Verziertes Geschirr, Möbel für den Garten und Deko für die Party – bei einem Besuch im Geschäft „Depot“ lässt sich stets etwas Neues entdecken und meist wird mit volleren Taschen aus dem Laden gegangen als ursprünglich geplant. Das würde doch bestimmt super auf der Fensterbank aussehen, und diese Tasse da – die passt wunderbar zu der Tischdecke, die man gerade „unabsichtlich“ noch mit in den Wagen gelegt hat. Doch trotz dieser kleinen Kaufräusche, die den Besuchenden sicherlich das ein oder andere Mal passieren, schreibt das Unternehmen derzeit keine schwarzen Zahlen mehr. Nun musste die Reißleine gezogen und Insolvenz angemeldet werden.
Start der Krise liegt bereits zurück
Schon Anfang des Jahres hatte das Unternehmen mit Umsatzeinbußen zu kämpfen, weshalb Inhaber Christian Gries nach zwei Jahren des Aussetzens in die Geschäftsführung zurückkehrte. Gemeinsam mit dem Restrukturierungsexperten Rainer Schrems plante er nach eigenen Angaben das Unternehmen durch drastische Maßnahmen wieder auf Kurs zu bringen. Rund 90 Filialen standen in Deutschland zu dieser Zeit aufgrund auslaufender Mietverträge auf dem Prüfstand, welche nur bei geringeren Raumpreisen eine Zukunft haben sollten. Daneben waren interne Änderungen sowie eine Reduzierung der Angestellten als Stellschrauben vorgesehen.
Rabattaktionen zur Steigerung des Profits
Seit April konnten in Depot-Geschäften nun vermehrt Rabattschilder entdeckt werden. Anstatt eines Ausverkaufs handelte es sich bei diesen um eine Strategie von Gries, der sich durch diesen „Power-Sale“ einen zusätzlichen Umsatz zur Sicherung der Liquidität erhoffte. Auf Anfrage unserer Redaktion hieß es zu diesem Zeitpunkt, dass der Standort in Augsburg auch weiterhin wie gewohnt geöffnet bleiben sollte.
Antrag auf Insolvenz und Prüfung der Filialen
Nun verschärfte sich die Lage in dem kriselnden Unternehmen: Trotz der Rückkehr des Geschäftsführers und erster Maßnahmen wurde am 11. Juli ein Antrag auf Insolvenz im Eigenverfahren beim Amtsgericht Aschaffenburg gestellt. Dadurch soll der „bis dato über mehrere Jahre geplante Transformationsprozess auf wenige Monate“ verkürzt werden. Gegenüber dem Handelsblatt erklärt der beauftragte Sanierer Tischendorf: „Jede Filiale muss perspektivisch einen positiven Vorsteuergewinn liefern.“ Durch das Insolvenzverfahren können nun alle Verträge ohne Beachtung der Kündigungsfrist beendet werden. Der Spiegel berichtet, dass sich die Untersuchung des Profits lediglich auf die deutschen sowie einen großen Teil der österreichischen Filialen beziehe. Die 34 Depot-Standorte in der Schweiz seien unterdessen nicht betroffen.
In Deutschland beschäftigt die Gries-Deco-Gruppe derzeit rund 4.400 Angestellte, deren Gehälter laut Unternehmen bis September 2024 gesichert seien. Auch der Geschäftsbetrieb solle vorerst wie gewohnt weiterlaufen. Unterdessen werde ein finaler Plan zur Neuausrichtung erstellt, der bis spätestens zum Jahreswechsel vorliegen soll.
Zukunft des Standortes in der City-Galerie
Bis September wird der Standort in Augsburg folglich wie gewohnt geöffnet bleiben. Auf Anfrage unserer Redaktion wollte man sich vor Ort nicht zur Zukunft der Filiale äußern, doch steht auch diese mit auf der Prüfliste des Unternehmens. Das Bestehen wird nun wohl von den Verhandlungen um die Miete und den Umsatzzahlen des Geschäftes abhängen, sodass ein endgültiges Ergebnis nur abzuwarten bleibt. Wir werden euch über die kommenden Gespräche auf dem Laufenden halten.