"Es gibt überhaupt kein Gefühl der Dringlichkeit" – Greta Thunberg.
Die EU ruft den Klimanotstand aus, die Klimakonferenz in Madrid geht in die Verlängerung und Fridays for Future streikt auch kurz vor Weihnachten weiter für effektivere Klimaschutz-Maßnahmen. "Es gibt überhaupt kein Gefühl der Dringlichkeit", kritisiert Greta Thunberg bei ihrer Rede auf der 25. UN-Klimakonferenz in Madrid an diesem Mittwoch.
Alle müssen handeln: jede Stadt, jede Region, jeder Mensch.
Auch der UN-Generalsekretär António Guterres schlägt bei seiner Eröffnungsrede vergangene Woche einen ungeduldigen Ton an: „Was mich frustriert, ist das langsame Tempo, vor allem, weil wir die Technologien und Werkzeuge, die wir brauchen, schon haben“. Alle müssen handeln, fordert die UN – jede Stadt, jede Region, jedes Unternehmen und jeder Mensch.
Der Verkehrssektor als wichtige Stellschraube
Eine wirkungsvolle Stellschraube ist dabei der Verkehrssektor. Die Motoren werden zwar effizienter, die Autos jedoch zeitgleich schwerer. Zudem wird deutlich mehr gefahren. „Das nennen wir Ökonomen den Rebound-Effekt: Die Effizienzsteigerungen setzen sich am Ende in höhere Emissionen um“, erklärt Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Die Zahl der zugelassenen Autos in Augsburg steigt.
Rund ein Fünftel der CO2-Emissionen Deutschlands stammen von Autoabgasen – in Augsburg sind es sogar rund zwei Drittel der CO2-Emissionen. Parallel dazu steigt die Zahl der zugelassenen Autos in Augsburg und auch die Bevölkerung in der Stadt sowie die Anzahl der Pendler wird in den kommenden Jahren laut Prognosen weiter zunehmen.
Was tut sich also bei der Stadt Augsburg?
Vor knapp zwei Wochen fand im Tagungszentrum Annahof die Augsburger Klimakonferenz statt. Neben Mitgliedern der Bewegung Fridays for Future, dem Nachhaltigkeitsbeirat, dem Umweltamt und weiteren Akteuren und Interessierten sind an diesem Tag auch die Stadtwerke Augsburg vertreten. Sie stellen ihre Visionen für neue Angebote im Nahverkehr vor. Rund 30 Maßnahmen beinhaltet der Plan für nachhaltige Mobilität. Vorhandene Dienste wie die kostenlose Cityzone und das Mobilitäts-Abo für Bus, Straßenbahn, Fahrrad- und Carsharing sollen ergänzt werden – durch beispielsweise den Ausbau der Straßenbahnlinien, der Bushaltestellen und der Sharing-Angebote sowie der Elektro-Mobilität.
Ein neues Ride-Sharing-Konzept, das die Stadtwerke vorstellen, ist das sogenannte „Swaxi“. Es soll Dich als Fahrgast am Ausstieg Deiner Haltestelle aufnehmen und nach Hause bringen. Ähnlich wie bei Clevershuttle sollen dann weitere Fahrgäste eingesammelt werden, die den gleichen Weg vor sich haben, um eine maximale Auslastung der Fahrt zu erreichen. Eine weitere Vision ist der automatisierte Busverkehr, der Einsatz ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch zu störungsanfällig und zu langsam, wie Testläufe in anderen Städten zeigen.
Die Schwierigkeiten in der Umsetzung
„Die Angebote müssen aber auch genutzt werden“ – Bianca Mayr.
Neben dem klimafreundlichen Ausbau soll das Autofahren auch schlicht weniger attraktiv werden, um die Augsburger so mehr in den öffentlichen Nahverkehr zu drängen. „Die Angebote müssen aber auch genutzt werden“, merkt Bianca Mayr vom städtischen Wirtschaftsreferat an – andernfalls helfen die angestrebten und umgesetzten Maßnahmen niemandem. Kritisiert werden die Veränderungen dabei vor allem aufgrund der Smartphone-Lastigkeit und dem Fehlen von Familientarifen beim Carsharing für Eltern mit volljährigen Kindern.
Auch das Angebot „Shop & Drop“ und der Lieferservice per Rad von Boxbote zählen mit zu den klimafreundlichen Ansätzen der Stadt – und sollte dabei als Vorbild und Denkanstoß dienen: mehr Raum für den Radverkehr und ein Ausbau der Wege und Stellplätze sind ein dringendes Anliegen. Dafür müssen die politischen Rahmenbedingungen geschaffen und Fördermittel bereitgestellt werden. Das ist nicht immer einfach.
Die Klimakonferenz war noch nie besser besucht.
Die Aufmerksamkeit und das Interesse der Augsburger ist da und hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Die Klimakonferenz war noch nie besser besucht und die Räumlichkeiten voll besetzt. Ein gutes Zeichen das hoffentlich in Taten umschlägt.