Vielleicht erinnert ihr euch an den großen Aufruf vom vergangenen Jahr, als der SKM (Katholischer Verband für soziale Dienste e.V.) nach freiwilligen HelferInnen für den Kältebus-Einsatz suchte. Damals konnten viele ältere Freiwillige aufgrund der Pandemie ihr Ehrenamt nicht ausüben, weshalb akuter HelferInnen-Mangel bestand.
Heute, ein Jahr später, ist die Pandemie noch immer nicht vorbei, doch dank der Impfungen sollte alles wieder in gewohnten Bahnen laufen, oder? Wir haben beim SKM nachgefragt und erfahren, dass die Situation auch im Winter 2021 nicht einfach ist.
Herausforderungen bleiben
Von „gewohnten Bahnen“ könne man nicht sprechen, wie uns Magdalena Scheurle vom SKM Augsburg erzählt. Die aktuelle Corona-Lage habe große Auswirkungen auf den Einsatz des Kältebusses. Aufgrund der hohen Infektionszahlen müssen die Regelungen innerhalb des Kältebusses angepasst werden, erzählt sie. „Ein Beispiel hierfür ist die Durchführung der 2G-Regelung innerhalb unseres Einsatz-Teams aus freiwilligen HelferInnen“, sagt Scheurle. „Dies dient sowohl dem Schutz des Kältebus-Teams, als auch den KlientInnen“. Wie im vergangenen Jahr werden lediglich Zweier-Teams Einsätze fahren. Immerhin das sei wie gewohnt, so Scheurle.
Rückblick die Saison 2020/21
Im vergangenen Winter stand der Kältebus-Einsatz vor vielen pandemiebedingten Herausforderungen. Dennoch ist Magdalena Scheurle zufrieden mit der Saison 2020/2021. Das liege vor allem daran, dass viele AugsburgerInnen spontan so eine große Bereitschaft gezeigt hatten, HelferIn zu werden. „Wir konnten 2020 viele freiwillige HelferInnen akquirieren, die sich auch sehr flexibel auf die jeweilige Situation eingestellt haben“, erinnert sich Scheurle. So konnte trotz der schwierigen Umstände gewährleistet werden, dass der Kältebus regelmäßige Einsätze fährt.
Das Kältebus-Team 2021 steht
An freiwilligen HelferInnen mangelt es dem SKM in diesem Jahr nicht. „Wir haben wieder ein großes Team an Freiwilligen, die bereits Einsätze fahren und das auch weiterhin tun werden“, sagt Scheurle.
Jedes Jahr stellt das Streetwork-Team die Einsatzgebiete des Kältebusses neu zusammen. Damit der Bus möglichst alle Menschen erreicht, welche die kalten Nächte draußen verbringen, reagiere das Team auch auf Meldungen von BürgerInnen und fährt Orte entsprechend an, sagt Scheurle. Seit dieser Saison werde außerdem jede Fahrt dokumentiert. „So kann überprüft werden, wo weiterhin Bedarf besteht, beziehungsweise welche Änderungen sich ergeben“, so Scheurle.
Dieser Winter wird noch schwieriger
Für von Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit betroffene Personen werde dieser Winter noch schwieriger als der letzte, vermutet Scheurle. Das liege an der derzeit geltenden 3G-Regelung, beziehungsweise der 2G-Regelung, wodurch sich unter anderem die Aufenthaltsmöglichkeiten und damit Aufwärmmöglichkeiten für Obdachlose verringern.
Acht Jahre Kältebus
2014 wurde das Projekt „Kältebus“ mithilfe von Spendengeldern und mit der Unterstützung des Fördervereins „Wärmestube“ ins Leben gerufen. Seither ist der Bus mit Decken, heißem Tee, Schlafsäcken und Zelten in Augsburg unterwegs, um auf der Straße lebenden Personen mit dem Nötigsten zu versorgen. Sobald die Temperaturen nachts unter null Grad fallen, fahren die Teams los. Wie viele Personen in einem Winter auf den Kältebus angewiesen sind, lässt sich im Voraus kaum abschätzen, erzählt Scheurle. Die Situation sei sehr dynamisch. Dass der Bedarf in diesem Jahr weiter gestiegen ist, wird jedoch nicht vermutet.
Grundsätzlich versucht der SKM möglichst alle obdachlosen Personen in Übergangswohnheimen der Stadt Augsburg unterzubringen. Doch nicht alle Betroffenen wollen diese Hilfe annehmen. Einige entscheiden sich bewusst dazu, auf der Straße zu leben – auch im Winter. Um diese Einzelschicksale und kleineren Gruppen kümmert sich das Team des Kältebusses.