Seit mehreren Wochen kursieren Gerüchte, nun hat Martin Sailer Klarheit geschaffen. Wie Augsburgs Landrat in einer Pressemitteilung erklärt, prüfen der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) und der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) eine Fusion. Der AVV stand zuletzt häufig aufgrund seiner Qualität und Zuverlässigkeit in der Kritik. Sailer, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des AVV ist, hatte daher vor einigen Monaten von den Gesellschaftern und dem Aufsichtsrat den Auftrag erhalten, die Chancen für einen möglichen Zusammenschluss mit dem MVV auszuloten.
Sondierende Vorgespräche
Die Initiative dafür geht auf Sailer selbst zurück, der damit auf offene Ohren stieß. Zuletzt führte er sondierende Vorgespräche, darunter unter anderem mit dem bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter und mit Gesellschaftern des MVV. Diese seien positiv gewesen, sodass nun eine Arbeitsgruppe bis Herbst prüfen soll, welche finanziellen Folgen ein Zusammenschluss für alle Seiten hätte. „Wenn uns die Ergebnisse vorliegen, werden wir mit dem Freistaat in vertiefenden Gesprächen klären müssen, ob und in welchem Umfang dieser unter Umständen dazu bereit wäre, die sogenannten Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste zu übernehmen“, sagte Sailer.
Fusion schon im kommenden Jahr?
Das Ziel sei, sofern die Rahmenbedingungen stimmen, dass der gemeinsame Verkehrsverbund bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 steht. Allerdings befinde man sich derzeit noch im Anfangsstadium. Neben den finanziellen Fragen müssen auch verschiedene rechtliche Fragen, Verträge, Inhalte und Produkte beider Verbünde auf den Prüfstand gestellt werden. Anschließend werde sich zeigen, ob vertiefende Gespräche den gewünschten Mehrwert bringen. Darüber hinaus müssen auch die politischen Gremien der betroffenen Kommunen dem Vorhaben zustimmen.
Mehrwert für die Region?
Was erhoffen sich die Verantwortlichen durch einen möglichen Zusammenschluss? Für Kund:innen wären vor allem gemeinsame Tickets von Vorteil. Mittels eines einheitlichen Verbundtarifs könnten Fahrgäste beispielsweise von Augsburg bis München oder von Wertingen bis Kufstein mit nur einem Nahverkehrsticket reisen. Zudem bietet der MVV eine moderne Produktpalette, gerade im Ticketbereich, an.
Ob die Nahverkehrspreise durch eine Fusion jedoch günstiger werden könnten, bleibt fraglich. Die Verantwortlichen hoffen zumindest, dass die starken Preisanstiege der vergangenen Jahre im großen Verbund etwas gebremst werden könnten. Insbesondere bei Linienausschreibungen könnten sich neue Potenziale und mehr Wettbewerb ergeben. Welchen Mehrwert ein Zusammenschluss tatsächlich bringen würde, werden die Ergebnisse der Arbeitsgruppe sowie weitere Gespräche zeigen.