Es war wohl schon fast eine Legende in der Fuggerstadt: das sogenannte Geisterhaus am Schmiedberg. Mehrere Jahre lang wurde das Gebäude sich selbst überlassen und ist somit immer weiter verfallen. Übrig blieb ein tristes Betonskelett mitten in der Innenstadt, das gerade den Anwohnenden ein Dorn im Auge war. Seit dem vergangenen Eigentümerwechsel ist erstmals ein Prozess zu verfolgen, der wieder neues Leben in die Bauruine haucht.
Erste Schritte unter neuem Eigentümer
Das Haus am Schmiedberg liegt seit Mitte Oktober 2022 in den Händen der Objektgesellschaft „Köse Immobilien“ aus Hamburg. Der Projektleiter Cihat Nazirli bestätigte uns zum damaligen Zeitpunkt den Kauf, hielt sich mit Details über die Planung allerdings noch bedeckt. Nun ist das Vorhaben bekannt: Das ehemalige Geisterhaus wird ein modernes Wohngebäude mit 80 möblierten Apartments. Dabei sollen sowohl Studierende, Singles und Businessleute als auch Paare und Familien durch unterschiedliche Angebote angesprochen werden.
Micro Living – Einzelhaushalte am Schmiedberg
Bei den kompakten 1-Zimmer-Apartments gilt das Motto: Klein aber fein. Durch bodentiefe Fenster ist der Raum lichtdurchflutet und wirkt deutlich größer als seine 22,5 bis 32,9 Quadratmeter denken lassen würden. Doch nicht nur das helle Licht sorgt für die geräumige Wohlfühlatmosphäre, sondern ebenso die moderne und effiziente Einrichtung. Alle Apartments sind mit Kleiderschrank, Schreibtisch und Garderobe ausgestattet. Durch das in die Wand integrierte Doppelbett kann zudem aus dem Wohnraum mit nur einem Handgriff ein Schlafzimmer werden. Des Weiteren befindet sich in den Wohnungen eine Einbauküche mit hölzernen Armaturen sowie ein Bad mit bodengleichen Duschen. Dabei ist in den Räumen jeweils eine individuell regelbare Fußbodenheizung integriert. Außerdem gibt es eine Video-Gegensprechanlage.
Urban Living – Paare und Kleinfamilien in der Stadt
Eine Alternative für Mehrfamilienhaushalte bieten die „Urban Living Highlights“. Dabei handelt es sich um 59,3 bis 161,3 quadratmetergroße Wohnungen, die aus zwei bis drei Zimmern sowie zumeist einem Balkon oder einer Dachterrasse bestehen. Auch hier findet ihr wieder große Fenster, die für eine helle Wohlfühlatmosphäre sorgen und zugleich einen fantastischen Blick auf Augsburg freigeben. Daneben verfügen die Wohnungen ebenso über moderne Einbauküchen, Fußbodenheizungen mit Einzelraumregler sowie Video-Gegensprechanlagen.
Die Objektgesellschaft Köse Immobilien legt bei dem Projekt am Schmiedberg einen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund entschlossen sich die Ingenieure für eine Sanierung und Modernisierung des seit 1959 bestehenden Gebäudes. Dies erspare deutlich mehr „graue Energie“ als ein Abriss mit anschließendem Neubau. Doch nicht nur bei den Bauarbeiten ist der umweltfreundliche Gedanke zu entdecken. Auch später noch profitieren die Bewohnenden von den nachhaltigen Planungen der Architekten. So wird das Gebäude durch eine Photovoltaik-Anlagen unterstützte Wärmepumpe mit Fernwärme versorgt, was eine maximal mögliche Energieeffizienz verspricht. Die dreifachverglasten Fenster sorgen unterdessen für eine gute Dämmung sowie einen effizienten Lärmschutz.
Neben dem Umweltaspekt betont das Unternehmen die ausgezeichnete Lage des neu geschaffenen Wohnraums. „Die historische Altstadt und die attraktive Innenstadt liegen in unmittelbarer Nähe des Hauses“, heißt es auf der Website. Dadurch würden Kinos, Kneipen, Cafés und Einkaufsmöglichkeiten genauso zur Nachbarschaft gehören wie der Hofgarten, die Fuggerei und der Grüngürtel des Stadtgrabens. In der Auflistung keinen Platz gefunden hat die Tatsache, dass das Gebäude mit seiner Lage zwischen Schmied- und Leonhardsberg an einer großen Hauptstraße in Augsburg liegt.
Die Geschichte des Gebäudes
Interessant ist auch ein Blick auf die jüngste Vergangenheit des Gebäudes, denn „dubiose Geschichten“ rankten sich um den vorherigen Privatbesitzer. Dieser sei demnach in international fragwürdige Geschäfte verwickelt gewesen und habe das „Geisterhaus“ jahrelang zum Scheinsitz einer Energiefirma namens „AKA Petroleum“ gemacht. Das Unternehmen wies einmal eine Bilanzsumme von 70 Millionen Euro auf – dabei besaß das Haus zu diesem Zeitpunkt nicht einmal einen Briefkasten. Mehr dazu haben wir euch bereits in folgendem Artikel verraten: