7 Buchtipps für eure Sommerabende | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Die Hallo Augsburg-Redaktion hat im Sommer fleißig gelesen: Hier unsere besten Buchtipps für euch.

7 Buchtipps für eure Sommerabende

Noch zwei Wochen Sommerferien, die letzten warmen Abende verstreichen und noch kann man von Tagen am See träumen. Hallo Augsburg hat in der Redaktion herumgefragt und für euch die besten Lesetipps gesammelt, mit denen ihr den Sommer ausklingen lassen könnt.

„Im Leben nebenan“ – Anne Sauer

(Un-)Gewollte Kinderlosigkeit trifft auf (un-)gewollte Mutterschaft: „Im Leben nebenan“ handelt von zwei Frauen, die eigentlich eine sind – gefangen in Paralleluniversen. Toni, eigentlich Antonia, ist mit Jakob zusammen. Sie führen eine Beziehung ganz nach ihren eigenen Regeln: Kein zu enges Korsett, keine zu starren Regeln. Bis der Kinderwunsch alles verändert. Kliniktermine, Tabletten, Hoffnung – doch die Schwangerschaft bleibt aus. Während Jakob am Elterntraum festhält, verabschiedet sich Toni vom womöglich nur anerzogenen Kinderwunsch. Während man als Leser:in beginnt, sich ähnliche Fragen zu stellen, springt die Geschichte zu Antonia. Die wacht eines Tages in einer fremden Wohnung auf – mit einem Baby auf der Brust, welches ihres und das ihrer Jugendliebe Adam zu sein scheint. Während sie an ihr eigentliches Leben mit Jakob erinnert, dreht sich jetzt alles ums Stillen, volle Windeln und Mütterkurse. Kombiniert mit einem arbeitenden Ehemann, einer übergriffigen Schwiegermutter und nicht zuletzt der völligen Selbstaufgabe.

Auch für Lisa war es keine Herausforderung ihre Empfehlung zu finden: „Anne Sauer hat es geschafft, mich als Leserin völlig in ihren Bann zu ziehen. Die beiden Erzählstränge laufen parallel zueinander ab, und man bekommt einen nahbaren Einblick in zwei Lebensrealitäten, denen sich Frauen tagtäglich ausgesetzt sehen. Dabei werden Themen angesprochen, die gesellschaftlich nach wie vor als Tabu betrachtet werden: gewollte und ungewollte Kinderlosigkeit ebenso wie die Schattenseiten einer Mutterschaft.“

Triggerwarnung: In diesem Buch werden Themen wie Fehlgeburten und Wochenbettdepression behandelt.
Hinweis: sunsets & books veranstaltet am 23. September 2025 eine Lesung zum Buch „Im Leben nebenan“. Moderatorin Tina Lurz geht ab 19:30 Uhr mit Anne Sauer in der Kresslesmühle ins Gespräch.

„Das Geschenk“ – Gaea Schoeters

Elefanten in Berlin. Einfach so, plötzlich, freilaufend. Das ist die Ausgangslage von Gaea Schoeters’ neuem Roman „Das Geschenk“: 20.000 Elefanten – ein unerwartetes Geschenk des Präsidenten von Botswana an Deutschland. Der Auslöser: Die deutsche Regierung hat ein Einfuhrverbot für Jagdtrophäen beschlossen: ein Akt des Umweltschutzes aus „unserer“ Sicht. Doch für die betroffenen Regionen Botswanas bedeutet dieses Verbot den Verlust einer wichtigen Lebensgrundlage. Der botswanische Präsident bringt es auf den Punkt: „Ihr Europäer wollt uns vorschreiben, wie wir zu leben haben. Vielleicht solltet ihr es einmal selbst versuchen.“ Der deutsche Bundeskanzler muss mit einer absurden Realität klarkommen: Wohin mit 20.000 Dickhäutern? Müssen sich die Menschen anpassen – oder die Elefanten? Und was passiert mit dem ganzen Dung, der nun überall herumliegt?

Unsere Redakteurin Linda sagt: „Schoeters entwirft eine Dystopie, die unterhaltsam beginnt, aber tiefgründige Fragen aufwirft. Es geht um Postkolonialismus, Klimawandel, Genderfragen und vor allem um Verantwortung: Was ist wichtiger– der politische Sieg oder die Moral? Mit viel feinem Humor, zugespitzten Szenarien und pointierten Dialogen schafft sie es, gesellschaftliche und politische Konflikte greifbar zu machen. Man fliegt durch die Seiten und will gleichzeitig nicht, dass das Buch endet.“

„North and South“ – Elizabeth Gaskell

Eine Kleinstadt im Norden Englands, in der die Schornsteine der Fabriken nie zur Ruhe kommen: Elizabeth Gaskell hat mit North and South ein Panorama des viktorianischen Zeitalters und der Industrialisierung geschaffen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Margaret Hale, Tochter eines Pfarrers, die aus dem grünen Süden des Landes in die Industriestadt Milton ziehen muss – ein Ort in dem scheinbar dauerhaft dicker Fabrikrauch liegt, und harte Arbeit und Spannungen zwischen Arbeitern und Fabrikbesitzern unausweichlich sind. Den Counterpart der Idylle des Südens bildet Fabrikbesitzer John Thornton – Selfmademan und die Verkörperung von all dem, was Margaret verachtet. Die beiden verwickeln sich in ständigen Streitgesprächen über Moral und soziale Verantwortung, Stolz und Verletzlichkeit. Während das gesellschaftliche Leben in Milton durch Streiks und Not geprägt wird, lernen sowohl Margaret als auch Thornton hinter Fassaden zu blicken sowie neue Sichten auf Gerechtigkeit und Menschlichkeit zu verstehen.

Hallo Augsburg Redakteurin Jule ist begeistert: Für alle Liebhaber von Jane Austens Stolz und Vorurteil ist Gaskells Roman, der leider bis heute oft übersehen wird und in Austens Schatten steht, genau richtig: Was zunächst nach einem Liebesdrama klingt, ist ein Gesellschaftsroman, der den Puls der Industrialisierung. Die Leser:innen werden durch eine Welt im Umbruch geführt, in der Frauen sich eine Stimme erkämpfen, die Klassenunterschiede deutlich spürbar sind und dennoch ein Dialog zwischen Gegensätzen möglich erscheint.

„Dreimal du und ich“ – Rachel Linden

„Was wäre wenn…?“ Diese Frage haben wir uns alle vermutlich schon öfter gestellt. Ich auf jeden Fall. Für Lolly wird diese Frage plötzlich real: Kurz vor ihrem 33. Geburtstag findet sie eine Liste mit Träumen und Plänen, die sie als Kind hatte – und bekommt drei besondere Bonbons geschenkt. Bonbons, mit denen sie drei Entscheidungen anders treffen kann. In drei andere Leben schlüpfen. Gefällt Lolly eines dieser Leben, kann sie darin bleiben. Doch waren Lollys bisherige Entscheidungen wirklich ein Fehler? Und wie sehr beeinflussen unsere Entscheidungen das Leben der anderen?

Für unsere Redakteurin Katharina ist es ein Must-Read: „„Dreimal du und ich“ von Rachel Linden entführt in eine Welt der Möglichkeiten. Eine Welt, die wie ein Kaleidoskop verschiedene Facetten der Hauptfigur zeigt. Die Geschichte rund um Lolly und ihre Träume verzaubert und verrät den Leser:innen auch mehr über sich selbst: Welche Träume leben wir noch nicht und ist es dafür wirklich jemals zu spät?“

„Elfenkrone“ – Holly Black

Jude ist erst sieben Jahre alt, als sie mitansehen muss, wie ihre Eltern ermordet werden. Gemeinsam mit ihren zwei Schwestern wird sie daraufhin in die Welt der Elfen – Faerie – verschleppt und von dem Mörder ihrer Eltern großgezogen. Als eine der wenigen Sterblichen in einer Welt voller Magie hat sie es nicht leicht. Die Elfen sind wunderschön, aber auch grausam. Ausgrenzung, Spott und vor allem Prinz Cardan machen ihr das Leben schwer. Doch Jude lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Sie entwickelt Ehrgeiz, Härte und List, um sich in der gefährlichen politischen Welt des Elfenreichs zu behaupten. Dabei wird sie in zunehmend mehr Machtkämpfe und Intrigen hineingezogen. Ausgerechnet ihre Hassliebe zu Cardan spielt dabei eine entscheidende Rolle. Holly Black erzeugt mit ihrem Fantasyroman eine ganz besondere Welt: Prachtvolle Schlösser, atemberaubende Abendkleider, märchenhafte Gestalten, doch der Schein trügt wie so oft.

Die Protagonistin Jude ist keine „typische“ Heldin und trifft fragwürdige Entscheidungen, ist rücksichtlos, manipuliert und spinnt Intrigen. Dennoch ist sie eine inspirierende Hauptcharakterin, vor allem für junge Frauen, die zeigt, was man alles erreichen kann. Die verschiedenen Beziehungen der unterschiedlichen Charaktere sind sehr komplex und machen das Buch noch spannender.

„Bury Our Bones in the Midnight Soil“ – Victoria Elizabeth Schwab

In Bury Our Bones in the Midnight Soil schreibt V. E. Schwab über das Leben von drei unsterblichen Frauen, die im 16., 19. und 21. Jahrhundert leben. Herausgekommen ist ein vielschichtiger Roman, düstere Gothic-Stimmung sowie fantasievolle Spekulation miteinander verbindet und historische Erzählung feministisch hinterfragt. Im Mittelpunkt steht die Frage nach verschiedenen Formen von Hunger – körperlich, emotional und gesellschaftlich. Besonders bewegend war die Repräsentation von Queerness. Anders als in vielen anderen Romanen wirkt sie hier nicht aufgesetzt und existiert nicht allein für den Konflikt.

Für Leona war ihre Empfehlung schnell klar: „Schwab erzählt queere Identität mit viel Feingefühl und ohne Klischees, eingebettet in unterschiedliche Zeiten und Kontexte, die oft von Ausgrenzung geprägt sind. Gerade deshalb wirkt es so kraftvoll, wie selbstverständlich diese Perspektiven mitgedacht werden. Es geht um Liebe, Zugehörigkeit, Begehren – nicht in Schubladen, sondern in echten, vielschichtigen Beziehungen. Bury Our Bones in the Midnight Soil ist dadurch nicht nur sprachlich beeindruckend, sondern auch auf leise Weise politisch – und menschlich.“

„Siddharta“ – Hermann Hesse

Es gibt viele Wege zum langfristigen Glück und ebenso viele, sich im Labyrinth des Lebens zu verlieren. Mehr denn je suchen Menschen ihr Glück in Äußerlichkeiten, Konsum und Statussymbolen, während andere ihr Glück in Minimalismus und Ordnung vermuten. Man fragt sich: Gibt es einen universellen Weg zum Glück? Einen Schlüssel, der einem immer Zugang zur Freude gewährt? Mit diesem existenziellen Dilemma setzte sich Herman Hesse in seinem circa 100-seitigem Buch „Siddharta“ auseinander. In dem von Buddha inspirierten Werk erzählt Hesse die Geschichte eines eigenen Menschen, der sich auf die Suche nach Erfüllung begibt. Der Protagonist mit titelgleichen Namen lebt zu Beginn in einer sehr wohlhabenden Familie, reich an Freude ist er jedoch nicht. So stellt er sich gegen seinen Vater und verlässt sein vertrautes Nest. Seite für Seite fließt man gemeinsam mit Siddartha den erfrischenden Fluss der Sinnfindung entlang.

Hallo Augsburg Redakteur Paul schwärmt: „Mit genau der richtigen Wortwahl schafft er es, die farbigsten Bilder in den Kopf der Leser:innen zu zeichnen. Für jede Person, die fast schon spielerisch ein bisschen mehr über das Leben lernen will oder einfach nur eine literarische Reise nach Asien machen will, ist dieses Buch genau richtig.“