Laut Stadt gibt es in Augsburg aktuell rund 2.000 Straßen, Wege und Plätze. Ihre Namen reichen teilweise bis ins Mittelalter zurück und sind ein präsenter Teil der Stadtgeschichte.
Viele Benennungen folgen einem bestimmten Muster. So gibt es über die ganze Stadt hinweg verschiedene Themengebiete, auf welche die Namen mehrerer nebeneinanderliegenden Straßen zurückgehen. Etwas verteilter sind dagegen Straßen, Wege und Plätze, die nach berühmten Augsburger Persönlichkeiten benannt wurden. Wir stellen euch eine Auswahl vor.
Eine Augsburger Märtyrerin
Afra von Augsburg gilt als Schutzpatronin der Stadt und wird als Heilige verehrt. Laut mündlichen Überlieferungen soll die Tochter des Königs von Zypern nach dessen Ermordung nach Augsburg geflohen sein, wo sie sich zum Christentum bekehren ließ. Die Verfolgung von Menschen christlichen Glaubens wurde ihr jedoch zum Verhängnis. Da sie sich weigerte, den römischen Göttern zu opfern, wurde sie im Jahr 304 zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Die Hinrichtung soll auf einer Flussinsel im Lech vollzogen worden sein. Heute ist die Afrabrücke, die Spickel-Herrenbach und Hochzoll miteinander verbindet, nach ihr benannt. In Haunstetten gibt es zudem eine Afrastraße.
In Augsburg geboren, in der Welt bekannt
Bertolt Brecht ist zweifelsohne einer der berühmtesten Augsburger Persönlichkeiten. Geboren im kleinen Handwerkerhaus „Auf dem Rain 7“, verbrachte er seine gesamte Kindheit und Jugend in der Fuggerstadt. Die meiste Zeit davon lebte er in der Bleichgasse am Oblatterwall. Die Literatur war bereits früh seine Leidenschaft. Brecht gilt als bedeutendster deutschsprachiger Dramatiker und als Theatererneuerer des 20. Jahrhunderts. Das Verhältnis zwischen Augsburg und Brecht galt lange Zeit als schwierig. Doch der früher häufig ungeliebte „Kommunist Brecht“ wird mittlerweile geschätzt und mit dem Brechtfestival gefeiert. In der Jakobervorstadt erinnert die Bert-Brecht-Straße an ihn.
Der größte Sohn unserer Stadt
Helmut Haller, genannt „Hemad“ oder „Il Biondo“, gilt für viele als größter Sohn unserer Stadt. Haller, geboren 1939 in Augsburg, war in den 50er- und 60er-Jahren einer der populärsten und erfolgreichsten Fußballer Deutschlands sowie über lange Zeit das Aushängeschild des FC Augsburg. Auch in Italien, wo er als einer der ersten Fußball-Legionäre auf Torejagd ging, machte er sich einen Namen. Haller starb im Oktober 2012 und wurde unter großer Anteilnahme auf dem Augsburger Nordfriedhof beigesetzt. Zwei Jahre später benannte die Stadt den Platz vor dem Oberhauser Bahnhof nach ihm.
Einer der Helden von Bern
Neben Helmut Haller zählt auch Uli Biesinger zu den großen Augsburger Fußballlegenden. Der gebürtige Oberhauser spielte in den 50er- und 60er-Jahren für den BC Augsburg, den Vorläufer des heutigen FC Augsburg. 1954 wurde er von Bundestrainer Sepp Herberger für das 40er-Aufgebot zur Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz gemeldet. Der Stürmer blieb zwar ohne Einsatz, war aber Teil der Mannschaft, die mit dem „Wunder von Bern“ Geschichte schrieb. Neben dem Uli-Biesinger-Weg in Oberhausen wurde auch die Stehplatztribüne der WWK ARENA nach ihm benannt.
Der umschwärmte Schlagerstar
Roy Black, bürgerlich Gerhard Höllerich, zählte zu den erfolgreichsten Schlagersängern des Landes. Aufgewachsen in Straßberg bei Augsburg, trat er im Fasching 1963 erstmals mit der Band „The Honky Tonks“ in der Kultkneipe „Charlys Affenstall“ auf. Mit dem Lied „Ganz in Weiß“ schaffte Roy Black im Frühjahr 1966 den musikalischen Durchbruch. Neben mehreren Musikfilmen wirkte er auch in der Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ mit. Roy Black starb 1991 im Alter von 48 Jahren an Herzversagen. Ihm zu Ehren entstand in Göggingen der Roy-Black-Weg mitsamt einer gestifteten Büste.
Ein Augsburger Kindheitsheld
Walter Oehmichen gründete 1948 die Augsburger Puppenkiste. Am 26. Februar öffnete er gemeinsam mit seiner Frau Rose das Marionettentheater im ehemaligen Heilig-Geist-Spital mit dem Stück „Der gestiefelte Kater“. Oehmichen schnitzte die ersten Figuren selbst, inszenierte und führte Regie. Bis ins Jahr 1972 leitete er die Puppenkiste, die seit den 50er-Jahren bundesweite Bekanntheit erlangte. Der Walter-Oehmichen-Weg in unmittelbarer Nähe zum berühmten Theater erinnert an ihn und sein Lebenswerk.
Wohnen in Lummerland
Apropos Puppenkiste: Jim Knopf, gewissermaßen auch eine Augsburger Persönlichkeit, ist ebenfalls auf dem Stadtplan zu finden. Der Stadtrat beschloss im Juli 2020, die Straßen im Neubaugebiet westlich der Wernhüterstraße in Lechhausen nach Figuren und Orten des bekannten Marionettentheaters zu benennen. Somit können bald Menschen in der Jim-Knopf-Straße, in der Lummerlandstraße oder im Mikeschweg wohnen.