Ein zögerlicher Tanz aus der Pandemie – das Nachtleben in Augsburg leidet

Die Corona-Einschränkungen sind aufgehoben, doch das Nachtleben der Stadt Augsburg schläft weiterhin – und wird zum Alptraum für die Gastronom:innen und Clubinhaber:innnen. Wo ist die Jugend von heute nur hin?

Ein zögerlicher Tanz aus der Pandemie – das Nachtleben in Augsburg leidet

Es ist Dienstagabend in der Augsburger Innenstadt. Die Lichter sind aus, die Straßen leer. Vereinzelt huscht eine dunkle Gestalt über das Kopfsteinpflaster, doch ansonsten bleibt es ruhig. Wo ist die wilde, feierwütige Jugend hin, die sonst auch unter der Woche die Innenstadt in eine Partyzone verwandelte? Wir haben für euch nachgeforscht.

Nachtleben in Augsburg

Die Corona-Pandemie hat die Welt geprägt und nachhaltig verändert, so viel ist sicher. Ein solcher Wandel lässt sich auch im Nachtleben erkennen und das nicht nur in Augsburg. Viele Gastonom:innen sowie Clubbesitzer:innen bangen, denn nach den harten vergangenen Jahren mag ihr Geschäft nichtmehr so recht in die Gänge kommen. Zwar hatte es unmittelbar nach Corona einen kurzen Hype gegeben, der sich jedoch genauso schnell legte, wie er gekommen war. „Vor allem unter der Woche ist es noch immer schwierig", erklärt Renata Behrendt vom Prager Stüberl gegenüber der Augsburger Allgemeinen. „Wir leben vom Freitag und Samstag", so die Wirtin. Man könnte also sagen, Corona hat im Nachtleben in Deutschland das Licht aus-, oder besser: angeknipst. Auch die Taxifahrer:innen leiden unter diesem Phänomen. „Fahrgäste aus dem Umland kommen gar nicht mehr, weil sich herumgesprochen hat, dass in Augsburg nachts nichts mehr los ist“, berichtet Taxifahrer Mehmet Senel der Augsburger Allgemeinen.

Generation Langeweile

Blitzende Lichter, eine bebende Meute. Mit kühlem Drink in der Hand tanzend und singend durch den Raum schweben – für manche Jugendliche sind solche durchtanzte Party-Nächte noch immer die pure Erfüllung. Doch er ist klein geworden, der harte Kern an Feierbiestern. Das Motto „Wir können uns doch auch zuhause einen schönen Abend machen!“ war einst den Langweilern bestimmt, doch wird es immer mehr zur Norm. Auch der Alkoholkonsum geht stetig zurück. Dieser sei aktuell seit Beginn der Aufzeichnungen auf den niedrigsten Stand gesunken, so die Tagesschau. Dafür werde aber deutlich mehr gekifft als früher.

Jugend ist „dauermüde“

Einer der möglichen Gründe für den Rückgang des Nachtlebens ist der allgemeine Wandel der Gesellschaft. Kinder verbringen schon in frühen Jahren viele Stunden vor dem Bildschirm und auch später nehmen die Digitalen Medien immer mehr unserer Zeit in Anspruch. Der Jugend wird einerseits ein zu hoher Medienkonsum und ein 24/7 Workload attestiert, andererseits müssen sie sich ständig beweisen – auch sich selbst. Das Verschwimmen der Grenzen von Freizeit und Arbeit kennzeichnet dabei das Verhalten einer ganzen Generation. Tobias Köck, Vorsitzender beim Bundesjugendring, erklärt: „Junge Menschen stehen unter Druck. Alle wollen etwas von ihnen. Zum Beispiel die Schule, die Arbeitgeber oder die Uni. Und außerdem muss noch die Welt gerettet werden. Natürlich belastet das die Jugendlichen.“ Während der Pandemie hätten zudem viele die Angebote diverser Streamingdienste sowie den Komfort der heimischen Couch immer mehr zu schätzen gelernt.

Feiern in Krisenzeiten?

Doch nicht nur Corona führte zu einem Rücklauf des Nachtlebens: Die Wiedereröffnung der Clubs hat Anfang März 2022 einen denkbar schlechten Zeitpunkt getroffen, indem sie genau mit dem Ukraine-Krieg einherging. Dieser trübte bei vielen die Feier- und Ausgehlaune. Kurz darauf folgte dann die steigende Inflation, die auch heute noch sowohl den Gästen als auch den Gastronom:innen einen großen Strich durch die Rechnung macht. Sebastian Karner, Betreiber der Kantine, berichtete dem BR, wie sehr er unter den steigenden Preisen für Energie, Personal und Getränke leide. Früher oder später werde sich das wohl auch auf die Preise der Augsburger „Kantine" durchschlagen.

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