einen fangen an wie wild zu schreien und schütten literweise Milch in sich hinein. Die anderen kriegen einen knallroten Kopf, während sich ein Schweißfilm auf ihrer Stirn bildet und die Wangen in Bächen hinabfließt. So oder so – die „Hot Chip Challenge“ greift genau diese Schadensbelustigung auf. Bei dieser soll man nämlich einen einzelnen Chip essen, sich dabei filmen und dies anschließend auf Social Media veröffentlichen. Die sogenannten „Hot Chips“, auf die dabei in der Regel zurückgegriffen wird, sind dabei mit „Carolina Reaper“ gewürzt. Dies sind die schärfsten Chili-Sorten der Welt, welche einen Schärfegrad von über 2.000.000 Scoville haben. Zum Vergleich: Eine Peperoni hat höchstens 1.000 und eine Jalapeño höchstens 5.000 Scoville.
Die Folgen der Challenge ließen nicht lange auf sich warten: In den USA starb ein 14-jähriger Junge an den Chips und auch in Deutschland mussten mehrere Jugendliche ins Krankenhaus. Bei den körperlichen Folgen des Verzehrs handelt es sich laut Bundesamt oftmals um Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck, brennenden Augen und gereizte Schleimhäute.
Verbot des Produktes in Bayern
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte bereits im September die Chips genauer unter die Lupe genommen und warnte daraufhin vor dem Produkt. Auch in der Kundeninformation auf lebensmittelwarnung.de heißt es, dass Untersuchungen der Chips unterschiedliche, teilweise extrem hohe Capsaicingehalte ergeben hätten. Aufgrund bestehender Gesundheitsgefahr nimmt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nach Informationen der Augsburger Allgemeinen nun die extrem scharfen „Hot Chips“ aus den Regalen der Läden. Kund:innen, die den entsprechenden Artikel gekauft haben, können diesen gegen Erstattung des Kaufpreises und Vorlage der Rechnung in Absprache mit dem Verkäufer:in zurückgeben.
Auf der Website des Produkts heißt es unterdessen noch „Die Hot Chip Challenge wird Sie nicht verletzen“. Des Weiteren wird ein „unvergessliches und sehr scharfes Erlebnis“ versprochen.