Auch wenn es lange nicht so schien: Die Arbeiten im Tunnel unter dem Augsburger Hauptbahnhof schreiten wieder mit großen Schritten voran. Nun haben die Stadtwerke Augsburg (swa) einen weiteren Meilenstein geschafft. Am vergangenen Montag, den 9. Dezember, ist zum ersten Mal ein Schienenfahrzeug in den Tunnel und die Haltestelle gefahren. Für die Ingenieure der Stadtwerke und die beteiligten Firmen war dies ein großer Moment: Die erste Straßenbahn rollte in die Straßenbahnhaltestelle im zweiten Untergeschoss des Augsburger Hauptbahnhofs ein.
Die erste Fahrt durch den Tunnel
Im Rahmen der Tests und zur technischen Abnahme für die Oberleitungen ist der Schleifwagen durch den Tunnel und die Haltestelle gefahren. Der Schienenschleifwagen beförderte aber noch keine Fahrgäste. Vielmehr ging es darum, die Fahrleitungsanlage im gesamten Tunnelbereich, über die die Straßenbahnen mit Strom versorgt werden, zu testen und durch die Genehmigungsbehörde abnehmen zu lassen. In zwei bis zweieinhalb Jahren soll die Haltestelle dann in Betrieb gehen und von „echten“ Straßenbahnen mit Fahrgästen genutzt werden können.
Wie es weitergeht
Bis der Tunnel im normalen Tramverkehr genutzt werden kann, stehen allerdings noch etliche Arbeiten an, wie auch Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Nauerz betont:
„Wir arbeiten zusammen mit den Firmen und den Behörden mit Hochdruck an der Fertigstellung der Haltestelle, haben aber die kommenden zwei bis zweieinhalb Jahre auch noch große Aufgaben vor uns.“
Hierbei geht es vor allem um die Elektroinstallation und die Schulungen des Fahrpersonals. Die Verkabelung und Installation der Sprechanlagen und der Fahrgastinformation sowie die elektrotechnischen Einrichtungen für den Fahrbetrieb oder die Brandmeldeanlage müssen noch erfolgen. Ebenso wichtig ist der sogenannte „Behördenfunk“ für Polizei und Rettungskräfte, der in dem Tunnel ganz besondere Vorgaben und Auflagen erfüllen muss. Nach und nach müssen dann auch die jeweils fertiggestellten Bauabschnitte von der Genehmigungsbehörde zugelassen werden. Ein weiterer großer Meilenstein ist die Inbetriebnahme der Entrauchungsanlage, die Ende 2025 erfolgen soll.
Im ersten Halbjahr 2026 soll dann mit den Test- und Schulungsfahrten für das Fahrpersonal begonnen werden – schließlich ist das Straßenbahnfahren in einem Tunnel anderen Gesetzmäßigkeiten unterworfen wie das Fahren an der Oberfläche. Dafür müssen alle 400 Straßenbahnfahrer:innen zumindest einmal in den Tunnel eingefahren sein. Diese Schulungen sind aus Sicherheitsgründen zwingend notwendig, müssen jedoch sowohl mit den Dienstplänen als auch mit der Verfügbarkeit der Fahrzeuge gut koordiniert werden.
Gründe für die Verzögerungen
Die Corona-Pandemie, Lieferengpässe, vor allem bei elektronischen Anlagen und Spezialkabeln, sowie die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Baubranche haben den ursprünglichen Zeitplan für die Fertigstellung der Tunnelhaltestelle unmöglich gemacht. Teilweise sind Firmen abgesprungen, weshalb neue Firmen gefunden oder mit bestehenden Firmen neu verhandelt werden musste, weil die Ausschreibungen und Vergaben bereits lange vor dem Ukraine-Krieg mit seinen gravierenden Auswirkungen aus Bau- und Materialkosten lagen.
Der neue voraussichtliche Fertigstellungstermin
Rainer Nauerz freut sich, dass nach den monatelangen Verzögerungen der „gordische Knoten nun durchschlagen werden konnte“ und mithilfe der beteiligten Firmen und Behörden Anfang Dezember ein neuer Zeitplan erarbeitet wurde. Bereits Anfang November konnte ein voraussichtlicher Fertigstellungstermin genannt werden: Ende 2026/Mitte 2027.
Mit der Eröffnung der Straßenbahnhaltestelle wird das Umsteigen vom Fern- und Regionalverkehr der Bahn auf den Nahverkehr der Straßenbahnen der swa barrierefrei, einfach und auf kurzen Wegen möglich, dank Rolltreppen und Aufzügen über drei Ebenen innerhalb des Hauptbahnhofs. Zunächst werden zwei Straßenbahnlinien vom Königsplatz kommend über die Rampe in der Halderstraße in den Tunnel einfahren, an der Haltestelle halten, in der unterirdischen Gleisschleife unter dem Güterbahnhof wenden und über die Haltestelle wieder Richtung Königsplatz ausfahren. Dies gilt erstmal für die Linien 3 und 4, die heute etwa 150 Meter weit vom Hauptbahnhof entfernt über die Bahnhof- und Viktoriastraße wenden. Ein halbes bis ein Jahr später soll dann auch in der Westausfahrt des Tunnels über den Sebastian-Buchegger-Platz und die Rosenaustraße der Lückenschluss zum Bestandsgleis in der Pferseer Straße fertig sein, sodass die Linie 6 Richtung Stadtbergen ebenfalls durch den Tunnel fahren kann.
