Ungewöhnliche Berufe: Im Gespräch mit einer Augsburger Stadtführerin | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Was erlebt eine Stadtführerin in Augsburg und gibt es verschiedene Arten von Stadtführungs-TeilnehmerInnen? Wir haben mit Christina Höhberger-Heckel gesprochen, die in Augsburg seit fünf Jahren Stadtführungen anbietet.

Ungewöhnliche Berufe: Im Gespräch mit einer Augsburger Stadtführerin

Heute geht es um einen Beruf, den ihr sicher kennt: den Beruf des Stadtführers, beziehungsweise der Stadtführerin. Wir haben eine Augsburger Stadtführerin nach ihren schönsten Momenten in ihrem Berufsalltag gefragt. Außerdem erzählt sie uns, welche Arten von Stadtführungs-TeilnehmerInnen sie in ihrer langjährigen Berufserfahrung ausmachen konnte.

Im Gespräch mit einer Augsburger Stadtführerin

Vom Studentenjob zum Traumberuf.

Christina Höhberger-Heckel ist gebürtige Friedbergerin und seit insgesamt fünf Jahren in ihrem eigenen Stadtführungs-Unternehmen tätig. Während ihrer Studienzeit in München – sie studierte passenderweise Archäologie und Ethnologie – hat Christina Höhberger-Heckel bereits Stadtführungen durch München gegeben. Damals entdeckte sie ihre Leidenschaft dafür, Menschen für die Besonderheiten einer Stadt zu begeistern. Nach dem Studium zog es sie wieder zurück Richtung Heimat, doch ihre in München entdeckte Leidenschaft Stadtführungen zu geben, ließ sie nicht los. Kurzerhand beschloss sie, ein Stadtführungs-Unternehmen unter dem Namen „Stadtwege“ in Augsburg zu gründen – mit Stadtführungen ganz nach ihrem Geschmack: mit Anekdoten, Geschichten und Entdeckungen.

Ihr Konzept kommt bei AugsburgerInnen sowie TouristInnen so gut an, dass sie sich schnell Verstärkung holte. Heute besteht ihr Team aus 12 StadtführerInnen.

Was macht die Arbeit als Stadtführerin für Sie so spannend?

„Augsburg ist so reich an tollen Geschichten. Das macht die Stadt unglaublich lebendig und einzigartig!“

So unglaublich spannend und interessant macht es für mich, dass man nie auslernt. Es kommen immer wieder neue, historische Geschichten hinzu. Dazu kommt, dass man so viele Menschen kennenlernt. Ich kann eine Altstadt-Tour drei Mal am Tag machen und jede von ihnen ist einzigartig und nie langweilig. Der Grund dafür sind die Menschen, auf die ich mich immer wieder neu einstelle und einlasse. Das Schönste ist, das Leuchten in den Augen zu sehen, wenn teilweise alteingesessene Augsburger ein Detail entdecken, dass ihnen viele Jahre entgangen ist.

Welche Fähigkeiten brauchen Sie bei Ihrer Arbeit?

Lust und Laune, mit anderen Menschen zu arbeiten und sich auf Leute einzulassen. Man muss nicht unbedingt eine „Rampensau“ sein, aber man muss einfach Lust haben, sich mit Leuten zu unterhalten und in Interaktion zu treten. Außerdem braucht man ein wenig Feingefühl, um herauszufinden, was die Kunden interessiert und was nicht.

Müssen StadtführerInnen sich nicht wahnsinnig viel merken können?

Klar, muss man einiges wissen, aber auch ich kann mir nicht immer alles merken. Ich habe meistens einen kleinen Spickzettel dabei und falls mir etwas nicht einfällt, gucke ich da drauf. Und natürlich ist es auch keine Schande zu sagen, wenn man etwas nicht weiß. Das kann man nachrecherchieren und nachreichen. Keiner erwartet, dass man ein wandelndes Lexikon ist.

An welche lustige Situation erinnern Sie sich besonders gern?

Ich habe diverse lustige Situationen auf Stadttouren erlebt. Aber eine ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Damals hatte ein Kunde eine private Stadtführung gebucht. Privat heißt, dass sich der Kunde den Termin und das Thema aussucht. Der Kunde kam schließlich zum vereinbarten Termin an und war dann total überrascht, dass er durch die Stadt laufen sollte. Es stellte sich dann heraus, dass der Kunde davon ausgegangen ist, dass er einen Vortrag bekommt und ich eine Powerpoint-Präsentation mache. Er ist dann aber trotzdem mitgegangen.

Wenn man so viele Führungen gegeben hat wie Sie, kann man bestimmt ein paar Typen von Stadtführungs-TeilnehmerInnen ausmachen, oder?

Da kann man definitiv verschiedene Typen ausmachen. Es gibt zum Beispiel „die Ruhigen“. Die verziehen auf der ganzen Tour keine Miene und ich als Stadtführerin habe kaum Anhaltspunkte, ob ihnen die Tour gefällt oder nicht. Aber das Lustige ist: Oft sagen diese Kunden im Nachhinein, dass ihnen die Stadtführung richtig gut gefallen hat.

Das komplette Gegenteil sind „die Ausgelassenen“. Die sind lustig drauf, bringen viel Humor mit, unterhalten sich auch gern mit mir persönlich und stellen auch Fragen zu meinem Beruf. Manchmal geht man nach der Führung noch gemeinsam in den Biergarten.

Dann gibt es noch „die Präzisen“. Die wollen immer alles ganz genau wissen. Sie fragen Details, die einen als Stadtführerin herausfordern. Das finde ich super spannend, weil sie wahnsinnig viel Wissen aus mir herauskitzeln.

Und dann gibt es natürlich noch „die Augsburger“, die unglaublich stolz auf ihre Stadt sind und ihre Stadt ins Detail entdecken und kennenlernen wollen. Mir macht es unglaublich viel Spaß, mich mit diesen Leuten zu unterhalten. Ältere Augsburger erzählen dann gern von früher. Das sind sehr spannende Informationen für mich, die mein eigenes Wissen ergänzen.

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