Immer mehr Menschen greifen zu natürlichen Heilmitteln statt zur herkömmlichen Medizin. Dazu gehören unter anderem Wildkräuter, die hilfreiche Wirkungen für den Menschen erbringen können. „Sie sind ein Schatz der Natur, der fast in Vergessenheit geraten ist“, sagt Ernestine Verdura, eine Kräuterführerin des Naturparks Augsburg - Westliche Wälder. Seit 2014 hält sie regelmäßig Vorträge und führt Leute durch die Welt der Wildkräuter. Im Interview spricht sie über einige Kräuter, die sich in der traditionellen Kloster- und Volksheilkunde bewährt haben und welche sie empfehlen kann.
Gegen Verdauungsbeschwerden
„Was bitter für den Mund, ist für den Magen gesund.“
„Fast alle Wildkräuter, vor allem die, die im Frühjahr blühen, fördern die Verdauung“, erzählt Verdura. Ein spezielles Kraut gegen Verdauungsbeschwerden gebe es allerdings nicht. Am besten sei ein Mix aus Löwenzahn, Giersch und Brennnessel. „Ein weiterer Pluspunkt ist, dass diese Kräuter viel Vitamin C haben“, erklärt sie. Besonders bewährt habe sich der Löwenzahn: Er sei verdauungsfördernd, gut für den Stoffwechsel und habe eine harntreibende Wirkung. „Der Löwenzahn ist essbar von der Wurzel bis zur Blüte“, sagt Verdura. Am besten schmecke er zu einem Salat oder einer Suppe. Auspressen sei auch eine Möglichkeit: „Aus den Blüten kann Honig gemacht werden. Dieser ist ein gesundes Süßungsmittel und lang haltbar.“
Gegen kleinere Verletzungen und Insektenstiche
Bei oberflächlichen Verletzungen bewähre sich der Spitzwegerich. „Wie beim Löwenzahn sollten die inneren statt der äußeren Blätter verwendet werden“, erklärt Verdura. Das Kraut hat eine antibakterielle Wirkung, treibt die Heilung voran und kann sogar Blutungen stillen. „Der Spitzwegerich wirkt nicht, wenn nur sein Blatt auf die Wunde gelegt wird. Es ist die Flüssigkeit, die eine heilende Wirkung hat.“ Das Blatt muss also zerkaut oder zerrieben werden, bis der Saft austritt. Dann muss es leicht auf die Wunde gedrückt und nach Bedarf mit einem Pflaster befestigt werden. „Außerdem hilft das Kraut bei Insektenstichen“, sagt Verdura. „Es kühlt und beruhigt die Haut. Die Schmerzen und das Brennen verschwinden.“
Gegen Prellungen und Zerrungen
„Mit ein bisschen Mühe können leckere Speisen entstehen.“
„Gänseblümchen helfen besonders bei Prellungen und Zerrungen“, erzählt die ausgebildete Wildkräuterführerin. „Auch Narben können geschmeidiger werden.“ Am besten werden sie zerkleinert und auf die jeweilige Stelle gerieben. „Sie kühlen, mildern die Schmerzen und wirken abschwellend.“ Allerdings führe nur eine regelmäßige Anwendung zu Ergebnissen. „Außerdem können Gänseblümchen eine hervorragende Zutat beim Kochen oder Backen sein“, sagt Verdura. Die Blüten können mit Zwiebeln angebraten werden. Daraus entsteht ein leckerer und gesunder Brotaufstrich. Probiert es einmal aus.
Für die Schönheit
„Man sagt, schön ist jemand, der gesund ist“, erzählt Verdura. Brennnessel helfen dabei, gesunder zu leben und nach außen mehr zu strahlen. „Sie beinhalten viele gesunde Stoffe, wie Kieselsäure, Vitamin C und Eisen.“ So könne auch gegen Eisenmangel vorgebeugt werden, der oft die Ursache für Haarausfall und brüchige Nägel ist. „Bei Anwendung auf den Haaren sollte der Brennnesselsaft gründlich einmassiert und ausgespült werden. Wenn das Kraut gegessen oder als Tee getrunken wird, werden die Haut und die Nägel klarer.“ Zu finden ist das Wildkraut vor allem in nährstoffreichen, halbschattigen Bereichen, wie bei Büschen oder an Flüssen. Wenn es richtig gemacht wird, brennt es beim Pflücken auch nicht: „Handschuhe sind normalerweise nicht nötig“, erklärt Verdura. Der Tipp der Kräuterführerin: „Zwei Handbreiten unter der Spitze zugreifen, die Hand schließen und nach oben abstreifen. Konzentriert euch dabei auf die oberen Blätter.“
Fazit:
„Um gesund zu leben, empfiehlt es sich, die Wildkräuter fest in die Ernährung mit einzubinden.“ Das mag am Anfang schwierig sein, da sie oft einen ungewöhnlichen Geschmack haben. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich aber daran. „Es lohnt sich allemal“, sagt Verdura. „Schließlich sind sie in der freien Natur zu finden und kostenlos verfügbar.“ Man müsse jedoch unbedingt darauf achten, an sauberen, unbelasteten Stellen zu sammeln und nur gesunde Pflanzen mitzunehmen.