Seit 2009 können sich einkommensschwache Haushalte kostenfrei vom SKM-Stromspar-Check beraten und „durchchecken“ lassen. Das Ziel: Die Energiekosten zu senken. Vor dem Hintergrund der steigenden Energiekosten bedingt durch den Ukraine-Krieg ist das Angebot wichtiger denn je. Wir waren bei Sunni Stewe in der Klinkertorstraße 11 und haben euch ein paar einfache Tipps mitgebracht.
Was ist der Stromsparcheck?
Sunni Strewe leitet das bundesweite Projekt „Stromspar-Check“ in Augsburg, der vom SKM (Katholischer Verband für soziale Dienste e.V. Augsburg) angeboten wird. Zusammen mit ihrem Team hilft sie Menschen, ihre Energiekosten zu verringern, um Schulden vorzubeugen.
„Wir gehen in Haushalte und messen alle Geräte, die Strom verbrauchen“, sagt Sunni Strewe. „Auch die Heizungen sehen wir uns an“. Neu zum SKM Stromsparcheck hinzugekommen ist außerdem der Punkt „Klimaschutz im Alltag“. Darunter fällt beispielsweise die Nutzung des hervorragenden Leitungswassers der Stadt Augsburg.
Stromspar-Artikel im Wert von 50 Euro gibt’s gratis
Bei einem Hausbesuch werden sämtliche Stromgeräte kontrolliert, erklärt Strewe. Aber auch die Wasserhähne gehören zum Check dazu. Wenn Mitarbeitende feststellen, dass die Perlatoren in den Hähnen verkalkt sind, werden diese ausgetauscht. „Bis 50 Euro bauen wir kostenlos Energiesparartikel ein“, erklärt Strewe. Darunter zählen neben den Perlatoren auch Steckerleisten mit An- und Ausschaltknopf, Duschköpfe und LED-Lampen dazu.
Auch Gemüsenetze und eine Wasserkaraffe gehören zu den Mitbringseln des Stromsparcheck-Teams bei einem Hausbesuch.
Hilfe auf Augenhöhe
In einem Gespräch, dass wie Strewe betont, immer auf Augenhöhe und nie von oben herab geführt wird, geben die MitarbeiterInnen Tipps zum Stromsparen. Sie erklären außerdem die richtige Mülltrennung und müssen insbesondere bei zugewanderten Familien häufig Überzeugungsarbeit leisten, wenn es um die Nutzung des Leitungswassers als Trinkwasser geht. „In vielen Ländern kann man das Leitungswasser nicht trinken und daher muss bei manchen erst einmal ein Vertrauen aufgebaut werden, dass unser Wasser in Ordnung ist“.
„Der Kühlschrank ist der größte Energiefresser.“
Ein Angebot des Stromsparchecks ist außerdem der Kühlschrank-Ausstauch. „Wenn der Kühlschrank 10 Jahre alt und älter ist oder mehr als 200 Kilowatt verbraucht, gibt’s 100 Euro vom Wirtschaftsministerium für einen neuen Kühlschrank“. Aktuell kommt noch ein Energiefond spendiert durch die Kreissparkasse um neue Geräte, wie Kühlschränke oder eine neue Waschmaschine zu kaufen.
Einfache und effektive Stromspartipps
„Wenn man unsere Energiespartipps beherzigt, kann ungefähr 200 Euro gespart werden.“
Zu den offensichtlichsten Energieverlusten und damit potenziellen Einsparmöglichkeiten zählen, so Strewe, beispielsweise die Couch oder der Schrank vor der Heizung und die Nutzung von zu großen Herdplatten. Haushalte mit einem Durchlauferhitzer sollten diesen immer auf 40 Grad stellen. „Viele haben ihn auf 60 Grad, was unnötig viel Energie kostet“.
Aktuell durch die steigenden Kosten von Öl und Gas durch den Krieg in der Ukraine drehen viele einkommensschwache Haushalte die Heizung einfach ab, erzählt sie. Dass eine alte Frau, die ihr ganzes Leben gearbeitet hat, jetzt in einer kalten Wohnung mit drei Pullis und Jacke sitzt, findet Sunni schrecklich.
„Das Wasser fürs Nudelkochen im Wasserkocher heiß zu machen und dann in den Topf zu geben, ist sparsamer, als es am Herd zum Kochen zu bringen“, sagt Sunni Strewe.
Stromspartipp-Checkliste
Laptop und PC
Bildschirmhelligkeit anpassen
Laptops sind viel stromsparender als PCs mit Bildschirm
Rechner ganz ausschalten bei über einer Stunde Nicht-Benutzung
Bildschirmschoner sparen keine Energie
In der Küche
Gefriergeräte ohne Abtauautomatik ein- bis zweimal im Jahr abtauen.
Eine Kühlschranktemperatur von 7 Grad ist ausreichend – für Gefriertruhen -18 Grad
Keine warmen Speisen in den Kühlschrank stellen
Bei Neukauf auf Energieeffizienzklasse von Elektrogeräten achten
Kaffeevollautomaten bei Nicht-Benutzung ausschalten
Wasserkocher mit Heizstäben regelmäßig entkalken
Kochen
Restwärme von Kochplatten und Backofen nutzen und früher ausschalten
Deckel auf den Topf
Schnellkochtopf bei Essen mit langer Gartzeit nutzen
Aufs Vorheizen vom Ofen zu verzichten spart bis zu 20 Prozent Energie
Beispielsweise beim Nudelkochen nicht mehr Wasser erhitzen als nötig, gleiches gilt für den Wasserkocher
Umluft spart im Vergleich zur Ober-/Unterhitze Strom
Wasserverbrauch
Duschen ist sparsamer als ein Vollbad
Tropfende Hähne reparieren
Duschhahn ausschalten während dem Einseifen
Sparduschköpfe benutzen um bis zu 60 Prozent Wasser und Energie zu sparen
Bei der Toilettenspülung Wasserstopp-Taste nutzen
Heizen
Jedes zusätzliche Grad Raumtemperatur erhöht den Wärmeverbrauch um sechs bis zwölf Prozent. Daher: nur so viel heizen wie nötig
Heizungen nicht auf höchste Stufe stellen. Dadurch wird es nicht schneller warm
Heizkörper freistellen, heißt keine Möbel davorstellen
Rolläden über Nacht schließen, um Wärmeverlust zu verringern
Kühlen
Klimageräte kosten bei acht Stunden Laufzeit am Tag 100 Euro Strom im Monat
Ventilatoren dagegen nur drei Euro im Monat
Waschen
Kochwäsche ist mit modernen Waschmitteln nicht mehr nötig.
40 Grad statt 60 Grad spart etwa 50 Prozent Strom
Keinen Vorwaschgang bei normal verschmutzer Wäsche anwählen
Energiesparfunktion von Waschmaschinen nutzen
Etiketten von Kleidung zeigen die Maximaltemperatur - nicht die Temperatur mit der sie gewaschen werden müssen
Waschtrommeln voll machen. Eine Handbreit Platz reicht aus.
Waschgänge reduzieren
Wäsche an der Luft trocknen lassen, anstatt den Trockner zu nutzen
In Räumen, die nicht in Benutzung sind, Licht ausschalten
Abschaltbare Steckdosen verwenden, um Stand-By-Verbräuche zu vermeiden
Der Stromsparcheck ist wichtiger denn je
Das Team des Stromsparchecks besteht aktuell aus Sunni Strewe und fünf Mitarbeitern, die die Hausbesuche machen. Strewe ist eigentlich schon in Rente aber der Job ist ihr eine Herzensangelegenheit. Sie arbeitet acht Stunden in der Woche. „Gerade merke ich aber, ich müsste mehr reinkommen“, sagt sie. Der Bedarf sei durch die Krise stark gewachsen – die Zahl der Anfragen steige. Ihr Team arbeite mit vollem Einsatz daran, Menschen vor Schulden durch hohe Strom- und Heizkosten zu bewahren. Vor Corona sei es deutschlandweit zu 300.000 Stromsperrungen pro Jahr gekommen. „Während der Pandemie sagten die Energieversorger, sie stellen den Strom nicht ab, wenn jemand nicht zahlen kann“, sagt Strewe. Trotzdem sei es dazu gekommen.
Der SKM arbeitet viel mit den Stadtwerken Augsburg (swa) zusammen, wie Strewe erzählt. Aber auch mit der Schuldnerberatung, Schwangerenberatung, der Caritas, der Diakonie oder Tür an Tür. Über das große Netzwerk erreicht das Angebot des Stromsparchecks viele Menschen, die ihn dringend benötigen. „Wir sind für Augsburg und alle 42 Gemeinden zuständig“, sagt Strewe.
Für wen ist das Angebot des Stromsparchecks?
Die Experten vom Stromsparcheck können alle zu sich nachhause bestellen, die als Single weniger als 1.200 Euro im Monat zur Verfügung haben. Dazu zählen auch alle WohngeldempfängerInnen, Bafög- oder Sozialhilfe-EmpfängerInnen.
Wenn ihr Studierende seid, könnt ihr eure WG also auch mal durchchecken lassen. Bevor es so weit ist, seid ihr mit den oben genannten Tipps bereits gut aufgestellt.
Habt ihr noch weitere einfache Energiespar-Tipps für uns? Schreibt uns gerne an.