In Bayern soll es Corona-Lockerungen für die Gastronomie, Kultur und Sport sowie für körpernahe Dienstleistungen geben. Unter anderem soll die Sperrstunde ab 22 Uhr in der Gastronomie entfallen, wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gestern, am Montag, den 7. Februar, nach einer CSU-Vorstandssitzung in München mitteilte.
Trotz steigender Inzidenz durch die Omikron-Variante, wollen mehrere Bundesländer den Schritt wagen. Söder begründete seine Entscheidung damit, dass die relevante Zahl die der Hospitalisierung sei. Die Überlastung des Gesundheitssystems sei der einzige Maßstab, Einschränkungen zu rechtfertigen. Laut Söder sei die Lage in Bayerns Kliniken stabil.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach sprach sich wiederum gegen Lockerungen aus. Geht Bayern mit den Lockerungen den richtigen Weg oder sendet der Freistaat damit falsche Signale?
Lockerungen kommen zu früh
Wir stecken gerade mitten in der vierten Corona-Welle. In Augsburg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 2.080 (Stand: 7. Februar 2022), Tendenz steigend. Die bundesweite Inzidenz liegt bei 1.426 (Stand: 7. Februar 2022). Laut Virologe Christian Drosten soll sich das Coronavirus zwar langfristig ausbreiten, um einen Immunschutz in der ganzen Bevölkerung aufrecht zu erhalten, aber nur, wenn zuvor die Impfung verabreicht wurde. Die Lockerungen sollten demnach erst umgesetzt werden, wenn mehr Menschen die Erst- und Zweit- oder die Booster-Impfung verabreicht bekommen haben. Somit wäre die Gefahr, dass das Gesundheitssystem erneut überlastet wird, deutlich geringer.
Zu wenig Menschen geimpft oder geboostert
Derzeit sind 74,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen Covid-19 geimpft. 54,3 Prozent haben bereits eine Auffrischungsimpfung bekommen (Stand: 7. Februar 2022). Besorgniserregend ist die Impfquote der über 60-Jährigen in Deutschland: Mehr als 10 Prozent sind ungeimpft. In Dänemark und Spanien liegt die Impfquote in dieser Altersgruppe bei 100 Prozent. Das Coronavirus in Deutschland freien Lauf zu lassen, würde ein hohes Risiko für die Älteren in der Gesellschaft bedeuten. Obwohl die Omikron-Variante im Vergleich zur vorherigen Delta-Variante als „mild“ eingestuft wurde, sind in ihrem Fall schwere Krankheitsverläufe wahrscheinlich.
Zudem gibt es Menschen, die sich zwar gerne gegen Covid-19 impfen lassen würden, aber nicht können, da sie beispielsweise Immunerkrankungen haben. Eine Impfung kommt für sie also nicht infrage, aber eine Durchseuchung ebenso wenig, da sie über die vergangenen zwei Jahren keine Immunität aufgebaut haben – es sei denn, sie gelten bereits als genesen.
Gesundheitspersonal wird unnötig belastet
Laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gebe es derzeit keine Überlastung des Gesundheitssystems. Das könnte sich aber schnell ändern, sobald Maßnahmen wegfallen. 25,6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind ungeimpft (Stand: 7. Februar 2022). Bis die angekündigten Lockerungen in Kraft treten, wird sich diese Zahl höchstwahrscheinlich nicht deutlich erhöhen. Selbst, wenn Omikron nicht zwangsläufig zu schweren Krankheitsverläufen bei Ungeimpften führt, wäre es fatal ein Risiko für das Gesundheitssystem einzugehen. Das Gesundheitswesen beklagt schon unabhängig von Corona ein hohes Arbeitspensum, da es an Personal fehlt.
Infektionszahlen steigen weiter an
Durch die Lockerungen sind steigende Infektionszahlen unumgänglich. Zwar gehören beispielsweise Geimpfte und Genesene, die infiziert sind, aber keinerlei Symptome haben, dazu, aber eben auch diejenigen, die einen schweren Krankheitsverlauf haben. Folglich würde es wieder strengere Corona-Maßnahmen geben, die dann beispielsweise von der Gastronomie umgesetzt werden müssen. Das ständige Auf und Ab stellt eine psychische Belastung für eigenständige Personen dar. Stattdessen sollten die Lockerungen erst dann in Kraft treten, wenn es die aktuelle Lage zulässt. So kann dann eventuell an Ostern wieder gemeinsam mit der Familie gefeiert werden.
Lest hier, was für eine Lockerung der Maßnahmen spricht: