Läuft man aufmerksam durch die Stadt, so begegnet einem häufig ein regelrechter Schilderwald. Jedes Schild hat seine eigene Geschichte und Bedeutung. Und bei manch einer fragwürdigen Umleitung oder dem Ende des Radwegs denkt man auch hin und wieder über dessen Sinn nach.
Doch nur die wenigsten dürften sich wohl schon mal Gedanken gemacht haben, worauf die Namen einiger Straßen, an denen man meistens ohne groß nachzudenken vorbeigeht, eigentlich zurückzuführen sind und welche Besonderheiten sowie Kuriositäten es in Augsburg gibt.
Grundsätzliches
Viele Straßen im Stadtgebiet sind nach einem bestimmten Muster benannt. So gibt es über ganz Augsburg verteilt verschiedene Themengebiete, auf welche die Namen mehrerer nebeneinanderliegenden Straßen zurückgehen. Beispielhaft hierfür sind die Straßen im Univiertel, die nach Flugpionieren wie Willy Messerschmitt, Salomon Idler oder Louis Blériot benannt wurden. Die Straßen Hochzolls gehen vor allem auf Orte, Berge und Seen im Allgäu und im Oberland zurück, während im Herrenbach bedeutende Persönlichkeiten aus Literatur und Kunst das Straßenbild dominieren.
Die Partnerstädte Augsburg dagegen sind über das ganze Stadtgebiet verteilt. So befindet sich der Dayton-Ring als Teilstück der B 17 im Westen, wohingegen der Bourges-Platz in der nördlichen Innenstadt zu finden ist. Die Amagasaki- und die Nagahama-Allee bilden als Teil der Anfang der 2000er entstandenen Schleifenstraße die zweite Innenstadtumfahrung und zählen zu den meistfrequentierten Straßen der Stadt.
Kurz und lang
Wer schon mal seine E-Mail-Adresse oder ein Passwort am Fernseher eingeben musste, weiß kompakte persönliche Daten besonders zu schätzen. Bei den Straßennamen in Augsburg gibt es ein großes Gefälle – der kürzeste Name besteht aus lediglich drei Buchstaben. Wer im „Tal“ in Haunstetten wohnt (nicht zu verwechseln mit der Straße „Im Tal“, die ebenfalls in Haunstetten liegt), dem geht bei Online-Formularen nie der Platz aus.
Anders sieht es im Textilviertel aus: Die Oberbürgermeister-Dreifuß-Straße an der östlichen Seite der City-Galerie hat mit 32 Zeichen den längsten Straßennamen der Stadt. Knapp dahinter befindet sich die gegenüberliegende Oberbürgermeister-Hohner-Straße, in der in den letzten Jahren zahlreiche Studentenapartments entstanden sind.
Schon gehört?
Hier kommen ein paar harte Brocken, die wohl nur die wenigsten auf dem Schirm haben. Oder wart ihr schon mal in der Kirchenpräsident-Veit-Straße? Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, denn die kurze, nicht einmal 50 Meter lange Straße verbindet die Jakoberstraße sowie die Pilgerhausstraße auf Höhe von St. Jakob. Sie war zuvor ohne Namen und wurde 2018 nach dem evangelischen Theologen Friedrich Veit benannt, dem ersten und einzigen Kirchenpräsidenten Bayerns, der von den Nationalsozialisten zum Rücktritt gedrängt wurde.
Ebenfalls relativ neu und unbekannt ist die Albert-Schenavsky-Straße in Lechhausen. Sie befindet sich gegenüber der Kaufland-Filiale in der Meraner Straße und wurde 2016 nach dem Unternehmer Albert Schenavsky benannt, mit dem die Entwicklung des Einzelhandels im Lechhauser Industriegebiet untrennbar verbunden ist. Neben einer Aldi-Filiale gibt es in der Straße seit Kurzem auch einen Decathlon und eine L'Osteria.
Kuriositäten
Wer würde nicht gerne in der Jim-Knopf-Straße wohnen? Dies ist bald möglich, denn im Osten Lechhausens entsteht gerade ein Puppenkisten-Viertel. Im Neubaugebiet an der Wernhüterstraße gibt es neben der Jim-Knopf-Straße demnächst unter anderem die Lummerlandstraße, die Urmelstraße und den Mikeschweg.
Welcher Buchstabe ist der einzige, mit dem kein Straßenname in Augsburg beginnt? Es ist nicht das „Q“, denn das findet sich in der Quellenstraße, im Quergäßchen und im Quittenweg. Das „Y“ gibt es mit der Yorckstraße immerhin einmal. Nur mit dem Anfangsbuchstaben „X“ gibt es keine einzige Straße in der Stadt.