Start was! Fragen an den Augsburger Start-up-Gründer Manuel Wilder | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Manu ist Betreiber des Augsburger Sonnendecks und hat vor kurzem das Start-up Moving Camper gegründet. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten, was es braucht, um zu gründen.

Start was! Fragen an den Augsburger Start-up-Gründer Manuel Wilder

Du willst Dein eigener Chef sein? Nach keiner anderen Pfeife tanzen und Dir Deinen Arbeitsalltag so einteilen, wie Du es für richtig hältst? Klingt eigentlich ganz gut, oder? Spätestens seit der Höhle der Löwen sind Start-ups in aller Munde. Dass zu der Selbstständigkeit aber noch mehr als eine gute Idee gehört, weiß Manuel Widler. Als Betreiber des Augsburger Sonnendecks und Gründer der Moving Camper steht er uns Rede und Antwort.

Hi Manu. Erklär uns doch mal dein neuestes Projekt. Was sind die Moving Camper?

Manu: Der Name ist gleichzeitig auch das Produkt. Es sind Camper, die so ausgebaut wurden, wie wir uns das vorstellen. Sowohl optisch als auch funktional sollten Gefährte nach unserem Geschmack entstehen.

Es gibt viele Wohnmobile auf dem Markt. Was hat euch gefehlt?

Manu: Da muss ich ein bisschen ausholen: Als einer der beiden Betreiber des Sonnendecks, hatte ich im Herbst/Winter immer relativ viel Urlaub. Diese Zeit habe ich häufig beim Surfen in Portugal verbracht. Bei diesen Reisen ist mir aufgefallen, dass mir einige Dinge bei klassischen Wohnmobilen fehlen. Es ist zum Beispiel gar nicht so leicht, mehrere Surfbretter mitzunehmen. Außerdem wirken die Mobile teilweise sehr altbacken. Vor zwei Jahren hatte ich dann den Gedanken, selbst etwas zu realisieren. Mein guter Freund und Firmenteilhaber Korbin ist Schreiner. Mit ihm sind erste Entwürfe entstanden. Hinzu kam dann noch die Dritte im Bunde. Julia ist für Artwork, Logodesign und Marketing zuständig. Gemeinsam haben wir Mitte 2017 die Firma gegründet. Ende letzten Jahres haben wir zwei Fahrzeuge gekauft und diese bis Anfang des Jahres umgebaut – so konnte die Saison 2018 starten.

Wie lief euer erstes Jahr?

Manu: Kurz gesagt: Überragend! Wir haben Kalkulationen mit einer Auslastung von 60 bis 70 Prozent erstellt. „Wäre ganz schön“, dachten wir uns. Im Endeffekt hatten wir 90 Prozent Auslastung – was einfach unglaublich war.

Wie habt ihr euer Produkt beworben?

Manu: Wir haben vorhandene Kontakte angekurbelt und in einigen Läden Flyer verteilt. Zusätzlich haben wir Social Media genutzt und über Google geworben. Das war recht erfolgreich, da gerade für Augsburg es einfacher war, im Ranking nach oben zu kommen. Die Key-Words „Camper“, „Mieten“ und „Augsburg“ sind hier nicht so hart umkämpft.

Was macht Moving Camper besonders?

Manu: Durch minimalistisches Denken haben wir versucht, den Platz im Inneren des Campers optimal zu nutzen. Wir wollten Frei-, aber auch möglichst viel Stauraum bieten. Ich denke, das ist uns gut gelungen. Zum Beispiel haben wir die hintere Sitzbank erhöht, so entsteht viel Ladefläche. Drei Surfbretter à zwei Metern haben locker Platz. Außerdem bieten wir ein im Preis inbegriffenes Komplettpaket, das es so eher selten gibt. In unseren Fahrzeugen ist immer ein Campingtisch mit Stühlen, eine Campingausstattung mit Vorzelt und Licht vorhanden. Zusätzlich bieten wir Gewürze, Kaffee, Zucker und Bettwäsche. Beim Geschirr setzen wir auf Bambus und verzichten auf die Plastikvariante. Auch beim Ausbau verwenden wir viel Holz, was dem Innenraum einen ganz besonderen Charme schenkt.

das Wirtschaftliche und Betriebswissenschaftliche ist natürlich hilfreich bei der Gründung einer Firma – wobei man das auch nicht unbedingt braucht. Die Idee ist der ausschlaggebende Punkt.

Jetzt wissen wir, was Moving Camper macht. Erzähl uns doch ein bisschen von deinem Werdegang.

Manu: Das Sonnendeck betreiben mein Geschäftspartner und ich seit acht Jahren. In der ersten Zeit haben wir parallel studiert. Da hieß es im Sommer arbeiten und im Winter studieren. Nachdem ich fertig war, nutzte ich die freie Zeit zum Reisen. Seit letztem Jahr befasse ich mich mit den Campern. Studiert habe ich übrigens BWL, das Wirtschaftliche und Betriebswissenschaftliche ist natürlich hilfreich bei der Gründung einer Firma – wobei man das auch nicht unbedingt braucht.

Nicht? Was braucht man dann?

Manu: Die Idee ist der ausschlaggebende Punkt. Hier darf man sich nicht von dem bürokratischen Wust verunsichern lassen. In der heutigen Zeit gibt es so viele Möglichkeiten, sich zu Informieren.

Was sind die ersten Schritte beim Thema Gründung?

Manu: Als Erstes kommt die Wahl der Gesellschaftsform. Gründet man eine GmbH, muss hier mindestens 25.000 Euro Startkapital vorhanden sein. Außerdem kostet diese mehr als beispielsweise eine GbR – da der Gang zum Notar nötig ist. Risiken und Gefahren sollte man sich immer vor Augen halten. Mein Tipp: Es ist gut, sich jemanden dazu zu holen. So kann man sich beratschlagen und das Startkapital auf mehrere Schultern verteilen.

Wie viel Startkapital hattet ihr und gibt es eine Wertsteigerung?

Manu: Wir haben zu dritt 50.000 Euro eingebracht. Die Wertsteigerung ist nach einem Jahr schwer zu beziffern, aber wir haben bereits ein drittes Fahrzeug angeschafft und auch die 90-prozentige Auslastung spricht für sich.

Ist es nicht stressig, dieses „selbst“ und „ständig“?

Manu: Ich würde sagen, es ist Fluch und Segen. Ich habe keinen Chef und bin für meine Geschäfte verantwortlich. Klar denkt man sich zum Beispiel im Sommer und am Wochenende, wie es mit einem „normalen“ Job wäre. Trotzdem würde ich nicht tauschen wollen.

Ich glaube, man kann viel starten, wenn man davon überzeugt ist. Da muss man nicht wahnsinnig sein.

5 Kurze:

Mut oder Wahnsinn?

Manu: Mutig. Ich glaube, man kann viel starten, wenn man davon überzeugt ist. Da muss man nicht wahnsinnig sein.

Arbeit oder Berufung?

Sowohl als auch. Ohne Arbeit funktionieren die meisten Sachen halt nicht.

Teamplayer oder Einzelkämpfer?

Ganz klar, Teamplayer!

Vorausschauend oder Impulsiv?

Auf jeden Fall vorausschauend. Eine gute Planung ist wichtig, das kann ich nur jedem Start-up empfehlen.

Träumer oder Realist?

Realist, es gab viele Listen, die wir akribisch geführt haben.