Bordeaux Music: DJ aus Augsburg im Interview | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Bekannt unter dem Künstlernamen Bordeaux Music legte Lukas schon in zahlreichen Clubs auf. Nicht nur im Augsburger Kesselhaus, der Kantine und dem Neuraum München – sein Dasein als DJ führte ihn sogar schon nach Korfu und Frankreich.

Bordeaux Music: DJ aus Augsburg im Interview

Für viele ein Traum, für Lukas Alltag. Bis in die frühen Morgenstunden steht er als DJ hinter dem Pult, vor ihm eine jubelnde Menge, die im Takt der Musik tanzt. Die Nacht gehört ihm, doch wie sieht sein Alltag aus? Und was macht er da an seinem DJ-Pult überhaupt genau? Kann das nicht eigentlich jeder? Wir haben den 21-jährigen Augsburger gefragt!

Hallo Augsburg: Ausbildung, DJ-Dasein, Freunde und Familie – wie schaffst Du es, das alles unter einen Hut zu bekommen?

Lukas: Ich mache derzeit eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann in einer kleinen Event Agentur und habe dabei das große Glück, flexible Arbeitszeiten zu haben. Meine Vorgesetzten kommen mir zudem wirklich sehr entgegen. Wenn ich beispielsweise unter der Woche auflege, kann ich mir den darauffolgenden Tag oft ganz frei nehmen oder erst später in die Arbeit kommen. Das ist sehr angenehm für mich, denn ansonsten würde das Ganze wahrscheinlich nicht funktionieren.

Hallo Augsburg: Seit wann bist du DJ und wie waren die Anfänge?

Lukas: Ich habe mich schon während der Schulzeit immer für DJs interessiert und wollte unbedingt lernen, selbst aufzulegen. Deshalb habe ich angefangen zu sparen, um mir mein erstes eigenes Pult zu kaufen. Das war damals noch ein ganz kleines Traktor Mischpult. Zudem habe ich in der Zeit die Schule auch etwas vernachlässigt und dadurch viel Zeit für das Auflegen gehabt (lacht). Teilweise habe ich dann auf kleineren Haus Partys gespielt, doch mein erster öffentlicher Gig war im Januar 2018 auf dem Anna-Schulball. Damals war ich 17 Jahre alt und selbst zwar auf dem St. Stephan Gymnasium, doch über Freunde wurde ich dorthin vermittelt. Kurz darauf folgte dann schon mein erster Club Gig in der Kantine.

Hallo Augsburg: Wie hast du gelernt aufzulegen? Gibt es „DJ-Lehrer“?

Lukas: Ich habe mir tatsächlich alles selbst beigebracht. Sehr hilfreich waren anfangs YouTube Videos, die mir die Grundlagen ganz gut vermittelt haben. Ansonsten ist viel einfach Learning by Doing, doch auch durch DJ-Freunde und Kollegen konnte ich mit der Zeit noch viel lernen. Wir haben öfter zusammen, unter anderem bei Haus Partys, aufgelegt und uns dort gegenseitig Tipps und Anregungen gegeben. Das war immer sehr cool. Eine große Rolle hat außerdem mein guter Freund Chris Silver gespielt, den ich an dieser Stelle unbedingt erwähnen möchte. Er hat mich immer unterstützt und mir zu zahlreichen Gigs verholfen. Dafür bin ich wirklich krass dankbar, sage ihm das nur leider zu selten. Danke für alles Chris!

Hallo Augsburg: Hast du ein Vorbild, von dem du dir eventuell auch manchmal die ein oder andere Inspiration holst?

Lukas: Ein konkretes Vorbild habe ich nicht. Sehr lange Zeit konnte ich mich nicht entscheiden, in welche musikalische Richtung ich gehen wollte. Dabei schwankte ich zwischen „Main Stream“, also der klassischen Club Musik, Techno und Goa. Vor allem letzteres war lange unter meinen Favoriten, denn einer meiner größten Gigs war damals im Kesselhaus, als ich für den Goa DJ Neelix Support spielen durfte. Letztendlich habe ich mich aber dafür entschieden, mich auf Techno & Tech-House zu spezialisieren, denn das ist die Musikrichtung, die ich selbst am meisten mag.

Hallo Augsburg: In welchen Clubs hast du bereits gespielt und wie bist du zu den Gigs gekommen? Gibt es dafür ein Bewerbungsverfahren?

Lukas: Ich habe unter anderem im Neuraum München, im Kesselhaus, dem Paradox und in der Kantine aufgelegt. Außerdem spiele ich im Sommer immer auf Korfu und bin dieses Jahr im Winter auf dem Snow Control Festival in Frankreich zu sehen. Ein paar Mal wurde ich schon regulär gebucht, aber vieles in der DJ-Szene läuft auch einfach über sogenanntes Vitamin B: Man lernt über befreundete DJs Veranstalter kennen, wird so angeschrieben und schiebt sich dann die Gigs ein bisschen hin und her. Über dieses Social Networking läuft meistens sogar mehr als über offizielle Anfragen.

Hallo Augsburg: Wo würdest du gerne mal auflegen?

Lukas: Ein großer Meilenstein in Deutschland war für mich lange Zeit der Neuraum München, den habe ich jedoch vor zwei Jahren abgehakt. Ich denke das nächste wäre auf jeden Fall das Bootshaus in Köln. Das ist auch wirklich heftig.

Hallo Augsburg: Gibt es unter DJs großen Konkurrenzdruck nach dem Motto „wer ist besser“ oder „wer kriegt den Gig“?

Lukas: Das ist sehr unterschiedlich. Ich versuche Veranstalter:innen und befreundete DJs immer zu connecten. Das man mehr miteinander als gegeneinander arbeiten sollte, ist sowieso klar. Manchmal habe ich zwar schon das Gefühl, dass ein gewisser Konkurrenzdruck existiert, trotzdem würde ich sagen, dass man sich insgesamt mehr unterstützt. Das ist auch eine gute Entwicklung, denn jeder wird feststellen, dass alles einfacher ist, wenn man mit- anstatt gegeneinander arbeitet.

Hallo Augsburg: Könntest du erklären, was ein DJ an seinem Pult macht und wie das funktioniert?

Lukas: Die DJ-Tätigkeit an sich besteht daraus Lieder zu finden, die gut zueinander passen und diese dann mit einem möglichst sauberen Übergang zu verbinden, ohne dass ein Bruch entsteht, den die Leute bemerken würden. Man kann aber auch unter die Tracks noch andere Spuren legen oder Effekte hinzufügen. Was ich lange Zeit sehr schwer fand, war das sogenannte „Beat Matching“. Dabei lässt man zwei Tracks parallel spielen, wobei diese gleichschnell und -taktig laufen müssen. Doch durch die neue Technik gibt es da mittlerweile viel mehr Hilfestellungen, deshalb ist es nicht mehr ganz so anspruchsvoll wie früher. In den vergangenen Jahren habe ich zudem gemerkt, dass auch die Musikauswahl bei einem Gig eine große Rolle spielt. Das ist mitunter sehr schwierig, denn man muss checken, wie die Leute an dem Abend drauf sind und je nachdem die Auswahl anpassen, denn nicht alle Lieder funktionieren immer.

Hallo Augsburg: Würdest du sagen, dass man als DJ musikalisch sein muss?

Lukas: Ich denke, dass auf jeden Fall ein Bezug und auch ein gewisses Musikverständnis eine Grundvoraussetzung für das DJ-Dasein ist. Technisch wird einem mittlerweile viel mehr abgenommen als früher, trotzdem würde unmusikalischen Leuten wahrscheinlich die Ausdauer fehlen, es zu lernen. Man kann es ein bisschen mit dem Erlernen eines Musikinstruments vergleichen: Es dauert seine Zeit, bis es sich wirklich gut anhört und um bis zu diesem Punkt durchzuhalten, muss man auf jeden Fall Spaß daran haben. Bis ich meinen ersten Gig hatte, habe ich mich davor auch erst bestimmt ein halbes Jahr lang eingearbeitet.

Hallo Augsburg: Nimmst du immer dein eigenes DJ-Pult zu den Auftritten mit und wie bereitest du dich zu Hause auf die Gigs vor?

Lukas: Mein eigenes Pult muss ich zum Glück nicht mitnehmen, denn in größeren Clubs ist die Technik schon gestellt und eigentlich immer die gleiche. Es gibt nur kleinere Unterschiede, die man aber in der Regel im Vornherein schon über den Veranstalter erfährt. Ich komme dann lediglich eine halbe Stunde vor dem Gig mit meinen USB-Stick und den Kopfhörern, schaue das alles läuft und das war es dann auch schon. Zu Hause plane ich nur wenig vor. Ich denke, wenn man einen ganzen Abend lang spielt, kann man nie genau sagen, was man musikalisch vorhat. Natürlich mache ich mir ein paar Gedanken, doch es ist mir wichtiger, auf die Menschen vor Ort zu achten und darauf einzugehen. Deshalb spiele ich meistens spontan die Lieder, von denen ich denke, dass sie gerade am besten passen. Das hat bis jetzt immer gut geklappt.

Hallo Augsburg: Worauf achtest du bei deiner Musikauswahl und welche Lieder legst du am liebsten auf?

Lukas: Mit der Zeit kennt man die Lieder, die am besten funktionieren, wodurch ein Grundfundus entsteht, aus dem man sich gerne bedient. Jeder DJ entwickelt dadurch meist auch Routinen: wenn man ein Lied spielt, folgt in 90 Prozent der Fällen ein bestimmtes nächstes Lied, einfach weil man den Übergang schon drin hat, es harmoniert und auch bei den Leuten gut ankommt.

Hallo Augsburg: Hängt die Musik, die du auflegst, auch von deiner eigenen Stimmung ab?

Lukas: Tatsächlich gar nicht. Wenn ich bei einer Veranstaltung auflege, stelle ich mich selbst zurück und die Gäste in den Vordergrund. Es ist mir wichtig, dass sie eine gute Zeit haben und der Vibe bei der Veranstaltung stimmt.

Hallo Augsburg: Siehst du dich in Zukunft als DJ oder bleibt das ein Hobby?

Lukas: Das lasse ich auf mich zukommen. Ich habe mir vorgenommen in dieser Hinsicht nichts zu planen. Aktuell sehe ich es als sehr coolen Nebenverdienst an, der mir auf jeden Fall super viel Spaß macht. Was die Zukunft bringt, werde ich sehen.

Hallo Augsburg: Was würdest du sagen, macht einen guten musikalischen Abschluss des Abends aus?

Lukas: Das ist eine gute Frage. Ich habe das Gefühl, ich ende ganz gerne mit einem Klassiker. Auch wenn ich den ganzen Abend über Techno spiele, ist mein letztes Lied oft ein alter Hit, den alle kennen und bei dem man gut mitsingen kann. Als ich früher noch mehr Mainstream Musik spielte, habe ich jedes meiner Sets immer mit „Bye Bye“ von Cro beendet.