Verbundsprojekt „reGIOcycle“ – Regionales Bio-Plastik für Augsburger Pfandbecher | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Das Projekt „reGIOcycle“ sucht nach innovativen Möglichkeiten, herkömmliche Kunststoffe zu vermeiden und in der Region Augsburg eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Was ist ihr Ziel bis 2025?

Verbundsprojekt „reGIOcycle“ – Regionales Bio-Plastik für Augsburger Pfandbecher

Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit sind Herausforderungen, welche die Menschen auf der ganzen Welt betreffen und deren Bewältigung in den Händen eines jeden Einzelnen liegt. Die klügsten Köpfe nehmen sich diesen Problematiken an und suchen gemeinsam nach innovativen Lösungen, um die voranschreitenden Komplikationen einzudämmen. Auch im Raum Augsburg haben sich Forschende zusammengefunden, um gemeinsam nach innovativen Wegen zu suchen.

Chancen sehen und Wege finden

Das Projekt „reGIOcycle“ startete im Jahr 2020 mit einer zunächst dreijährigen Forschungsphase, welche nun um zwei weitere Jahre verlängert wurde. Es besteht aus einem Konsortium, welches angesichts der weltweit steigenden Abfallmengen regionale Lösungsansätze untersuchen möchte. Ziel ist die Entwicklung und Erprobung eines realisierbaren Konzepts zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft in der Region Augsburg, welches für die Stadt-Land-Beziehungen eine große Chance bedeuten könnte. Im Fokus stehen außerdem Strategien zur Vermeidung von Kunststoffabfällen sowie die Substitution herkömmlicher Kunststoffe durch biobasierte Alternativen. Gefördert wird das Projekt unter anderem von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Die ersten Schritte mit Bilanz

Ein erfolgreicher Start konnte bereits vergangenes Jahr hingelegt werden. Zur Kanu-Weltmeisterschaft am Eiskanal brachte der Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt Augsburg (AWS) 25.000 Pfandbecher in den Umlauf. In einem Modellversuch wurden die mit berühmten Köpfen der Region verzierten Getränke-Behälter anschließend an eine ganze Reihe von Kneipen sowie Restaurants weitergegeben, welche diese nach Gebrauch zur Reinigung zurücknahmen und wieder verwendeten. Wirtschaftsingenieur Felix Assies von der Universität Augsburg schätzt, dass dadurch fast 400.000 Einwegbecher eingespart werden konnten. Der „Augsburger Becher“ sei laut ihm auf diesem Weg nur ein erster Schritt – allerdings ein sehr effektiver: „Nach unseren konservativen Schätzungen wurde jeder Becher mehr als 15 Mal genutzt“, sagt Assies. „Dadurch konnten gegenüber herkömmlichen Einweg-PET-Bechern gut 20 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden.“ Das bedeute eine Reduktion von 75 Prozent, welche trotz der Energie für die Reinigung sowie der dickwandigeren Herstellung der Trinkbehälter erzielt wurde.

Nächste Ziele für die Zukunft

Das Projekt „reGIOcycle“ widmet sich weiterhin der Suche nach innovativen Wegen, um die Plastikmüll-Flut einzudämmen. Ein wichtiger Teil davon sei, laut Forschungsgruppenleiterin Dr. Andrea Thorenz, die Umweltbelastung dieser Strategien genau zu beziffern. Im Fall des „Augsburger Bechers“ handle es sich dabei um die Zeitspanne von Herstellung bis zur Entsorgung, welche von den Forschenden genau analysiert und ausgewertet werde. Solche umfassenden Ökobilanzierungen nennen sich in der Fachsprache „Life Cycle Assessments“. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass das Pfandsystem nicht nur in Punkto Klimabelastung sehr gut abschneidet, sondern etwa auch bei der Verschmutzung der Meere oder bei dem Schaden, der durch die Produktion der Getränke-Behälter an der Ozonschicht entsteht.

Aktuell bestehen die Mehrweg-Becher noch aus herkömmlichen Kunststoffen auf Erdöl-Basis, doch bis 2025 sollen diese durch sogenannte Bio-Kunststoffe ersetzt werden. Oftmals wird dafür auf Mais oder Zuckerrohr zurückgegriffen, doch entschieden sich die Mitarbeitenden des Projekts bewusst gegen diese Materialen, da deren Grundrohstoffe häufig aus Brasilien, den USA oder Thailand importiert werden. Stattdessen lautet das Ziel: Bio-Plastik mit regionalen Abfällen der Land- und Forstwirtschaft herzustellen. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Stroh und Rinde. „Wir haben dazu bereits eine Datenbank für sämtliche Landkreise in Baden-Württemberg und Bayern erstellt“, erklärt Thorenz. „Darin sind die biogenen Rohstoffe aufgeführt, die dort in großen Mengen zur Verfügung stehen und die sich für die Bioplastik-Herstellung nutzen ließen.“

Weitere Projekte von „reGIOcycle”

Neben dem Becherproblem widmen sich die Forschenden gemeinsam mit ihren Projektpartner:innen noch weiteren Herausforderungen. Eine davon ist die Entsorgung von Plastikprodukten im Biomüll durch Bürger:innen. Ursache solcher „Fehlwürfe“ sei oft schlicht Bequemlichkeit – etwa, wenn Kartoffelschalen oder Obstreste mitsamt der Tüte, in der sie gesammelt wurden, in die braune Tonne geworfen werden. Mitunter mangle es aber oftmals auch an ausreichender Aufklärung, so „reGIOcycle”. Unabhängig von seinen Ursachen führt dieses Verhalten zu unschönen Konsequenzen: Eine zu starke Beimengung von Plastik bedeutet, dass der Biomüll nicht mehr kompostiert werden darf, sondern der thermischen Verwertung zugeführt werden muss. Durch die Verbrennung gehen die darin noch enthaltenen Rohstoffe verloren.