Der an das Rathaus angrenzende Perlachturm ist eines der Wahrzeichen Augsburgs. Doch auch an ihm sind die Jahre nicht schonungslos vorübergezogen, sodass es inzwischen einige Mängel zu beklagen gibt. An Umbauten hat sich bisher jedoch noch nicht viel getan.
Von Entstehung zum Zerfall
Mit seinen 70 Metern gehört der Perlachturm zu den höchsten und mit über tausend Jahren wohl auch zu den ältesten Gebäuden der Stadt Augsburg. Bereits im Jahr 989 wurde er als Wachturm erbaut, doch bis er so aussah, wie wir ihn heute kennen, bedurfte es zahlreicher Umgestaltungen. Anfangs war er nicht einmal halb so hoch wie heute. Im Jahr 1526 wurde er erstmals erhöht und bekam kurz darauf ein Uhrwerk mit Glocke. Doch sein heutiges Aussehen im Stil der Renaissance erhielt der Turm erst in den Jahren von 1612 bis 1618 durch den damaligen Stadtbaumeister Elias Holl. Jahrhundertelang diente der Turm dann als Glockenturm der direkt angebauten Kirche St. Peter, bis er mit der Zeit jedoch überwiegend nur noch als Aussichtsplattform genutzt wurde. Ende September jeden Jahres steht er dann im Fokus: Rund um den Michaelistag am 29. September öffnet sich ein Fenster des Turms und das Turamichele tritt daraus hervor, bereit für den Kampf gegen das Böse in Form eines Drachens. Auf dem Rathausplatz davor warten hunderte Kinder, um die Stiche des Erzengels gegen den Teufelsdrachen lautstark mitzuzählen und zu bejubeln. Dieses Event konnte in den vergangenen Jahren zwar stattfinden, doch aufgrund notwendiger Sanierungsarbeiten ist der Perlachturm nun schon seit 2017 für die Öffentlichkeit geschlossen. Zwar ist der Turm nicht einsturzgefährdet, doch sind einige Renovierungsarbeiten erforderlich, bevor er wieder für Besucher zugänglich gemacht werden kann. Zum einen entspricht die Treppe im Inneren nicht mehr den aktuellen Sicherheitsanforderungen, aber auch der Naturstein der zwei obersten Stockwerke hat sich im Laufe der Jahre abgenutzt. Da die Stahlträger durch Rost aufgequollen sind, wurden ganze Steinteile weggesprengt. Bei der Sanierung muss deshalb die gesamte obere Plattform abgetragen und neu aufgebaut, sowie einige Teile der Außenfassade erneuert werden. Diese Arbeiten sind aber nicht nur sehr zeit-, sondern auch kostenintensiv.
Bemühungen der Stadt
Bei der Planung der Sanierung musste die Stadt einige Rückschläge in Kauf nehmen. Um die rund 8 Millionen teure Renovierung stemmen zu können, hoffte die Stadt ursprünglich auf die Aufnahme in ein Förderprogramm des Bundes. Als diese nicht genehmigt wurde, musste die Sanierung jedoch wieder auf Eis gelegt werden. Nun scheint es, als würden die Planungen wieder ins Rollen geraten, denn der Antrag der Stadt Augsburg auf Fördergelder aus dem Bundesprogramm „Zuschüsse für investive Kulturmaßnahmen im Inland – KulturInvest 2020“ wurde genehmigt und steuert der Sanierung fast 3 Millionen Euro bei. Damit kommt die Stadt ihrem Ziel, den Perlachturm der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, einen großen Schritt näher. Auch Oberbürgermeisterin Eva Weber zeigte sich erleichtert. „Das ist eine wundervolle Botschaft aus Berlin“, sagte sie dazu. Laut ihr würden die Augsburger:innen sich stark mit den Baudenkmälern der Stadt und auch ihrer Geschichte identifizieren. Insbesondere mit dem Perlachturm, da dieser das Stadtbild in seiner jetzigen Erscheinung nun schon seit mehr als 400 Jahren entscheidend präge.
Dennoch wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis es tatsächlich zu den ersten Arbeiten an dem Turm kommen wird. Denn trotz der Zuschüsse und auch einiger Rücklagen der Stadt sind die Kosten für die Umbauten noch nicht vollständig gedeckt. Die Stadt baut derweil auf weitere Einnahmequellen, wie Fördermittel und Spenden. Die nächste konkrete Veranschlagung soll dann im kommenden Doppelhaushalt 2023/2024 stattfinden. Doch selbst bei vollständig gesicherter Finanzierung rechnet die Bauverwaltung noch mit bis zu zwei Jahren Vorlauf für Planung und Ausschreibung. Wir sind gespannt, wann wir Augsburg wieder von der Spitze des Perlachturms aus bewundern können.