Kleidung, Staubsauger, Töpfe und Schmuck – bei einem Besuch im Karstadt können Produkte aus den verschiedensten Bereichen des Lebens gekauft werden. Dennoch muss sich das Unternehmen einem starken Konkurrenten stellen: dem Internet. Es ist ein harter Kampf, den die Warenhauskette im Moment zu verlieren scheint.
Steiniger Weg in Jahren der Pandemie
Es war zur Zeit der Corona-Krise, als die Talfahrt bei Galeria Karstadt Kaufhof begann. So musste der Warenkonzern 2020 erstmals Insolvenz beantragen und anschließend ein Sanierungskonzept zur Haltung des Unternehmens ausarbeiten. Doch die Maßnahmen reichten offenbar nicht aus, denn bereits Ende Oktober 2022 wurde erneut ein Antrag auf ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Starke Einschränkungen folgten, tausende Mitarbeitende verloren ihren Arbeitsplatz. Im Juni 2023 wurde das zweite Insolvenzverfahren schließlich beendet.
Dritte Krise des Unternehmens
Im Sog der Sigma-Pleite stellte das Unternehmen im Januar 2024 einen dritten Insolvenzantrag. Dieser diente auch dazu, sich von dem Eigentümer zu befreien. Da Sigma die versprochenen Finanzmittel von 200 Millionen Euro nicht aufbringen konnte, galt Galeria als überschuldet und ging in die Hände der Investoren Richard Baker und Bernd Beetz. Große Hoffnungen lasten nun auf den Schultern der beiden Männer.
Schließung weiterer Filialen für 2024 geplant
Einst war Galeria ein großes Imperium mit 172 Filialen in 47 Städten. Von diesen blieben nach den ersten beiden Insolvenzverfahren allerdings nur noch 92 Standorte bestehen. Die neuen Eigentümer kündigten nun eine weitere Reduzierung um 16 Filialen an. Betroffen sind nach aktuellem Stand folgende Städte: Augsburg, Berlin Ringcenter, Berlin Spandau, Berlin Tempelhof, Chemnitz, Essen, Köln Breite Straße, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Regensburg Neupfarrplatz, Trier Fleischstraße, Wesel und Würzburg.
Indirekte Kritik an Augsburger Immobilienfirma
Als Grund werden von den Investoren „soziodemographische Rahmenbedingungen“ angeführt. Konkret sind damit zu hohe Mietpreise gemeint. In Augsburg richtet sich diese Kritik an die Immobilienfirma Solidas, die unter anderem auch die Eigentümerin des Schwabencenters ist. Auch hier hatten die Mietenden zuletzt über zu hohe Preise der Geschäftsräume geklagt. Die Folge ist nun ein Leerstand des nahezu gesamten Kaufhauses.
Die Immobilienfirma war laut Informationen der Augsburger Allgemeinen vom Insolvenzverwalter dazu aufgefordert worden, „Ideen für einen Erhalt von Galeria einzubringen“. Laut Prokurist Daniel Utz ist man dazu bereit, doch die Möglichkeiten seien beschränkt, insbesondere mit Blick auf ein Entgegenkommen beim Mietpreis. Zuletzt sollte das insolvente Unternehmen durch eine Verkleinerung der Ladenfläche entlastet werden. Im Gegenzug übernahm Aldi Süd einen Teil der Verkaufsfläche und füllte dadurch die klamme Mietkasse ein Stück.
Hoffnungsschimmer: Gibt es die Möglichkeit eines Erhalts?
Eine Schließung der Augsburger Filiale zum 31. August 2024 wirkt bei den Schlagzeilen zwar schon wie in Stein gemeißelt, doch besteht noch die Hoffnung eines Erhalts des Standortes. Derzeit laufen nämlich Verhandlungen und auch die Stadt Augsburg setzt sich aktiv für eine Lösung ein. Oberbürgermeisterin Eva Weber veröffentlichte ein Statement, in dem sie betont: „Ich werde das so nicht stehen lassen und in den nächsten Tagen gemeinsam mit dem Wirtschaftsreferenten Wolfgang Hübschle weitere Gespräche führen und ausloten, ob es das wirklich war.“ Des Weiteren erklärt Weber, dass die Firma Solidas ein großes Interesse an dem Erhalt habe und in den letzten Wochen bereits diverse Angebote unterbreitet hätte, die „wirklich mehr als fair“ gewesen wären. Sie ergänzt: „Dass Karstadt auf diese Angebote nicht eingegangen ist, lässt mich ratlos und ziemlich ärgerlich zurück.“
Schock für Stadt und Gewerkschaft
Die Vertretenden der Stadt Augsburg hatten die Chancen für ein Bestehen der Filiale zuletzt noch als gut eingeschätzt. Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erklärte Thomas Gürlebeck, ein Vertreter der Gewerkschaft Verdi: „Das ist eine Katastrophe für Augsburg.“ So habe der Standort bis vor kurzem als sicher gegolten und die Schließung hätte sie „kalt“ erwischt. Doch neben dem Jobverlust der mehr als 90 Mitarbeitenden, reiche der Schaden noch weit darüber hinaus: „Kaufhäuser wie Karstadt sind Anker in der Innenstadt; eine Schließung reißt da ein Riesenloch“.
Die Augsburger Oberbürgermeisterin ist ähnlicher Meinung. „Es ist das einzige Kaufhaus in der Stadt und dementsprechend eigentlich konkurrenzlos“, sagt Weber und ergänzt: „Die Frequenzmessung im Gebäude, das können wir durch anonymisierte Mobilfunkraten auswerten, ist super“. Auch der Umsatz würde aktuell schwarze Zahlen schreiben.
Zukunft der Mitarbeitenden gesichert
Die rund 90 Mitarbeitenden der Augsburger Filiale wurden am Samstagvormittag über die geplante Schließung des Kaufhauses informiert. Im Zuge dessen betonte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus, der Konzern habe mit Sozialpartnern eine „sozialverträgliche Lösung“ erarbeitet. Der Plan beinhaltet unter anderem einen Wechsel aller Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft, damit sich diese auf dem Arbeitsmarkt neu orientieren können.
