Am 1. Juni 2020 bauten Klima-AktivitstInnen das Camp auf dem Fischmarkt, direkt neben dem Augsburger Rathaus, auf. Seither war es nonstop belebt – was übrigens die Voraussetzung dafür ist, dass das Camp bleiben darf. Denn nur wenn immer mindestens eine Person vor Ort ist, gilt das Camp als Versammlung.
Klimacamp ist umgezogen
Seit Anfang Dezember 2021 ist das Klimacamp nicht mehr neben dem Rathaus, sondern am Moritzplatz zu finden. Grund dafür sind die Gefahr durch herunterfallende Steine am Perlachturm. Derzeit finden Bauarbeiten am Fischmarkt – dem alten Standorts des Camps – statt, um die Gebäudefassade wieder zu sichern. Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, beabsichtigen die KlimaaktivistInnen wieder an den angestammten Platz zurückzuziehen.
Der Moritzplatz bietet Vor- und Nachteile
Mit der Zwischenunterkunft am Moritzplatz ist man im Camp sehr zufrieden. Es gebe ein paar schöne Vorteile des Standort, wie uns ein Aktivist erzählt. An den Bäumen auf dem Platz ließen sich Banner wunderbar befestigen. Außerdem komme man mit den PassantInnen leichter ins Gespräch. Mit der Internetverbindung hapere es allerdings. Auf dem Moritzplatz sei ein regelrechtes Funkloch. Dass das Klimacamp am Moritzplatz bleibt, steht allerdings nicht zur Diskussion. „Sobald die Gefahr gebannt ist, wollen wir unseren alten Platz in Sichtweite der Augsburger Stadtpolitik wieder einnehmen“, heißt es im Tagebuch auf der Website des Augsburger Klimacamps.
Was hat es mit den gelben „X“en am Moritzplatz auf sich?
Vielleicht sind euch die gelb-leuchtenden „X“e und Kreuze am Klimacamp und auf dem Moritzplatz auch schon aufgefallen.
Wir haben bei einem jungen Aktivisten im Camp nachgefragt und erfahren: Es geht um ein Dorf in Nordrhein-Westfalen. Das Dorf heißt Lützerath und wird vielleicht abgerissen, da sich darunter Braunkohle befindet, die RWE gerne fördern würde. KohlegegnerInnen, KlimaaktivistInnen und die BewohnerInnen des Dorfs versuchen genau dies zu verhindern. Das Augsburger Klimacamp informiert über den Fall mit großen Plakaten und im Gespräch.
Der Abbau der Kohle ist nach Meinung der KlimaaktivistInnen nicht mit dem 1,5 Grad Ziel vereinbar, dass im Pariser Klimaabkommen festgelegt wurde. Das Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gibt den AktivistInnen recht. Laut dem Institut müsste sogar weit mehr Braunkohle unter der Erde bleiben, um die 1,5 Grad-Marke nicht zu reißen.
Am 20. Dezember 2021 berichtete der Westdeutsche Rundfunk (WDR), dass RWE vorerst keine Vorbereitungen für Abrissarbeiten von Gebäuden und Rodungen im Ort vornehmen dürfe. So entschied das Oberverwaltungsgericht in Münster aufgrund einer Klage eines Lützerather Landwirtes gegen seine Enteignung. Das Schicksal von Lützerath ist also noch nicht besiegelt. Wann eine Entscheidung fallen wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass die AktivistInnen vor Ort in Lützerath, die AktivistInnen in Augsburg und in ganz Deutschland nicht aufgeben werden, für das Dorf einzutreten.