Von Jim-Knopf-Straße bis Zwerchgasse: 7 kuriose Straßennamen in Augsburg | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Inspiriert von der Augsburger Puppenkiste oder benannt nach alten Sagen – in Augsburg gibt es so einige Straßennamen, die einen zum Schmunzeln oder Nachdenken bringen. Wir stellen euch einige von ihnen samt Ursprung vor.

Von Jim-Knopf-Straße bis Zwerchgasse: 7 kuriose Straßennamen in Augsburg

Schmarrnzell, Kloo, Petting – bei Ortsnamen wird während einer Fahrt oft innegehalten und über die lustige Bezeichnung gescherzt. Bei Straßennamen findet man solche Kuriositäten zwar seltener, doch auch hier gibt es spannende Namen, über deren Ursprung sich spekulieren lässt.

Das Anstoßgäßchen – Begegnung zweier Welten

Auf den ersten Blick scheint der Name leicht erklärbar: ein enges Gässchen, in dem Händler mit Karren oder Menschen mit Krügen früher im Vorbeigehen aneinanderstießen. Doch so simpel ist es nicht.

Zwar ist die Gasse im Domviertel tatsächlich sehr schmal, ihr Name verweist allerdings auf etwas anderes. Das Anstoßgäßchen verbindet das Äußere und Mittlere Pfaffengäßchen und markierte früher die Grenze zwischen der bischöflichen Stadt und dem bürgerlichen Siedlungsgebiet. „Anstoß“ steht hier also für das Aufeinandertreffen der geistlichen Obrigkeit mit dem bürgerlichen Leben.

Bei den sieben Kindeln – eine tragische Sage

Der Straßenname erinnert einerseits an das Märchen Schneewittchen und die sieben Zwerge, andererseits an den E-Book-Hersteller Kindle. Was auf den ersten Blick zum Schmunzeln einlädt, verbirgt in Wahrheit eine tragische Geschichte.

An Hausnummer 3 findet sich ein altes Steinrelief, das sechs spielende Kinder zeigt. Einer Sage nach gab es noch ein siebtes Kind, das beim Spielen in den Bach fiel und ertrank. Aus Trauer vernachlässigte die Mutter die übrigen Kinder. Der Vater ließ daraufhin das Relief in die Hausmauer einsetzen, um sie daran zu erinnern, dass auch die anderen Kinder ihre Mutter brauchten.

Ein spannender Zusatz: Auch Bertolt Brecht lebte mit seiner Familie einst in dieser Straße.

Die Zwerchgasse – Vergangenheit bis zum 14. Jahrhundert

Der Name klingt verspielt – fast so, als käme er von einem nuschelnden Zwerg. Tatsächlich bedeutet „zwerch“ im Schwäbischen aber „querliegend“. Ins Hochdeutsche übersetzt heißt die Straße also schlicht „querliegende Gasse“.

Das Stadtlexikon Augsburg (Wißner-Verlag) erklärt, dass die Gasse im Ulrichsviertel im 14. Jahrhundert entstand, als ein ehemaliger Obstgarten des Klosters in ein kleines Wohnviertel umgewandelt wurde.

Am Pfannenstiel – keine Straße der Wirtshäuser

Der Name klingt nach einer Meile voller Wirtshäuser und Restaurants. Ganz so ist es aber nicht. Zwar findet man hier Lokale wie die Pizzeria Trattoria Crudo, doch insgesamt bleibt das gastronomische Angebot überschaubar.

Die Bezeichnung verdankt die Straße laut dem Stadtlexikon Augsburg (Wißner-Verlag) nicht der Küche, sondern der Form des Geländes. Sie erinnert an einen Pfannenstiel – eine Bezeichnung, die bereits im 13. Jahrhundert für bestimmte Grundstücksformen verwendet wurde.

Das Puppenkistenviertel – Urmel, Jim Knopf & Co.

Die Kasperlampel in der Innenstadt kennen viele. Weniger bekannt ist jedoch, dass in Lechhausen ein ganzes Puppenkistenviertel entstanden ist. Drei Straßen und sieben Wohnwege tragen Namen aus den berühmten Stücken der Augsburger Puppenkiste: darunter Jim-Knopf-Straße, Lummerlandstraße, Affensternweg und Urmelstraße. Ein echter Hingucker – nicht nur auf dem Briefkopf.

Im Sack – eine Straße mit Augenzwinkern

Der Straßenname „Im Sack“ sorgt schnell für ein Schmunzeln. Doch die Herkunft ist nüchterner, als man denkt. Früher war dies nämlich schlicht die Bezeichnung für eine Sackgasse. Das Durchkommen war nur bis zur damaligen Stadtmauer erlaubt, danach war Schluss. Heute ist die Straße längst keine Sackgasse mehr, doch der Name erinnert an die Vergangenheit.

Paradiesgäßchen – ein Hauch von Poesie

Verträumt klingt der Name „Paradiesgäßchen“ in der Altstadt. Das Augsburger Stadtlexikon (Wißner Verlag) berichtet, dass der kleine Weg bis 1971 „Brühlgäßchen“ hieß. Der Grund für die Umbenennung sei nicht eindeutig überliefert, doch vermutlich erhielt die Straße ihren neuen Namen wegen des dort angelegten „Kunst- und Lustgartens“ des Apothekers Christoph Georg Lohsack. Sicher ist: Bis heute verleiht der Straßenname der Adresse einen Hauch von Poesie.