Was sich anhört wie das Drehbuch eines Films, ist die Realität zweier junger Freundinnen. Gemeinsam hatten sie den Traum ein Café zu eröffnen, doch anstatt nur zu reden nahmen sie die Dinge in die Hand – und das mit Erfolg. Heute stehen sie glücklich hinter der Theke, kochen Kaffee, belegen Sandwiches und unterhalten sich fröhlich mit ihren Kunden.
Zwei Freundinnen, ein Traum
Die 24-jährige Linda, gebürtig aus Bayreuth, kam vor 3 Jahren nach Augsburg. Ursprünglich hatte sie geplant nach Berlin zu ziehen, doch dann folgte sie ihrer Schwester, die zu diesem Zeitpunkt bereits in Augsburg lebte. Die Stadt war ihr sowieso nicht so wichtig, erklärt sie. Stattdessen wäre es ihr damals mehr um den Tapetenwechsel gegangen. In Augsburg begann sie dann Mittelschullehramt zu studieren, doch schon nach kurzer Zeit merkte sie, dass ein Studium nichts für sie sei. „Ich finde es schade, dass man mittlerweile für so viele Berufe ein Studium braucht, für die früher eine Ausbildung genügte“, sagt sie. Da sie sich dem gesellschaftlichen Druck jedoch nicht unterwerfen wollte, brach sie das Studium schließlich ab und konnte sich so ganz ihrem Traum widmen: einem gemeinsamen Café mit ihrer guten Freundin Lena.
Auch Lena wollte ursprünglich aus ihrer Heimatstadt Köln nach Berlin ziehen. Doch wie es das Schicksal wollte, landete auch sie in Augsburg. Sie zog in Lindas WG ein und von dem ersten Tag an verstanden die beiden sich super. Lena hat ein abgeschlossenes Studium in Medizintechnik und darin sogar sowohl Bachelor als auch Master. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet sie mittlerweile Vollzeit als Ingenieurin in der Medizintechnik und nun zusätzlich auch noch in ihrem neu eröffneten Café.
Inzwischen leben die beiden nicht mehr in derselben WG. Aufgrund der lauten Straße ist Linda zwei Stockwerke höher gezogen. Doch das sei vielleicht gar nicht so schlecht, sagen die Zwei, denn da sie sich auch so gut verstehen, machen sie privat viel miteinander und durch die Arbeit dann nochmal mehr. „Wir werden eh schon immer für ein Paar gehalten“, fügt Lena noch lachend hinzu. Auf die Frage, ob sie sich in Zukunft in der Gastronomie sehen, zucken die beiden nur die Schultern. „Ich denke vor fünf Jahren hätte ich mich nicht in Bayern und vor zwei Jahren nicht in einem Café gesehen. Und wo stehe ich heute? In einem Café in Bayern“, sagt Linda schließlich. Auch Lena nickt zustimmend. Die Antwort auf diese Frage, wissen beide nicht, doch für sie spielt das auch keine Rolle. Stattdessen wollen sie im Moment leben, sich nicht zu viele Gedanken machen und einfach das Leben genießen.
Ein Traum wird wahr
Doch nun zu ihrem Gemeinschaftsprojekt: Die Idee eines Cafés kam Linda das erste Mal im Corona-Lockdown. Doch habe sie da noch keine großen Pläne geschmiedet, sondern den Gedanken kommen und dann auch wieder gehen lassen. Anfang des Jahres war sie dann im früheren Max & Moritz essen als ihr die damalige Besitzerin anvertraute, sie wolle den Laden schließen und sei auf der Suche nach Nachmietern. Der Fokus des Nachfolgers solle dabei möglichst auch auf dem vegan/ vegetarischen Stil, lokal/ regionalen Produkten, sowie Bio-Komponenten liegen. Da Linda diese Werte auch sehr am Herzen liegen, bekundete sie sofort ihr Interesse und erzählte ihrer Freundin Lena davon. Diese war zu der Zeit auch an einem Punkt, an dem sie sich nach etwas Neuem sehnte und stimmte sofort zu, sodass die beiden anfingen Pläne zu schmieden. Eins kam zum anderen, sie telefonierten Lieferanten ab und das Bild ihres eigenen Cafés festigte sich immer mehr.
Vom Vertrag zur Eröffnung
„Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. Jetzt müssen wir es durchziehen.“
Ende Mai unterschrieben sie den Mietvertrag. Bis zur Eröffnung Ende August hatten sie jedoch noch jede Menge zu tun. Sie renovierten, strichen, tapezierten und feilten an ihrem Konzept. Vieles der Einrichtung konnten sie von ihrem Vorbesitzer übernehmen, wobei sie Tische und Stühle abschliffen und neu lasierten. Den Rest des Inventars würfelten sie bunt zusammen, kauften teils auf Ebay teils im Sozialkaufhaus ein. „Manches davon haben wir auch vor dem Sperrmüll bewahrt“, erzählt Linda lachend. Auch Lena stimmt ihr zu. Das meiste sei gebraucht gekauft. „Wir haben schon genug auf der Welt, da brauchen wir nichts Neues“, sagt sie.
Fertig wurden sie schließlich auf den letzten Drücker: erst eine Stunde vor Eröffnung wurde noch ihr Kassensystem installiert und die Spülmaschine angeschlossen. „Ohne die hätten wir es niemals geschafft, alle Gläser zu spülen“, erzählt Lena kopfschüttelnd. Außerdem hatte eine Freundin alle Tafeln falsch herum beschriftet, weshalb sie alles nochmal neu schreiben mussten. Doch trafen sie eine Punktlandung und wurden auf die Minute rechtzeitig fertig, sodass sie ein tolles Opening mit DJ feiern konnten.
Familiäres und Gemeinschaft
Neben Nachhaltigkeit und guter Qualität legen Linda und Lena in ihrem Café auch viel Wert auf den familiären Aspekt. Ohne die Hilfe ihrer Familie wäre das alles nicht möglich gewesen, betonen die zwei jungen Frauen. „Wir sind quasi ein Familienunternehmen für Familien“, sagt Lena. Die persönliche Ebene zu den Kunden ist den beiden sehr wichtig. Ihr Wunsch ist es, ein schönes Miteinander zu schaffen, weshalb sie nicht nur versuchen selbst möglichst viel mit den Besuchern in Kontakt zu treten, sondern sich auch sehr über den oftmals regen Austausch verschiedener Gäste über die Tische hinweg freuen. Es sei schon öfters vorgekommen, dass Leute allein kamen und am Ende des Tages gemeinsam an einem Tisch saßen, erzählt Linda mit strahlenden Augen. Zudem bieten sie in ihrem Café auch Bücher und Spiele an, um die Leute dazu zu animieren weniger Zeit am Handy zu verbringen. Diese werden auch sehr gut angenommen, berichten die beiden. Mütter läsen oft ihren kleinen Kindern etwas vor und auch das Schach sei sehr beliebt. Um noch mehr auf Familien einzugehen, wollen sie jetzt auch noch einen kleinen Tisch mit Kinderstühlen kaufen.
Speis und Trank
Das Café bietet unter anderem Bagels, Focaccia, Paninis und Kuchen an. Letztere sind teils selbstgemacht, teils von einer Konditorei aus Horgau. Das ganze Sortiment ist vegetarisch, mittlerweile sogar überwiegend vegan. Besonders stolz sind die beiden auch auf ihren Fairtrade Bio Kaffee. „In unsere Kaffeemaschine haben wir richtig investiert, denn da ist uns eine gute Qualität sehr wichtig“, erklärt Linda und nippt dabei zufrieden an ihrem Cappuccino.
Adresse: Sieglindenstraße 4, 86152 Augsburg
Öffnungszeiten:
Mittwoch, Donnerstag: 10.30 bis 20.00 Uhr
Freitag: 10.30 bis 23.00 Uhr
Samstag: 12.00 bis 23.00 Uhr
Sonntag: 12.00 bis 21.00 Uhr