So wie es das Jugendwort des Jahres gibt, gibt es auch das Unwort des Jahres. Dieses Jahr sind es gleich zwei Unwörter: „Rückführungspatenschaften“ und „Corona-Diktatur“. Wie kam es zu diesem Ergebnis und was ist eine Rückführungspatenschaft überhaupt?
So wird das Unwort des Jahres gewählt
Das Schöne am Unwort ist, dass jeder von uns seinen Vorschlag einreichen kann. Und zwar das ganze Jahr über, bis zum 31. Dezember. Das geht ganz einfach über die E-Mail Adresse: vorschlaege@unwortdesjahres.net.
Vorschläge könne per Mail eingesendet werden.
Eine Jury aus vier SprachwissenschaftlerInnen, einem Journalisten und einem weiteren Mitglied aus dem Kultur- und Medienbetrieb ermittelt unter den Einsendungen das Unwort des Jahres. Jedes Jahr Mitte Januar, wird das Unwort des vergangenen Jahres dann auf einer Pressekonferenz in Darmstadt bekannt gegeben.
Zum ersten Mal zwei Unwörter
Dieses Jahr entschied sich die Jury zum ersten Mal zu einem Unwort-Paar. „Rückführungspatenschaften“ wurde 41 Mal von BürgerInnen als Unwort vorgeschlagen. Mit dem Begriff bezeichnet die EU-Kommission einen neuen Mechanismus der Migrationspolitik. Länder, die sich weigern Geflüchtete aufzunehmen, sollen die Verantwortung für die Abschiebung abgelehnter AsylbewerberInnen übernehmen: Sie werden „Rückführungspaten“. Die Jury findet, das Wort „Patenschaft“ ist in diesem Zusammenhang zynisch und beschönigend. Ebenso wird „Rückführung“ als Beschönigung für „Abschiebung“ gebraucht.
Der Begriff „Corona-Diktatur“ stammt aus der Querdenker-Bewegung, die die Corona-Maßnahmen kritisiert und diskreditiert. Laut der Jury verharmlose der Ausdruck tatsächliche Diktaturen und beleidige somit die Menschen, die in ihnen leben. Dass das Wort „Diktatur“ im Falle der Corona-Maßnahmen absolut vermessen ist, beweise bereits die Tatsache, dass Demonstrationen stattfinden, auf denen es so gern verwendet wird.
Warum werden überhaupt Unwörter ermittelt?
Wieso spricht man überhaupt von Unwörtern und kürt sie? Immerhin sind es doch „Unwörter“, Wörter, von denen wir sowieso die Nase voll haben? Auf der Webseite des Unworts des Jahres wird der Sinn der Aktion so begründet: „Die Aktion möchte auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern“. Es ginge darum, Wörter der öffentlichen Kommunikation sprachkritisch zu beleuchten.
Unwörter weisen auf Missstände hin und sollen Anlass zur Diskussion über den Sprachgebrauch geben.
So sollen beispielsweise Wörter, die gegen das Prinzip der Menschenwürde oder der Demokratie verstoßen, diskutiert werden. Ein Beispiel ist das Wort „alternativlos“, das in der Politik gebraucht wird, um eine politische Diskussion zu vermeiden und sich der Argumentationspflicht zu entziehen. Auch maßlose Beschönigungen oder Begriffe, die Mindeheiten diskriminieren, zählen zu Unwörten.
Nicht die Anzahl der Vorschläge, sondern die Aussage des Wortes entscheidend.
Zu guter Letzt muss ein Unwort des Jahres aktuell sein, die Quelle belegt und es muss öffentlich geäußert worden sein. Dass ein Wort zum Unwort des Jahres gekürt wird, heißt nicht, dass es am häufigsten gemeldet wurde. Vielmehr hat es die Jury aufgrund inhaltlicher Kriterien ausgewählt.
Das Unwort 2019 war übrigens „Klimahysterie“.
Was sind eure Unwörter des Jahres?