Gewalt gegen Frauen: Wer Frauen schützen will, muss Männer in die Pflicht nehmen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

„Wenn du gehst, bringe ich dich um“: Gewalt gegen Frauen passiert nicht im Dunkeln und nicht aus dem Nichts. Sie passiert, weil wir sie zulassen. Wir müssen endlich handeln!

Gewalt gegen Frauen: Wer Frauen schützen will, muss Männer in die Pflicht nehmen

Am 25. November sprechen wir über Gewalt gegen Frauen. Über Schläge, Drohungen, Stalking, Erniedrigungen. Über Femizide – also die Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind. Und jedes Jahr sagen wir, wie schockiert wir sind. Doch eigentlich sollten wir längst nicht mehr schockiert sein. Wir sollten wütend sein. Denn Gewalt gegen Frauen passiert nicht im Dunkeln, nicht im luftleeren Raum und nicht aus dem Nichts. Sie passiert, weil wir sie zulassen.

„Wenn du gehst, bringe ich dich um“

Viele Frauen hören Sätze wie diesen, wenn sie eine Trennung ansprechen. Und zu oft bleiben es keine Drohungen. Die meisten tödlichen Angriffe auf Frauen passieren genau in diesen Momenten – wenn sie gehen wollen, wenn sie sich befreien wollen. Der gefährlichste Ort ist für viele Frauen nicht die Straße. Es ist das eigene Zuhause.

Trotzdem müssen Betroffene immer wieder erklären, warum sie Angst haben. Behörden glauben ihnen nicht, obwohl Erfahrungen aus Beratungsstellen und Studien zeigen: Frauen kennen ihre Gefahrensituation ziemlich genau. Dass ihnen dennoch nicht ausreichend Schutz gewährt wird, ist ein strukturelles Versagen.

So ist die Lage in Augsburg

Auch bei uns fehlen Schutzplätze, Beratungsstellen sind überlastet, und Frauen werden oft von einer Stelle zur nächsten geschickt. Währenddessen laufen Täter frei herum – selbst dann, wenn sie vorher schon durch Gewalt aufgefallen sind.

Es wäre so einfach zu sagen: „Da muss die Politik etwas tun.“ Ja, muss sie. Aber auch wir als Gesellschaft müssen uns ehrlich machen: Gewalt gegen Frauen hat viel mit Macht zu tun, mit Rollenbildern, mit Abhängigkeiten, mit falscher Toleranz und mit einem tief sitzenden Problem, das wir jahrzehntelang verharmlost haben.

Wenn Männer Gewalt ausüben, müssen Männer Verantwortung übernehmen

Noch immer richtet sich der Blick zu oft auf die Betroffenen: Warum geht sie nicht? Warum zeigt sie ihn nicht an? Warum ist sie geblieben? Dabei müsste die Frage lauten: Warum hört er nicht auf? Warum schützt der Staat sie nicht? Warum müssen Frauen fliehen und nicht Täter?

Wer Gewalt bekämpfen will, muss Täter in den Mittelpunkt rücken. Dazu gehören verpflichtende Programme für gewalttätige Männer, klare Konsequenzen bei wiederholten Übergriffen und Schutzregelungen, die nicht erst greifen, wenn Blut fließt.

Wir brauchen nicht mehr Symbolik, wir brauchen Struktur

Einzelmaßnahmen reichen nicht aus. Es braucht:

  • Schnellere Schutzmaßnahmen für Frauen, die akute Gefahr melden.

  • Technische Überwachung wie elektronische Fußfesseln, wenn Männer trotz Kontaktverboten weiter drohen.

  • Besser geschulte Polizei, die typische Eskalationsmuster häuslicher Gewalt erkennt, bevor es eskaliert.

  • Gerichte, die die strukturelle Dimension von Gewalt verstehen, statt sie als „Beziehungstat“ zu verharmlosen.

  • Prävention, die schon bei Kindern beginnt: Gleichberechtigung kann gelernt werden.

  • Jugendarbeit, die Jungen zur Verantwortung erzieht, nicht zu Herrschaftsansprüchen.

Wenn ein Drittel der Jugendlichen Gewalt gegen Frauen akzeptabel findet – wie eine Studie zeigt – dann ist das nicht ein Problem der Zukunft. Es ist ein Problem von heute.

Gewalt gegen Frauen ist kein Privatproblem

Solange Frauen weniger sicher sind, weniger ernst genommen werden und weniger Macht haben, wird sich nichts ändern. Solange wir Täter beschönigen und Betroffene hinterfragen, bleibt Gewalt Alltag. Der 25. November sollte kein Tag sein, an dem wir betroffen nicken und zur Tagesordnung übergehen. Er sollte ein Tag sein, an dem wir uns fragen: Wie viele Frauen könnten heute noch leben, wenn wir ihnen geglaubt hätten? Echter Schutz bedeutet: Frauen haben das Recht, ohne Angst zu leben und Männer die Pflicht, dafür Verantwortung zu übernehmen.