Vom 20. Juli bis 8. August feiert Augsburg das Hohe Friedensfest und dieses Jahr steht alles unter dem Motto „Demokratie“. In Zeiten, in denen Demokratie keine Selbstverständlichkeit mehr ist und immer wieder angegriffen wird, setzt das Friedensbüro der Stadt Augsburg ein deutliches Zeichen. Zusammen mit vielen Vereinen, Gemeinden und zivilgesellschaftlichen Initiativen haben sie ein vielfältiges Kultur-Programm auf die Beine gestellt, das zum Austausch und Miteinander einlädt.
Buntes Mitmach-Programm
Das Friedensfest bietet eine breite Palette an Veranstaltungen: Theater, Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Poetry Slams, Filmvorführungen und Tanzperformances. Das Programm setzt vor allem auf die Beteiligung der Bürger:innen: Interaktive Formate wie Workshops, Diskussionen und Kunstaktionen laden alle ein, aktiv mitzumachen. Besonders beliebt in den letzten Jahren waren die dezentralen Friedenstafeln. Diesmal gibt es mehr Tafeln in den Stadtteilen als je zuvor, zum Beispiel in Hochzoll, Haunstetten, Oberhausen, Göggingen und im Herrenbach.
Ein Highlight ist die erste Jugendfriedenstafel am Sonntag, den 21. Juli. Alle Generationen sind eingeladen, um 15 Uhr in die Villa – Jugendzentrum Mitte (Kanalstraße 15) zu kommen und bei mitgebrachten Speisen und selbstgebackener Pizza ins Gespräch zu kommen.
Spannender Festival-Auftakt
Das Festival startet am Samstag, den 20. Juli, offiziell mit einem Gastspiel des Ensemble Phoenix aus Köln. Sie führen das Theaterstück „Gegen die Demokratie“ des katalanischen Autors Esteve Soler auf, gefolgt von einem Gespräch mit dem Publikum. Das Stück analysiert auf eindringliche Weise moderne Demokratien und ihre Herausforderungen.
Am selben Tag lädt die Augsburger Jugend zu einem Streitgespräch unter dem Motto „Streitet Euch?! Profil zeigen für eine starke und friedliche Demokratie“ ein. Mit dieser Veranstaltung beteiligt sich erstmals auch das Jugendforum Augsburg am Friedensfest-Kulturprogramm. Am Montag, den 22. Juli, diskutieren Thomas Laschyk vom „Volksverpetzer“, Yannik Haan, Autor des Buches „Enterbt uns doch endlich!“, und Prof. Dr. Janine Linßer, eine Expertin im Bereich Radikalisierungsprävention, in der Runde „Was bringt die Demokratie in Gefahr?“.
Demokratie als Lebensform
Demokratie ist mehr als nur eine Regierungsform, sie lebt von täglichem Austausch, Toleranz und Respekt. Das zeigt sich auch im Programm des Friedensfests, das viele Beteiligungsformate bietet. Eine besondere Rolle spielt die interaktive Kunstausstellung „Democracy in Progress“ vom 20. Juli bis 8. August, geleitet vom Pangäa Kollektiv. Die Ausstellung lädt mit Workshops, Lesungen und gemeinschaftlichen Kunstprojekten dazu ein, die Möglichkeiten zur Mitgestaltung einer demokratischen Zukunft zu erforschen.
Der „hcknzs“-Hackathon vom 19. bis 21. Juli, organisiert von Bluespots Productions e.V. und dem Friedensbüro der Stadt Augsburg, beschäftigt sich mit der Nutzung digitaler Räume durch antidemokratische Kräfte. 48 Stunden lang arbeiten Coder:innen, Designer:innen, Künstler:innen, Bastler:innen und Aktivist:innen gemeinsam an Konzepten und Prototypen, um den Rechtsextremismus zu „hacken“.
Am Sonntag, den 28. Juli, laden die Lechhauser Religionsgemeinschaften zu einem Running Dinner der Religionen ein. Beim Stadtteilrundgang wird ein Drei-Gänge-Menü an verschiedenen Orten serviert, um die Vielfalt des Viertels erlebbar zu machen.
Workshops: Demokratie (und Frieden) lernen
Viele Workshops bieten die Möglichkeit, sich intensiver mit den Themen Frieden und Demokratie auseinanderzusetzen und kreativ zu werden. Die Peace Summer School vom 19. bis 21. Juli widmet sich dieses Jahr dem Verhältnis zwischen Demokratie und Konflikt und untersucht, wie ein konstruktiver Umgang mit Konflikten den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken kann. Dazu gehören Workshops wie „Demokratie gestalten: People Power“ und „Demokratie erleben: Kreativität und Spontaneität wahren“.
Der Asylpolitische Frühschoppen von Tür an Tür e.V. am 28. Juli behandelt das Thema „Demokratie und Diversity in der komplex vielfältigen Gesellschaft“. Das Transferzentrum Frieden Augsburg bietet Workshops zur Konfliktbearbeitung im Alltag an, etwa „Wie der Umgang mit unterschiedlichen Werten möglich werden kann“ und „Keine Angst vor Konflikten! So geht Konfliktbearbeitung“.
Hohes Friedensfest & Kunst
Im Rahmen der Langen Nacht der Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement im Sensemble Theater diskutieren am Mittwoch, den 24. Juli, Schriftsteller:innen, Theater- und Musikschaffende über den Beitrag der Kunst in einer demokratischen Gesellschaft. Teilnehmende sind unter anderem Raphaela Bardutzky, Shida Bazyar und Thomas Brussig. Die Veranstaltung wird von Bayern 2 live übertragen.
Am Dienstag, den 30. Juli, findet im Annahof ein Open Air Poetry Slam statt, bei dem Slammer über die Herausforderungen der heutigen Demokratie sprechen.
Am Freitag, den 2. August, wird anlässlich des Porajmos-Gedenktags das Theaterstück „Zigeuner Boxer“ von Rike Reiniger aufgeführt, das von Unrecht, Schuld, Zivilcourage und Mut handelt. Nach dem Stück gibt es ein Podiumsgespräch.
Am Mittwoch, den 7. August, tritt Goran Bregović mit seiner 15-köpfigen Band auf der Freilichtbühne am Roten Tor auf. Sein Programm „Three Letters From Sarajevo“ erinnert an die friedliche Koexistenz der drei Religionen in Bosnien.
Das diesjährige Mural zum Friedensfest 2024, gestaltet vom Mural-Duo Soihe & Claire Prouvost, zeigt die Säulen der Demokratie unter einer starken Sonne. Ab dem 1. August kann nicht nur das fertige Kunstwerk, sondern auch der Entstehungsprozess bewundert werden.
Gespräche als Grundlage der Demokratie
Die Demokratie lebt vom Austausch auf Augenhöhe. Deshalb finden sich viele Gesprächsrunden im Programm.
Am Sonntag, den 21. Juli, fragt die Diskussionsrunde des Nachhaltigkeitsbüros: „Wie egoistisch ist unsere Demokratie?“.
Am Montag, den 29. Juli, beleuchtet der Runde Tisch der Religionen bei der Veranstaltung „Demokratie und Religion – Ein Widerspruch?“ demokratische Strukturen innerhalb von Religionsgemeinschaften und ihr Verhältnis zum modernen Staat.
Am 6. August befasst sich die Veranstaltung „Strategien gegen Rechts – Für eine offene und demokratische Gesellschaft“ von Pax Christi Augsburg mit dem Thema, wie man autoritären und fremdenfeindlichen Tendenzen entgegentreten kann.
Höhepunkt: Augsburger Friedenstafel am 8. August
Der Höhepunkt des Friedensfests ist die große Friedenstafel am Donnerstag, den 8. August, auf dem Rathausplatz. Alle sind eingeladen, mitgebrachte Speisen und Getränke zu teilen und ins Gespräch zu kommen. Oberbürgermeisterin Eva Weber eröffnet die Friedenstafel, anschließend sprechen Vertreter:innen des Runden Tischs der Religionen Friedensgrüße.
Programm: Hohes Friedensfest, 8. August 2024
• 10 Uhr: Ökumenischer Festgottesdienst zum Hohen Friedensfest in St. Ulrich und Afra, Festpredigt: Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf aus Schaumburg-Lippe
• 10 Uhr: Ökumenischer Familiengottesdienst zum Hohen Friedensfest in Evangelisch St. Ulrich
• 11:30 Uhr: Augsburger Friedenstafel zum Hohen Friedensfest
• 12 bis 17 Uhr: Kinderfriedensfest im Zoo und Botanischen Garten
• 19 Uhr: Festkonzert „Junge Philharmonie Augsburg“