Grauer Beton, verblasste Farben und kaum Menschen. Die drei Türme des Schwabencenters ragen hoch über die Stadt hinaus – doch ihr Anblick strahlt keinen Stolz mehr aus. Wie konnte der Glanz der einstmaligen Einkaufsmetropole so verblassen? Und welches Potenzial sehen die Eigentümer:innen der Solidas Gesellschaft in dem Gebäude?
Von Sensation zum Problemfall
In den 70er-Jahren war das Einkaufszentrum mit den drei 20-stöckigen Hochhäusern hochmodern, fortschrittlich und voller Leben. Es bot eine neuartige Kombination aus Wohnen und Einkaufen nahe dem Stadtzentrum, zu welchem Menschen über die Grenzen der Stadt hinaus aufsahen. Modegeschäfte, Restaurants und Spielwarenläden – die Ladenpassage versprach ein vielfältiges Angebot. Ein Highlight war außerdem die Diskothek „Jet Set“, in der die TV-Sendung „Disco“ mit Ilja Richter gedreht wurde.
Zu Beginn befand sich eines der drei Hochhäuser im Besitz der Sparkasse, welches die Bank jedoch im Jahr 1984 verkaufte. Dies sollte sich später noch als Problemgrundlage herausstellen, denn dabei wurden sämtliche Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt.
Bereits im Jahr 2018 war ein Umbau des Einkaufzentrums geplant, bei dem die Verkaufsfläche erweitert und das Parkhaus abgerissen werden sollten. Der damaligen Eigentümer und Investor des Schwabencenters war die SCA Objektgesellschaft Augsburg. Bereits nach wenigen Monaten kam die Nachricht, dass die Umbauplanungen aufgrund der schwierigen Eigentumsstruktur stockten. Die Folge: Das Vorhaben verzögere sich. Danach wurde es ruhig – an Veränderungen fehlte nahezu jede Spur. Zuletzt hieß es, dass das Konzept aufgrund gestiegener Baupreise und der schwierigeren Situation im Einzelhandel überdacht werde. Die Ladenpassage wurde unterdessen mit den Jahren immer mehr von Leerständen geprägt.
Im Mai 2019 trennte sich die SCA Objektgesellschaft schließlich vom Schwabencenter und gab dieses in die Hände des Augsburger Immobilienunternehmens „Solidas“. Dieses veranstaltete einen Wettbewerb, aus welchem von sieben Architekturbüros das Hamburger Büro „Fehlig Moshfeghi“ als Sieger hervorging. Daraufhin wurde es mit der Sanierungsplanung des Einkaufszentrums betraut.
Wie die Gegenwart aussieht
Beim Betreten des Schwaben Centers wird schnell klar: Der Ruhm der Ladenpassage ist längst verblasst. In den vergangenen Jahren verließen immer mehr Geschäfte die Räumlichkeiten, doch Nachmieter:innen folgten nur selten. Laut dem Immobilienunternehmen Solidas seien die Leerstände gewollt, da diese die Grundlage für einen Umbau der Passage bilden. Deshalb mussten vergangenes Jahr die restlich verbliebenen Mieter:innen im westlichen Teil des Schwabencenters ausziehen. Hierbei handelte es sich unter anderem um die Bekleidungsgeschäfte „Kik” und „NKD”, den Schuhladen Deichmann sowie das Matratzen- und Möbelgeschäft „Stars Home“. Auch der Zeitungs- und Lottoladen kündigte einen Wechsel in die City-Galerie an. Kurz darauf wurde der hintere Teil der Ladenpassage gesperrt, der laut Augsburger Allgemeinen in ein Gesundheitszentrum umgewandelt werden soll. Mit der Umgestaltung wurde im Jahr 2022 bereits begonnen.
Im östlichen Teil blieben noch einige Geschäfte geöffnet, doch Anfang dieses Jahres sollte sich die Tristesse fortsetzen. Zuerst kündigte die Stadtsparkasse Augsburg die Schließung ihrer Filiale an. Anfang April folgte Lebensmittelhändler Edeka mit der Nachricht, dass Ostersamstag der letzte offene Verkaufstag sei. Viele Anwohner:innen äußerten ihren Unmut, da damit die nächstgelegene Einkaufsmöglichkeit wegbrach. Derzeit geöffnet haben im Schwabencenter nur noch der Optiker und Hörgeräte-Akustiker „Gronde”, der Friseursalon „Top Hair”, die „Don Bosco”-Apotheke sowie der o2-Shop.
Was die Zukunft bringen soll
Die Planungen für die Neugestaltung des Gebäudes ziehen sich seit Jahren hin, doch gibt es bereits einen ersten Entwurf für den Komplex. Dieser zielt auf eine Verkleinerung der Ladenfläche, einen Abbruch des Parkhauses sowie den Neubau von Wohnungen und Apartments ab. Dafür soll das Schwabencenter in Richtung Lech um ein weiteres Gebäude wachsen. Geplant ist laut Augsburger Allgemeinen an die drei bestehenden 60 Meter hohen Türme ein etwa 30 Meter hohes Gebäude mit Handel, Gewerbe und teils auch Wohnungen anzuschließen. Außerdem sollen zum Alten Heuweg hin einige Mehrfamilienhäuser entstehen.
Die drei existierenden Türme sind von der Umgestaltung nicht betroffen, da diese nicht der Immobiliengesellschaft, sondern einer Vielzahl von Wohnungseigentümer:innen gehören. Dennoch erfahren diese indirekte Auswirkungen durch das Großprojekt. Statt dem derzeitigen Parkhaus planen die Architekten nach Bericht der Augsburger Allgemeinen eine dreistöckige Tiefgarage zu bauen, in der neben Parkplätzen für die Geschäfte auch 270 Stellplätze für Wohnungen in den Bestandshochhäusern vorgesehen sind. Außerdem sei es Solidas ein Anliegen, genug Freiräume vorzusehen, um einen Treffpunkt für die Bewohner:innen des Centers zu schaffen. Als Besonderheit ist deshalb ein Sportplatz auf dem Dach des neu zu bauenden Abschnitts geplant.
Im Bereich der Ladenpassage haben bereits erste Umbauten begonnen. Im westlichen Teil sollen sich laut Geschäftsführer Anton Kopp vor allem Dienstleister aus dem Gesundheitswesen ansiedeln. Der Bereich, in dem sich bis vor kurzem noch die Edeka-Filiale befunden hat, muss abgerissen werden. Stattdessen wird der Supermarkt gemeinsam mit einem Drogeriemarkt sowie weiteren Geschäften an einer anderen Stelle in dem Einkaufszentrum unterkommen.
Derzeit stagnieren jedoch die angefangenen Bauarbeiten in der Ladenpassage. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen zeigte sich das Immobilienunternehmen Solidas nicht glücklich über den Stillstand. Es heißt, man warte derzeit auf entsprechende Genehmigungen durch die Stadt. Wann das Schwabencenter-Projekt abgeschlossen sein wird, bleibt weiterhin unklar. Das Augsburger Unternehmen will sich dafür auf keinen festen Zeitplan festlegen.