Lagom leben – was wir von den Schweden lernen können

Das Hygge-Gefühl noch im Hinterkopf, schauen wir uns jetzt mal an, was die Skandinavier unter Lagom verstehen.

Lagom leben – was wir von den Schweden lernen können

Gerade erst wieder aus Schweden zurück im verhältnismäßig warmen Deutschland, fällt mir nach meinem Kurzurlaub in Stockholm und Luleå auf, das irgendwas hier anders läuft als oben an der Ostsee. Die Menschen in Augsburg wirken hektischer, ständig auf der Suche und irgendwie unentspannt. Und nein, ich versuche hier nicht gerade das typische Augsburger Grantler-Klischee aufleben zu lassen, die Schweden sind auch alles andere als herzlich gegenüber Fremden. Ich glaube eher, die Menschen aus dem Land der Elche und Polarlichter haben uns ein Lebensgefühl, ja sogar einen Begriff in ihrem Wortschatz voraus: Lagom.

Lagom – Was bedeutet das?

Lagom - ein Wort, dass ich auch nach 2 Semestern schwedisch weiterhin falsch ausgesprochen hätte (richtig ist: Lagum mit kurzem a), ist die Wanderlust oder das Fernweh der Schweden. Ein Wort also, dass nur in ihrem Wortschatz existiert. Übersetzt bedeutet es so viel wie genau richtig oder genau im richtigen Maß. Ob bei der Arbeit, dem Wohnen, der Kleidung oder dem Umgang mit anderen, das Lagom-Prinzip der Schweden kann auf alle Lebensbereiche angewendet werden.

Lagom – bei Mode und Deko

Nicht zu viel und nicht zu wenig. Klingt banal und ist es eigentlich auch. Zwischen Minimalismus und Überfluss leben, kann sich sowohl auf die häusliche Einrichtung beziehen, als auch auf den eigenen Kleiderschrank. Nur praktische Dinge besitzen, die sich gut mit Anderem kombinieren lassen, von guter Qualität und dabei möglichst zeitlos sind– gilt in Schweden sowohl für Kleidung als auch Deko. Und wirklich, ich habe selten so viele gut gekleidete Menschen und perfekt inszenierte Cafés und Wohnungen gesehen wie in Stockholm. Das kann nicht nur an IKEA liegen.

Lagom – einfach mal still sein

Die Schweden sind kein Volk vieler Worte. Sie würden Fremde nie spontan zum Fika machen einladen oder interessiert fragen , wo Du herkommst. Dennoch sind sie keinen Falls unhöflich, sondern nehmen sich einfach gerne zurück. Eine Art, die vom Rest der Welt häufig als unterkühlt und unherzlich wahrgenommen wird. Nicht verschwenderisch mit Gesprächen umzugehen, nicht so viel von sich selbst zu reden, um nicht anzugeben und lieber mal den Mund zu halten, anstatt am Ende etwas zu bereuen, drückt das schwedische Lagom wohl perfekt aus. Mit sich selbst im Einklang sein und andere Menschen ihr eigenes Leben leben lassen, sich nirgends einmischen – wahre Diplomaten diese Schweden.

Lagom reiht sich also ein in den allgemeinen Trend zu mehr Achtsamkeit, Sparsamkeit und einem bewussten Leben. Generell also eine sehr guter Gedanke, der uns da nach Hygge aus dem Norden erreicht hat. Jedoch bleibt auch die Frage nach der Spannung, einer Entwicklung, dem Streben nach mehr. Wenn es keine Extreme mehr gibt, wie soll ich dann im Mittelmaß leben? Und wenn ich immer lagom bin, ist das dann nicht auch irgendwann echt langweilig?

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